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Warum "Trap" scheitern musste
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Seit Stuttgarts Präsident Erwin Staudt am 17. Juni 2005 stolz mit einem freudigen "Habemus Mister" Giovanni Trapattoni (66) präsentierte, ist viel passiert. Bis zur Entlassung des "Maestro" am späten Abend des 9. Februar war es eine lange Quälerei - für den Coach und den Verein. Mit einem unglücklichen Ende.
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Seine Zeit ist abgelaufen: Giovanni Trapattoni und der VfB Stuttgart - ein teures Missverständnis.Präsident Erwin Staudt hatte dem "Reutlinger Generalanzeiger" am Mittwoch ein Interview gegeben, in dem er seinen Coach noch vehement verteidigte ("Ich kann ihm ja nicht anlasten, dass wir das Tor nicht mehr treffen"). Dies sollte am Freitag erscheinen, ging am Donnerstag um 19 Uhr als Vorabmeldung an die Presseagenturen. Da waren Trapattoni und sein Assistent Andreas Brehme schon für 21 Uhr in die Stuttgarter Geschäftsstelle geladen, wo sie Staudt, Finanzdirektor Ulrich Ruf, Teammanager Horst Heldt und Sportmanager Jochen Schneider von ihrer sofortigen Entlassung in Kenntnis setzten.
Irgendwie wirkte das Gebilde von Beginn an instabil. Es passte nicht zusammen: Hier der geruhsame schwäbische Traditionsverein VfB, dort der weltmännische Trapattoni mit seinem Gespann: der italienisch parlierende 90er Weltmeister Brehme, Konditionstrainer Fausto Rossi (55), ein Professor mit Lehrauftrag an der Uni Perugia, und Torwarttrainer Adriano Bardin (62, alle Verträge bis 2007), der einst Gianluigi Buffon auf Weltklasseniveau geführt hat.
Für den Italiener und sein Trainerteam war es spätestens seit November ein Kampf um Resultate. Zu seinem Glück klappte es kurz vor der Winterpause mit Siegen in Wolfsburg (1:0) und gegen Schalke (2:0), so dass eine Entlassung an Weihnachten kein Thema mehr war. Trotz spürbaren Bruchs zwischen Mannschaft und Trainer. Kaum ein Spieler der sich ungefragt lobend über den Trainer und dessen System äußerte.
Deshalb drangen immer wieder Episoden nach außen, die Trapattoni als Respektsperson diskreditierten. Was im Falle von Andreas Hinkel zu einem neuen Spitznamen ("Klinsmann") führte. Im Erfolgsfall schmunzelt eine Mannschaft über derartige Lappalien, wenn ein Trainer im Eifer des Gefechts unbewusst den rechten Außenverteidiger mit dem Namen des Bundestrainers anspricht. Wenn es - wie beim VfB - partout nicht laufen will, wird daraus beißender Spott.
Und davon war die Stimmung unter den verbliebenen 21 Profis der Stuttgarter geprägt. Längst hatte dieser Negativtrend die beiden Dänen Jon Dahl Tomasson und Jesper Grönkjaer erreicht. Beide hatte Trapattoni unbedingt gewollt. Beide wären ohne den Mister nicht nach Stuttgart gekommen. Doch Grönkjaer mutierte zum Einwechselspieler. Im November wurde von dessen Nationaltrainer Morten Olsen schon die Frage gestellt, was Trapattoni mit Grönkjaer eigentlich will. Schließlich sei der nur in einem 4-3-3-System als linker Offensivspieler bestens zu verwenden. Als Tomasson nun nach dem 0:0 in Köln zum wiederholten Male monierte, dass kein Spielmacher vorhanden sei, der die Angreifer gut in Szene setzen könne, fand sich sogar der beste VfB- Stürmer (sechs Tore) gegen Bremen auf der Bank wieder. Es war Trapattonis letzte Aktion.
Eine der enttäuschendsten Statistiken ist jene mit den Toren nach Standardsituationen. Ganze drei Treffer schaffte der VfB so unter Trapattoni und belegt damit den letzten Platz in dieser Tabelle. Christian Tiffert (zweiter Spieltag, nach Einwurf), Jon Dahl Tomasson (fünfter Spieltag, nach Freistoß) und Danijel Ljubioja (zehnter Spieltag, Foulelfmeter) waren die drei Glücklichen. Hannover 96 hat sich mit 17 Toren nach Standards die Fleißkarte erarbeitet. Auch die Spielweise hat nicht gepasst. Das VfB-Team, jung, wild, offensiv in den letzten Jahren, wehrte sich gegen Traps Defensivkonzept. Viererkette, zwei defensive Sechser und zwei offensive, die gerne auch nach hinten arbeiten sollten. Das war den Spielern zu viel Sicherheit.
Größtes Problem waren fehlende Tore durch Mittelfeldspieler, die nur drei der zwanzig Trapattoni- Treffer markierten (Tiffert, 2, und Meißner). Kein Abwehrspieler traf - der erste war Ludovic Magnin in Bielefeld im Spiel eins nach Trap - , die restlichen 17 Tore gehen auf die Stürmer (Tomasson 6, Ljuboja, Gomez je 4, Cacau 2 und Streller). Dadurch wurden die Schwaben für jeden Gegner leicht ausrechenbar.
Trapattoni und der VfB - ein riesiges Missverständnis. Und ein teures obendrein. Geschätzte vier Millionen Euro Abfindung werden für das entlassene Trainerpaket fällig, wenngleich darüber noch nicht konkret gesprochen wurde. Darauf wartet Trapattoni mit seinem Berater noch. Bis zur Klärung will sich der "Maestro" öffentlich nicht äußern.
Stuttgart: Trapattoni und der VfB - ein riesiges Missverständnis
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Stuttgart: Trapattoni und der VfB - ein riesiges Missverständnis
Auf gehts Espen, kämpfen und siegen !!!!!
R.I.P. ESPENMOOS
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