SPIEGEL ONLINE - 02. Februar 2006, 19:29
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TV-Millionen
Große Clubs gewinnen Verteilungs-Machtkampf
Keiner bekommt weniger, wenige bekommen deutlich mehr: Das ist das Ergebnis der Liga-Vorstandssitzung, das heute allen 36 Proficlubs mitgeteilt wurde. Demnach werden die TV-Gelder künftig nach einem Leistungsprinzip verteilt - die Reaktionen sind gespalten.
Frankfurt am Main - Zufrieden mit dem Ergebnis zeigte sich vor allem der Vorstandschef des FC Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge. Das Modell sei fair, "deshalb muss sich keiner beschweren. Der Kompromiss ist tragfähig für alle, der Leistungsgedanke wurde gefördert", sagte Rummenigge, der mit Hinweis auf die zuletzt harten Auseinandersetzungen mit Heribert Bruchhagen erklärte, es gehe nicht "um Bayern oder Eintracht Frankfurt".
Dem neuen Modell nach wird der aktuelle Tabellenstand vierfach gewertet, die Spielzeit zuvor dreifach und die beiden Saisons davor zweifach beziehungsweise einfach. Der Vorstandsvorsitzende der Eintracht wollte von seiner Kritik an diesem Modell nicht abweichen. "Vom Grundsatz her ist die Spreizung größer geworden. Ich halte das für problematisch für die Bundesliga. Diese Haltung gebe ich nicht auf", sagte Bruchhagen, der zuletzt im Interview mit SPIEGEL ONLINE auch Ligapräsident Werner Hackmann attackiert hatte.
Dieser verteidigte in einer ersten Stellungnahme den Beschluss des Ligavorstandes, der den 36 anwesenden Clubs nicht zur Abstimmung vorgelegt, sondern lediglich präsentiert wurde. "Vom Grundsatz her wollen in der Liga Leistung mehr belohnen. Wir wollen, dass unsere Clubs ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit erhalten können", sagte im Anschluss an die Sitzung. Bruchhagen erachtete es jedoch als den wichtigeren Ansatz. "die Spannung in der Bundesliga zu erhalten". Der Manager von Mainz 05, Christian Heidel, zeigte sich zufrieden mit dem neuen Modell. "Wir können damit leben. Es ist ein ausgewogenes Modell. Die Schere klafft nicht mehr so weit auseinander", so Heidel.
"Gut ausgegangen für die, die reichlich haben"
Profitieren könnte vor allem der Deutsche Meister Bayern München, der immer wieder vehement auf einen höheren Anteil an den 420 Millionen Euro, die ab der kommenden Saison verteilt werden, bestanden hatte.
23,3 Millionen Euro plus eine Meisterprämie von vier Millionen Euro (bisher maximal 16 Millionen) können die Bayern kassieren. Die Extraprämie wird aus dem Topf der internationalen TV-Vermarktung (18 Millionen Euro) bestritten. Ob Rummenigge den angedrohten Gang vor das Bundeskartellamt nun verwirft, ließ er offen. Der Bayern-Boss wollte dort die Alleinvermarktung prüfen lassen.
Zwischen der ersten und zweiten Liga werden die Einnahmen künftig im Verhältnis 78,5:21,5 geteilt. Die aktuelle Saison wird vierfach und damit am höchsten bewertet. Zudem verschiebt sich die Auszahlung aus dem im Grundlagenvertrag mit dem DFB fixierten Solidartopf von 10,3 Millionen Euro zu Gunsten der Clubs, die Nationalspieler stellen. Sie erhalten statt 50 Prozent künftig 80 Prozent der Gelder.
Bochums Aufsichtsratschef Werner Altegoer sprach sich nach der Sitzung für eine Satzungsänderung aus. Er wolle künftig bei Entscheidungen von solcher Tragweite eine Abstimmung der Vollversammlung der Lizenzvereine einführen, so Altegoer, der jüngst mit einer Boykottdrohung der kleinen Clubs gegen Bayern München gedroht hatte. "Es ist gut ausgegangen für diejenigen, die ohnehin schon reichlich haben", so Altegoer, "wir haben unseren Standpunkt dargelegt, aber was nützt das, solange die Statuten nicht geändert werden?"