15. Januar 2006, NZZ am Sonntag
«Der Wechsel war unnötig»
Hans-Peter Zaugg über den neuen Job als Xamax-Sportchef
NZZ am Sonntag: Hans-Peter Zaugg, Sie waren lange Trainer, zuletzt bei den Young Boys. Seit kurzem sind Sie Sportchef bei Neuchâtel Xamax. Ist Ihnen der Berufswechsel schwergefallen?
Hans-Peter Zaugg: Ja und nein. Ich hätte gerne weiter als Trainer gearbeitet, ich schätze täglichen Kontakt mit Spielern. Anderseits gibt es in der Super League nur zehn Klubs. Es ist schwierig, als Trainer wieder einen Verein zu bekommen. Deshalb habe ich mich länger mit dem Gedanken befasst, ob ich allenfalls in der Challenge League oder als Sportchef arbeiten würde.
Haben Sie die Entlassung als Trainer von YB verarbeitet?
Der Wechsel war unnötig - das glaube ich nach wie vor. Ich hatte keine Probleme mit der Mannschaft. Man forderte mehr Spektakel. Mit dem neuen Trainer spielt YB nicht attraktiver, eher im Gegenteil. Mit diesem Team kann das primäre Ziel nur sein, nicht zu verlieren. Insofern habe ich ein wenig Recht behalten.
Wie lautet ihr Auftrag in Neuenburg?
In einem Jahr bezieht Xamax das neue Stadion. Meine Aufgabe ist es, für die nächste Saison eine schlagkräftige Mannschaft zusammenzustellen. Das ist möglich, denn Präsident Sylvio Bernasconi ist im positiven Sinn ein verrückter Typ, er hat Visionen. Er hat mir zugesichert, die nächsten Jahre Präsident zu bleiben und in die Mannschaft zu investieren. Das hat mich überzeugt. Obwohl ich eher Realist bin, habe auch ich Ziele. Sie decken sich mit den Visionen des Präsidenten.
Sie sind Vorgesetzter von Trainer Miroslav Blazevic. Wie ist Ihr Verhältnis?
Nach der kurzen Zeit kann ich seine Arbeitsweise noch nicht einschätzen. Nach dem Trainingslager auf Zypern werde ich mehr wissen. Aber Blazevic ist überzeugt, dass er mit dieser Mannschaft in der Super League bleiben wird. Das gefällt mir. Und Blazevic ist sehr erfahren, sehr clever.
Xamax meldete jüngst drei Transfers aus der kroatischen Liga. Was hatten Sie mit diesen Verpflichtungen zu tun?
Nicht viel. Ich schlug dem Präsidenten lediglich vor, diese Spieler zu verpflichten, wenn es finanziell möglich ist. Hier kommt mir meine Erfahrung zugute: Will der Coach Spieler, sollte ihn der Sportchef unterstützen.
Marcel Hottiger und davor Reto Gertschen waren Ihre Sportchefs bei YB. Welche Fehler, die Gertschen oder Hottiger unterliefen, wollen Sie vermeiden?
Tatsächlich habe ich viel Erfahrung mit Sportchefs, ich erinnere auch an Mathias Walther im GC. Meine Vorstellung ist, nahe bei der Mannschaft zu sein, mitzufiebern, das Team zu unterstützen - so wie etwa Fredy Bickel im FC Zürich oder Ulli Hoeness bei Bayern München. Ich werde nicht auf der Tribüne sitzen und alles von oben herab kühl analysieren.
Birgt es nicht Konfliktpotenzial, wenn der Sportchef seine Rolle mit der des Trainers verwechselt?
Ich bin mir dieser Gefahr bewusst. Aber wer als Sportchef nahe bei der Mannschaft ist, mit dem Trainer die Spiele analysiert und die Arbeit hautnah mitverfolgt, kann auch gegenüber dem Vorstand besser argumentieren und sein Urteil abgeben. Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass ein guter Trainer die tägliche Unterstützung des Sportchefs schätzt.
Interview: Stephan Ramming