Schmidt: "WM-Stadien sind sicher"
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Mit einer eigens anberaumten Pressekonferenz reagierte das WM-Organisationskomitee auf die Vorwürfe der Stiftung Warentest, die bei einer Untersuchung teils gravierende Mängel an den WM-Stadien festgestellt hatte.
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Gerd Graus, Sprecher des OK, machte gleich zu Beginn klar, dass man die angesprochenen Mängel keineswegs als Sicherheitsrisiko ansehe. Dies würden die vielen Bundesligaspiele, die ohne jeglichen Zwischenfall durchgeführt wurden, bestätigen.
Horst R. Schmidt, WM-OK-Vizepräsident, erläuterte, dass man nach der Vorstellung der Studie der Stiftung Warentest in Gesprächen mit den zwölf Stadienbetreibern in einer Konferenzschaltung die aufgeworfene Problematik über die Fluchtwege und den Brandschutz diskutiert habe. Dabei kam man zu einem eindeutigen Schluss. "Es bleibt dabei: die deutschen WM-Stadien sind sicher", stellte der Funktionär unmissverständlich fest.
Der DFB und das OK seien sogar Vorreiter in Sicherheitsfragen. Vielmehr begründete Schmidt die unterschiedlichen Auffassungen mit einem Expertenstreit über geeignete Fluchtwege. In eigenen Untersuchungen und Gutachten mit den Stadienbetreibern kam man zu ganz anderen Ergebnissen, da Fluchtwege nicht zwingend in den Stadioninnenraum führen müssten.
Schmidt, der vor allem auf die behördlichen Genehmigungen verwies, fügte aber auch an, dass man einzelne Verbesserungsvorschläge durchaus überprüfen und gegebenenfalls umsetzen werde. Die Stiftung Warentest lobte Schmidt dafür, "konstruktiv mit der Problematik umgegangen zu sein" und für das Bemühen, Lösungen zu finden.
OK-Mediendirektor Wolfgang Niersbach dagegen zeigte sich "sehr verärgert" über das Vorgehen der Stiftung Warentest, die mit ihrer "schlampig formulierten" Pressemitteilung eine Diskussion losgetreten habe, deren Sachstand nicht belegt sei. "Wir sind sehr für die Panik-Forschung, aber sehr gegen Panikmache. Und dies wurde mit dieser Ankündigung betrieben", so der sichtlich erregte Niersbach.
Für die Deutsche Fußbal-Liga (DFL) stellte Geschäftsführer Spielbetrieb Holger Hieronymus, der unmittelbar nach der Vorstellung der Studie der Stiftung Warentest gefragt worden war, ob denn die Rückrunde in den Bundesligastadien gesichert sei, klar, dass das Thema Stadionsicherheit bei der Lizensierung eine wesentliche Rolle spiele und erläuterte, dass die Kriterien dafür sehr eng an FIFA- und UEFA-Richtlinien angelehnt sind.
Das OK sei laut Schmidt nicht "gekränkt", man trete aber falschen Darstellungen entgegen. "schließlich sind die Stadien das Herz der WM" und entsprechend werde man diese auch betreuen.
Die Ergebnisse der "Stiftung Warentest" im Einzelnen:
Vier Stadien mit "erheblichen Mängeln":
WM-Stadion Berlin
fast keine Fluchtmöglichkeit durch tiefen Graben, lange Ausgangstreppen im Fanblock, fehlende Sprinkleranlagen in Logen
WM-Stadion Gelsenkirchen
keine Fluchtmöglichkeit auf das Spielfeld, Fluchtwege von Logen nur über Innenbereich, im Gastronomiebereich zu wenig Rauchabzüge
WM-Stadion Leipzig
keine Fluchtmöglichkeit aufs Spielfeld, große Fallhöhe von unterer Rangabgrenzung, problematische Fluchtwege durch Tunnel, vermeidbare Brandgefahr
WM-Stadion Kaiserslautern
lange Fluchtwege, steiler oberer Rang mit zu geringer Stufentiefe, Nordtribüne mit rauchgefährdetem oberen Umgang, keine Brandmelder, ungünstiger Rauchabzug, kein Feuerwehraufzug
Vier Stadien mit "deutlichen Mängeln"
WM-Stadion Hamburg
nur teilweise Rettungstore zum Spielfeld, steiler oberer Rang mit geringer Stufentiefe, keine Brandmelder im Logenbereich
WM-Stadion Frankfurt
ungünstige Eingangsgestaltung, Fluchtwege von Logen-Tribünen nur über Innenbereich, niedrige Brüstung im Rang, vermeidbare Brandgefahren
WM-Stadion Dortmund
keine Rettungstore an Nord- und Südtribüne, teils komplizierte Fluchtwege, zu hohe und unregelmäßige Stufen, viele vermeidbare Brandgefahren
WM-Stadion Stuttgart
teils ungünstige Fluchtwege von den Logen, dort auch keine Sprinkler, keine Steigleitung, Feuerwehr-Wege nicht optimal
Stadien mit "geringen Mängeln"
WM-Stadion Hannover
viele Rettungstore, günstige Fluchtwege, keine Markierung der Rettungstore, Stolperrisiken durch lange Treppenabgänge, teilweise unregelmäßige Stufen
WM-Stadion München
schmale und abschließbare Rettungstore, oberer Rang steil, teilweise unübersichtliche Fluchtwege im Gastronomiebereich, vermeidbare Brandgefahren
WM-Stadion Nürnberg
viele Rettungstore, aber große Fallhöhe von unterer Rangabgrenzung zum Spielfeld, Fluchtwege von Logen nur über Innenbereich, Logenbereich mit wenigen Wandhydranten, keine durchgängige Feuerwehrumfahrt
WM-Stadion Köln
nur seitliche Rettungstore mit Fluchtmöglichkeit über Tunneleinfahrten, teils ungünstige Fluchtwege von den Logen, teilweise hohe Stufen auf Tribünen, vermeidbare Brandlasten
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