Haki schuftet wie ein Berserker!

VON THOMAS NIGGL
23.12.2005 | 00:04:32

BERN u2013 Unser Fussball ruht im Winterschlaf. Doch einer ist hellwach. Während sich andere in den Ski-Ferien den Weihnachts-Speck anfuttern, schwitzt sich Nati-Star Hakan Yakin (28) die Pfunde von den Rippen.
Seit fast zwei Jahren durfte der YB-Regisseur nicht spielen, weil beispielsweise ein Trainer wie Matthias Sammer in Stuttgart nicht auf ihn setzte. Und zuletzt konnte er nicht, weil die Adduktoren schmerzten.
Doch endlich ist Haki schmerzfrei. Und deshalb ist der Basler heiss auf sein Comeback im WM-Jahr 2006. Haki hat derzeit nur vier Grossbuchstaben im Kopf: YB und WM!
Und dafür schuftet er wie ein Berserker. Täglich zwei Stunden und mehr. Haki büffelt Kondition, macht Krafttraining, Sprints und Stretching.
Therapie gehört ebenfalls zum ausgewogenen Programm. Und wenn der Mann, der nicht gerade das Image eines Trainings-Weltmeisters hat, alleine durch die Wälder um Basel rennt, wundern sich sogar die Rehe...
Haki lächelt zufrieden und verrät: «Ich habe mir erstmals in meinem Leben eine Puls-Uhr gekauft.»
Und besonders stolz ist er darauf: «Ich habe sechs Kilo abgenommen. Als ich zu YB kam, brachte ich noch 84 Kilo auf die Waage.» Und wie fühlt sich das Abspecken an? Haki: «Man ist einfach schneller und beweglicher, ganz klar.»
Haki und sein neues Lebensgefühl. Er ist topmotiviert: «Wichtig ist, dass ich auch im Kopf wieder frei bin.» Yakin nennt auch gleich den Grund: «Unser neuer Trainer Gernot Rohr ist nicht einfach gekommen und hat herumgepoltert: Was ist denn hier eigentlich los? Wann sind Sie endlich fit? Nein, er hat mir gesagt: Hakan, nehmen Sie sich Zeit! Werden Sie gesund! Wenn Sie wieder okay sind, sind Sie mein Mann.»
Das Vertrauen Rohrs ist Balsam für Haki: «Fussball ist vor allem eine Kopfsache. Man muss mental stark sein. Herr Rohr hat mir mit seinen Umgangsformen sehr viel gegeben. Und das werde ich ihm zurückgeben.»
Auch über Weihnachten und Neujahr gibt Haki Vollgas. Und dann holt er sich in einem 4-tägigen Trainingslager vom 4. bis und mit 7. Januar in Magglingen den letzten Schliff. Kost und Logis bezahlt er aus der eigenen Tasche.
Sein persönlicher Betreuer ist einer, der in der Schandnacht von Istanbul mitgemischt haben soll: Nati-Physio Stephan Meyer! Auch gegen ihn hat die Fifa eine Untersuchung eingeleitet.
Doch das ist für Haki überhaupt kein Problem: «Das interessiert mich nicht. Stephan ist ein hervorragender Fachmann. Ich freue mich jetzt schon auf sein Spezialprogramm, damit ich am 9. Januar mit YB wieder topfit in die Vorbereitung zur Rückrunde einsteigen kann.»
Für den besten Schweizer Fussballer brennt die Kerze der Hoffnung wieder. Er verspricht: «Ja, ich sehe wieder das Licht. Das neue Jahr wird mein Jahr.»
Das wäre gut u2013 für YB und auch für Nati-Coach Köbi Kuhn, der auf einen gesunden Hakan Yakin niemals verzichten wird.
Haki: «Nach der EM in Portugal jetzt noch eine WM-Teilnahme. Das ist nicht bloss für mich, sondern für jeden Profi das Allergrösste auf der Welt.»