Asselerade hat geschrieben:mir ging es um die kontrollpunkte und die handlungsweise, bzw wie die palästinensern an diesen behandelt werden...
area a, area b, area c...genau das ist der punkt an der ganzen sache...
religion als hauptschuldigen wollte ich gar nicht aussagen, eher, die stille anektierung des westjordanlandes durch israel..die verwässerung, das unmöglichmachen den eigenen staat zu leben...keine ahnung, ich könnte das als bewohner keinesfalls aushalten. desweiteren wage ich zu fragen, ob in ca. 50 jahren dieses problem in dieser form noch besteht...nimmt man die demographischen veränderungen ost-jerusalems (ca. 50% orthodoxe juden) als beispiel, dann wird das westbankproblem meiner meinung nach in 50 jahren erledigt sein...klangheimlich - völkerrechtswidrig...
RADIKALISLAMISCHE hamas (negativer touch der sprache) - ORTHODOXE juden (positive, bzw normaler touch)...in meinen augen die gleiche scheisse.. vom westen allerdings nicht so aufgefasst, oder vom wem hat man mehr "angst"?
meiner meinung nach ein sehr sehr dreckiges, aber sehr cleveres "spiel" von israel in der westbank (um die religiösen stätten geht es bei der siedlungs- und area-politik doch gar nicht. es geht darum sich ein land zu "erklauen"; im wissen dass alles was nicht krieg ist, zwar verurteilt, dennoch zähneknirschend akzeptiert wird von unserer ach so modernen, demokratischen welt)
im westjordanland wird eine herangehensweise für jedermann DER DIES AUCH MÖCHTE sichtbar, die meiner meinung nach exemplarisch für die vorgehensweise des westens ist. deshalb sind die medien auch lieber voll mit berichten über die raketen der hamas. die einzige "wunde" der israelis ist der gazastreifen (wo das unmoralische "spiel" für die welt sichtbar wird), aber was macht das schon, solange man mit dem todbringargument "terror" herumspielen kann? versteht mich nicht falsch, habe kein patentrezept und mache mir auch keine gedanken darüber, dennoch, und das ist elementar in dieser situation, sollte man die moralfrage ganz nüchtern und ernsthaft stellen. dabei kann man nur zum schluss kommen, dass die politik des staates israels verbrecherisch und unwürdig ist (ganz unabhängig vom verbrechen und den grausamkeiten der araber). und so einem staat schenkt man mehr vertrauen und zuwendung als der "anderen seite"...für mich der kern der falschen herangehensweise von aussenstehenden in diesem konflikt..ob unwissenheit, verblendung, westliche angstneurosen oder dummheit...keine ahnung, will es nicht wissen und ist mir auch egal...
das ist dann doch ziemlich arg verzerrt. solche kommentare von leuten, die einmal rüber fahren, noch zwei tage in der westbank anhängen und dann mit der totalen moralkeule und begriffen wie "verbrechen", "unwürdig" sowie antiwestlichem furor im vokabular zurückkommen, gibt es unzählige. was nichts daran ändert, dass sie höchst selektiv sind.
dennoch kurz:
- area a/b/c wurden von israel wie der PA im rahmen von oslo II ausgehandelt und sind keine einseitige festsetzung.
- die israelische besiedlung nach 67 ist sehr wohl (aber nicht ausschliesslich) religiös motiviert. Siehe Levinger, Kook, überhaupt Gush Emunim und der ganze religiöse Zionismus. Die ganze, ausführliche Geschichte dazu: "Lords Of The Land" von Akiva Eldar.
- die demografischen behauptungen sind etwas konfus. israel ist u.a. gegen eine annexion, weil in einer one-state-solution gerade die "demografische falle" zuschnappen würde (was mit abstrichen bereits für die israelischen araber, mittlerweile über 20% der bevölkerung israels
innerhalb der grenzen vor 67. ostjerusalem ist, korrekt, ein anderer punkt - aber eben gerade weil es ostjerusalem ist und israel seit dem gesetz von 1980 jerusalem als "ewige, unteilbare hauptstadt" betrachtet (international nicht anerkannt).
- dass die westbank unwiderruflich mit jüdischen siedlungen zerfressen ist und so ein zusammenhängendes palästinensisches staatsgebiet verunmöglicht wird, ist eine der oft wiederholten behauptungen, aber sie ist dennoch falsch. abgesehen von den grossen blöcken wie maale oder ariel nahe der 67er-grenze sind die siedlungen so gesetzt, dass sie relativ schnell zu räumen sind - politischer wille vorausgesetzt. siehe:
http://www.haaretz.com/opinion/the-lies ... s-1.467947
- der altbekannte vorwurf an die proisraelischen medien... dass seit jahren raketen aus gaza fliegen, wird ausserhalb israels (und z.t. auch in tel aviv) kaum zur kenntnis genommen. siedlungsausbau in der westbank - sowie die folgenden internationalen proteste - hingegen in der regel schon. letzteres ist auch richtig und völlig angemessen, natürlich.
- bzgl "vertrauen" und v.a. "zuwendungen" an die beiden seiten - als korrektiv deiner behauptung lohnt sich ein blick auf die internationalen hilfsgelder, die an die PA fliessen sowie die summe der ngos, hilfsorganisationen etc die in palästina stationiert sind - eine solche dichte/höhe findet sich sonst proportional nirgends auf der welt. und woher kommen die zuwendungen? mhm, auch vom dreckigen westen... was mit dem geld dann passiert - auch da lohnt sich ein blick in die statistiken. zb. in die verschiedenen korruptions- bzw. transparenz-indizes.
- und doch noch was zur moralkeule: moral kennt keine dies- oder jenseitige heimat, und moral ist nicht das völkerrecht. in der moral, mit der du hantierst - und die in ereiferungen über den nahostkonflikt stets herangezogen wird - ist das kollektiv alleiniger träger moralischen rechts oder unrechts. dem individuum, dem einzelnen araber oder juden und seinen wünschen nach einem guten leben ist damit nicht rechnung getragen, weil er in der homogenen gruppe festgezurrt wird. dass sich ein ausbruch aus diesem erstarrten kollektivdenken lohnen kann, hat ausgerechnet ein palästinenser aufgezeigt - indem er sich für eine einstaatenlösung stark macht: sari nusseibeh, "what is a palestinian state worth?". man darf solche durchdachte moralische stimmen, die über good/evil hinausdenken, ruhig lesen, bevor man weiterwettert.
und: der eigene augenschein vor ort ist schön und gut und lohnt sich in der westbank - auch ausserhalb vom aktivistenparadies ramallah, die westbank hat vor allem im norden viel zu bieten, man kann da tagelang
wandern, ohne auf eine der siedlungen zu stossen, die ja das land zerteilen. der persönliche augenschein, auch nach ca 8mal bei mir, ist jedoch kein garant für einen soliden und kompetenten blick zur lage. sondern, eben: rein subjektiv. das gilt insbesondere für die persönlichen gespräche. in denen spielt nicht unbedingt eine rolle, wer dein gesprächspartner ist, sondern wer du in dessen augen darstellst - ein westler, der sich die lage "mit eigenen augen" ansehen will und der danach, entsprechend gebrieft, entrüstet nach hause fährt und über israel klagt. "paliwood" ist ein sehr polemischer und überzeichneter begriff für die gute palästinensische kommunikationsarbeit, aber er ist auch nicht völlig falsch.