Mundharmonika hat geschrieben:Wenn dieser Bankangestellter andauernd seine Anti-Kapitalismus-Theorien verbreiten würde, fände ich ihn genau so nervig und heuchlerisch wie Kollege Ergic. Weisst Du, wenn alle Leute so wären wie Ergic und dieser Bankangestellte, dann würde sich diese "schlechte Welt", die sie so heftig kritisieren, ja nie ändern. Wenn man will, dass sich etwas an den Umständen ändert, die man kritisiert, dann muss man entweder etwas dagegen tun oder diese Umstände zumindest nicht unterstützen.
Ich z.B. bin gegen Kinderprostitution. Folglich käme es mir nicht in den Sinn, irgendwo in Asien eine Minderjährige f...en zu wollen.
Im weiteren bin ich gegen Stierkämpfe. Konsequenterweise werde ich nie einen Stierkampf besuchen.
Ich bin für Umweltschutz. Deshalb habe ich kein Auto und benutze die öffentlichen Verkehrsmittel und versuche auch sonst, mich möglichst umweltgerecht zu verhalten.
In Asien mich aber mit einer 12-Jährigen zu vergnügen, weil diese noch unerfahren sind, oder einen Stierkampf zu besuchen, weil man so etwas halt einmal gesehen haben muss oder für jeden Einkauf ein Auto zu benutzen, dann aber den Moralapostel zu spielen und mit dem Zeigefinger auf die anderen zu zeigen, die das Gleiche machen, das finde ich wirklich im höchsten Masse heuchlerisch.
Konkret: Dein Bankangestellter hätte mit seiner Gesinnung einen anderen, sozialeren mit seinen Ideologien kompatibleren Beruf wählen sollen. Falls er erst mit der Zeit zum Anti-Kapitalisten wurde, dann hätte er sich umschulen lassen können oder mit dem vielen Geld, das er als Banker verdient, könnte er eine Stiftung gründen, um Unterdrückte unterstützen. Ivan Ergic hätte seinen Beruf als Fussballprofi an den Nagel hängen und mit dem ebenfalls verdienten Geld irgendwo in einem armen Land als Lehrer arbeiten können, um dort seine Thesen von Gerechtigkeit und Anti-Imperialismus zu propagieren oder er hätte sich als Schriftsteller betätigen können. Es hätte bei beiden Typen genügend Alternativen gegeben, beide bevorzugten aber, wie die Maden im Speck zu leben und dabei die Vorzüge der von ihr kritisierten Welt zu geniessen.
Als Freier von Kinderprostituierten, als Fan von Stierkämpfen und auch als Umweltschützer verdienst du aber nichts, deshalb hat das nichts damit zu tun, was ich dir sagen wollte. Ich habe auch extra Bankangestellter und nicht Banker geschrieben, weil ich damit keinen Top Investment Banker gemeint habe, sondern einen normalen Kundenberater. Klar hat auch der irgendwie die Möglichkeit sich umschulen zu lassen, aber wie oben erwähnt, dafür muss man eine gewisse Linie überschreiten, was die meisten nicht tun. Und wenn das Bankgeschäft das beste ist, was er kann, dann wirds um so schwerer. Mein Beispiel funktioniert aber insofern nicht, da der Bankangestellte keine öffentliche Person ist und somit auch keine Plattform für seine Ideologien erhält. Aber es ging mir mehr darum zu zeigen, dass es sehr viel braucht um aus dem normalen täglichen Leben auszubrechen.
Dazu kommt dass Ergic sicher in seiner Zeit als aktiver Fussballer viel Geld verdient hat, aber was er damit macht bzw. gemacht hat wissen wir ja nicht. Oder ich weiss es zumindest nicht. Aber ich glaube nicht, dass er eine Ferrari Sammlung in der Garage hat.
Vielleicht sollte er in seinen Texten mal aufarbeiten, weshalb er denn solange im Fussball Business war und exorbitante Löhne bezogen hat. Was hat ihn trotz seiner Einstellung so lange gehalten. Würde er heute etwas anders machen, was genau und so weiter. Zudem hatte er ja auch Depressionen, vielleicht hängt das ja auch irgendwie zusammen, wer weiss.
Ergic hat als Spieler beim FCB viel geleistet, deshalb gehört es sich für mich nicht, ihn jetzt wegen ein paar Schriften in seinem Faden derart durch den Dreck zu ziehen. In erster Linie zählt für uns ja das, was auf dem Platz passiert.