SubComandante hat geschrieben:Immer halt eine Frage, was bei all der Dis/Information stimmt. Aber das mit Folter dürfte wohl schon der Fall gewesen sein; nach der Freilassung haben sich viele Oppositionelle dem IS oder der Al Nusra Front angeschlossen.
Man muss sich nur die schiere Menge an Berichten von Amnesty Internation und anderen Organisation ansehen. Die Verweigerung von Assad, unabhängige Rotkreuz-Mitarbeiter zu den Gefangenen zu lassen tut das übrige. Selbst Standorte der Gefangenen und Art der Unterbringung waren weder bekannt noch wurden diese Anfragen in irgendeiner Weise bearbeitet.
SubComandante hat geschrieben:Der Nationalismus fing nicht nach dem 1. Weltkrieg an. Das loderte schon länger. Die Türkei und Deutschland kann man nicht vergleichen. Vor dem 2. Weltkrieg gab es schon zwei erbitterte Kriege. Die Türkei und Deutschland nach dem 1. Weltkrieg sind zwei völlig verschiedene Schuhe. Und bei Deutschland war es nicht nur Todesstrafe und der Umgang mit der Opposition. Das Ergebnis kennen wir. Der Versailler Vertrag war ein brandbeschleuniger. Aber man könnte sich schon die Frage stellen, ob es nicht auch ohne Versailler Verträge zum grossen Knall gekommen wäre.
Nicht ganz richtig. Bismark selbst sagte: Kannst du das Volk nicht einen, beginne einen Krieg. Auch vor dem ersten Weltkrieg war das deutsche Kaiserreich extrem nationalistisch. Hitler hat nur an diesen Nationalstolz appeliert. Und mit dem Versailler Knebelvertrag war auch ein gutes Argument gefunden. Ehrlich gesagt glaube ich aus heutiger Sicht, dass ein Hitler ohne den Versailler Vertrag und dessen Auswirkung in alle Bereiche der deutschen Zivilgesellschaft (inkl. Armut) es sehr schwer gehabt hätte. Den Populismus braucht immer einen Närboden, einen Schuldigen. Der Populismus ist die Hitzequelle, die Angst zu Hass destilliert.
Natürlich kann man die 2 Nationen nicht vergleichen. Aber die Mechanik von Despoten und Diktatoren ist immer wieder diesselbe. Die Geschichte erfindet sich hier nicht neu.
SubComandante hat geschrieben:Das habe ich nicht gesagt. Gegenüber Nordkorea sehen selbst die Mobutus Afrikas harmlos aus. Ich wollte nur bemerken, warum die Atomwaffen angeschafft wurden. Und man kann auch nicht Nordkorea alleinig verteufeln. China dürfte auch kein Liebling von Amnesty International sein. Nordkorea geht in dieser Form nicht. Und ich bin eigentlich jemand, der vorsichtig ist beim Verteufeln anderer Regierungsformen und das Hochloben der Demokratie als alleinige Lösung, die alternativlos für alle Länder mit anderer Geschichte ist.
Bin der gleichen Meinung ausser in einem Punkt. Eine Demokratie mit einer sozialen Marktwirtschaft ist auf lange Zeit dass einzige was Frieden garantiert. Die Gewalt des Volkes flankiert mit einer freien Marktwirtschaft welche aber kontrolliert wird und auch auf soziale Umverteilung setzt. Niemals darf zu viel Macht an einem Punkt gebündelt werden, jeder kontrolliert jeden.
SubComandante hat geschrieben:Direkte Finanzierung. Indirekte Finanzierung. Finanzierung ist Finanzierung. Waffenverkäufe von Deutschland an Saudi Arabien von über 2 Mia. ist halt indirekt auch eine Unterstützung des IS oder der Al Nusra Front. Oder wie in der Anstalt beschrieben: eigentlich macht die Deutsche Armee nichts anderes als indirekte Luftaufklärung für die Al Nusra Front. Die USA wusste von dem Aufkommen des IS und liess diesen gewähren. Und ja, das mit ehemaliger Mitglieder der Baath Partei stimmt wohl leider und macht den Irak-Krieg nebst des Zusammenbruches und Menschenrechtsverletzungen wie massenweiser Einsatz von Uran Munition noch schlimmer. Dies, also das Wissen des Aufkommens des IS, war die Aussage eines hohen US Militärs und nicht von einem Schwachkopf Marke Alex Jones. Wegen Finanzierung des IS und der Al Nusra Front, der man nachsagt, noch kaputter und menschenverachtender zu agieren als der IS, dürften vorallem die Beteiligten der geplanten Gaspipeline von Katar in die Türkei dahinter stecken.
Im Endeffekt spielt es wirklich keine Rolle. Ich glaube kaum dass es jemand im Kalifat des IS interessiert, ob diese Untermenschen jetzt Waffen haben welche durch Saudi Arabien oder Lafarge-Holcim finanziert wurden. Auch diese Waffenverkäufe (notabene auch durch die Schweiz !?!) sind auch mir ein Dorn um Auge.
Gemäss US Geheimdiensten werden aktuell an die 200 verschiedene islamisch geprägte Terrororganisationen überwacht. Und dies sind nur jene, die aufgefallen sind und Strukturen aufweisen, welche man als Gefahr begreifen muss. Der IS wurde aufgrund obengenannter Tatsachen sehr schnell sehr gross. Und er war militärisch extrem gut geführt, effizient organisiert und sein Rekrutierungssystem ehrlich gesagt eine Meisterleistung. Ich würde aufpassen, solch komplexe Strukturen wie im Nahen Osten auf eine Pipeline zu reduzieren. Der Konflikt in Nordirland war auch ein Glaubenskrieg, aber er war trotzdem viel komplexer als nur Sinn Fein/IRA vs. Protestanten vs. GB. Ich hatte mal das Vergnügen ein Gespräch mit einer Mitarbeiterin des Diplomatischen Corps des EDA zu führen, welche lange in Botschaften und Konsulaten im nahen Osten gearbeitet hat. Ich habe geglaubt schon etwas über den nahen Osten zu wissen, aber nach diesem Gespräch wusste ich, dass ich überhaupt nichts weiss. Politische Führer, deren Herkunft, die Geschichte von Gruppierungen, Radikalisierung, Einfluss des Westens, Einfluss lokaler Grossmächte, territoriale Ansprüche, Stämme, Kriege die schon sehr lange her sind usw. Das ganze ist wirklich sehr, sehr komplex.