Somnium hat geschrieben: 31.07.2025, 11:39Bei der Sozialhilfe ist nur schon die Administration („Behörde“) so angenehm wie eine Katheter-Entfernungen mit Morgenlatte.
Ein reiches Land wie die Schweiz sollte Menschen, die oft auch gesundheitlich am Limit leben, besser und würdevoller, mit weniger Verachtung vor allem, behandeln. Bei der Sozialhilfe entscheiden Menschen, die alle ein Gehalt von ü5000 Franken haben, über die Zuteilung von Brosamen. Habe vor längerem Mal in diesem Forum über meine Erfahrungen mit dieser Institution berichtet.
OK, an Deinen damaligen Beitrag kann ich mich leider nicht erinnern. Ich kann nur sagen dass ich selber keine negativen Erfahrungen mit dieser Instiitution gemacht habe. Klar, es ist natürlich mit etwas Papierkram verbunden (aber kein Vergleich mit einer Steuererklärung, the real pain in the ass), aber ich fühlte mich jederzeit anständig behandelt. Daher überraschen mich Ausdrücke wie "Verachtung" jetzt doch etwas.
Was mir besonders in Erinnerung gebleiben ist: Allein die Tatsache dass ich mich vorab auf der Website informiert hatte welche Unterlagen benötigt werden, diese herausgesucht, kopiert und zur Erstanmeldung mitgebracht hatte, hat der Dame am Schalter fast Tränen der Rührung in die Augen getrieben. Hiess für mich als Schlussfolgerung, die grosse Mehrheit wird wohl einfach mal hinlatschen und sagen "ich brauch Kohle, Mann". So was triggert mich halt auch massiv! Egal wie unfreiwillig man bei der Sozialhilfe ist: wer Geld vom Staat will, soll sich auch ein bisschen bemühen. Meine Meinung.
Aficionado hat geschrieben: 31.07.2025, 11:43
Weg vom Casino-Kapitalismus. Ich bin klar für eine Marktwirtschaft. Angebot und Nachfrage. Sei es bei Fachkräften oder beim Frauenfussball.
Bei den fehlenden Fachkräften können unsere Neoliberalen auf billig Import ausweichen, statt die hiesigen Fachkräfte anständig zu entlöhnen resp. die Attraktivität einzelner Berufe zu steigern.
Arbeit muss sich wieder lohnen.
"Im Prinzip" bin ich da voll bei Dir. Aber trotz allem ist es halt so eine Sache mit Angebot und Nachfrage. So lange auf der einen Seite Leute
bereit darauf angewiesen sind, für 3500 Fr. im Monat Scheisshäuser zu putzen, und auf der anderen Seite Konzerne (und Fussballclubs) ihren Topmanagern (und Spielern) Millionen-Saläre zahlen, weil es sich lohnt, die besten bei sich zu haben, wird sich daran nichts ändern.
Somnium hat geschrieben: 31.07.2025, 13:53Niemand geht mit gesundem Verstand zur Sozialhilfe, weil er das für besser als Arbeiten hält.
Nochmals: Da müssen wir über den Anteil an Leuten mit gesundem Verstand diskutieren.
Die Leute die lieber mit wenig Geld auskommen und dafür den ganzen Tag chillen können, anstatt sich für ein bisschen mehr (aber immer noch wenig) Geld den ganzen Tag von einem Chef knechten zu lassen, die gibt es nun mal.
Somnium hat geschrieben: 31.07.2025, 14:07
Gibt noch so ein krasses „Bestrafungs“-Ungleichgewicht zu eher den Lasten der Habenichtse:
Schwarz
fahren (100 Franken Busse und Eintrag in ein Register) und Falsch
parken (40 Franken Busse)
Der Vergleich Fahren vs. Parken hinkt aber schon ziemlich, oder? Wenn schon, müsstest Du Schwarzfahren mit (Auto-)Fahren ohne gültigen Führerschein vergleichen. Da sieht's dann mit der Bestrafung etwas anders aus.
„Schwarzfahren“ ist übrigens ein Delikt, dass die Nationalsozialisten nach der Machtergreifung etabliert haben!
Wenn ich das jetzt auf die Schnelle richtig gesehen habe, haben die Nazis daraus eine Straftat (statt einer Ordnungswidrigkeit) gemacht, so dass man dafür ins Gefängnis kommen kann. Aber strafbar ist Schwarzfahren vermutlich, seit es das gibt (sprich: seit nicht mehr an jeder Tür ein Billeteur oder eine Billeteuse steht).