Konter hat geschrieben:@joggggeli: Mich würde mal etwas interessieren. Laut deinen Posts zu dem Thema, scheinst du ja sehr interessiert zu sein am taktischen Aspekt im Spiel und beobachtest dieses auch. Dass du hier bei Fischer einen Mangel an taktischer Kompetenz zuschreibst ist ja dein gutes Recht. Ich frage mich aber, weshalb du Yakin so häufig als positives Gegenbeispiel zitierst. Er konnte die Mannschaft super einstellen, gegen Teams, welche spielerisch besser waren als Basel und mehr Ballbesitz hatten. Das wars aber im Grunde auch schon. Deshalb war er auch euruopäisch mit dem FC Basel so erfolgreich, ausser gegen eher schlechtere Teams, wie zum Beispiel Steaua.
Wenn es darum ging, spielerisch zu überzeugen und gefährliche Chancen zu kreieren gegen tiefstehende Gegner war Yakin aber einer der schlechtesten Trainer, die wir in den letzten Jahren hatten. Die vielen 1:1s und 0:0s oder 1:0s in der Saison 13/14 haben dies klar und deutlich gezeigt. Auch wird ja von dem Ur-Zürcher Fischer gerne gefordert, dass man gegen die Zürcher immer zu gewinnen hat und ein Unentschieden unverzeilich sei. In 8 Partien 13/14 holte man gegen die Zürcher Teams mit Yakin 6 Unentschieden, 1 Sieg und eine Niederlage.
Weshalb also bist du so Anti-Fischer und so Pro-Yakin?
Vielleicht habe ich ein bischen übertrieben mit Yakin hochjubeln (Evtl. weil es für mich die erste unverständliche Trainerentlassung war, Yakin hat uns in der Saison wo er übernommen hat den Arsch gerettet und in Saison Zwei den Meistertitel geholt und mit dem meiner Meinung, zumindest spielerisch schlechtesten Kader der letzten Jahre, zugegeben, da war er nicht ganz unschuldig dran). International war der FCB immer super eingestellt. In der Liga gab es viele unansehnliche Spiele, dass war aber im ersten Jahr ein bisschen anders in meinen Augen.
Yakins Spielkonzept (Defensiv gut und kompakt stehen und mit variablem Konterspiel die grossen in der CL und EL ärgern) war in meinen Augen deutlich besser geeignet für den FCB, da wir normalerweise einen Kader mit genügend individueller Qualität haben um auch in der Liga die Spiele zu entscheiden. Wenn man sich die Resultate ansieht, dann wird man sehen, dass wir mit Yakin sehr häufig zu 0 gespielt haben. International haben wir mit dieser Defensivtaktik die grössten Erfolge erzielt, sogar ein Europa League Final lag in Reichweite. Wir waren eine enorm unangenehm zu spielende Mannschaft und tatsächlich sehr variabel und unberechenbar und vor allem enorm kompakt.
Kommen wir jetzt zur Offensivtaktik mit Ball... die war unter Yakin nicht so das Wahre, weiss ich auch von Spieleraussagen. Allerdings war der Kader in der Rückrunde der zweiten Saison in meinen Augen so schwach, von Verletzungen geplagt und komplett auf dem Zahnfleisch aufgrund der Doppelbelastung, dass ich es schlicht unfair fand Yakin nicht noch eine Chance zu geben. Ich sehe keine Verbesserung von Yakin zu Fischer.
Gut man hat sich anders entschieden und mit Sousa einen Trainer gekriegt, der taktisch insgesamt doch mehr drauf hatte als Yakin.
Vielleicht kann ich es so ausdrücken:
Yakin: Defensivtaktik Weltklasse, Offensivtaktik unterer Durchschnitt.
Sousa: Defensivtaktik überdurchschnittlich, Offensivtaktik überdurchschnittlich.
Fischer: Defensivtaktik unterdurchschnittlich, Offensivtaktik unterdurchschnittlich.
Im Gegensatz zu Fischer, haben sowohl Sousa als auch Yakin (dieser mehr als Sousa) ausserdem ihre Taktik und Spielsystem jeweils an den Gegner und vor allem an die zur Verfügung stehenden Spieler angepasst. Fischer stiert Stur sein 4-2-3-1 durch, dass er auch schon bei Thun spielen liess, obwohl wir die Spieler dazu nicht haben und ich denke nicht, dass es daran liegt, dass er die Spieler nicht zu sehr verwirren will, sondern schlicht weil er nichts anderes kann. Für Thun mag das reichen, für den FCB ist es mir zu wenig und auch das falsche Konzept mit diesen Spielern (Hätten wir z.B. noch Salah und Derliz auf den Seiten, dann wäre das was anderes).
Was mir im Spiel gestern aufgefallen ist. Wir sind nicht das individuell schnellste Team. Hierfür stehen wir in der Angriffsauslösung aber häufig viel zu breit, da wir in der Grundformation spielerisch nur schwer aus der Abwehr kommen (Vor allem wenn Samuel nicht spielt). Was folgt ist der lange Ball, wir stehen enorm breit, verlieren den ersten oder zweiten Ball und sind danach total unsortiert. Jede einigermassen anständige Kontermannschaft wird mit uns den Boden aufwischen wenn wir so weiterspielen.
Warum finden wir keine spielerischen Lösungen im Spielaufbau? Das ist der Punkt an dem ich am meisten staune, denn es muss eine taktische Anweisung Fischers sein und hat bisher in keinem einzigen Spiel so geklappt, wie ich vermute, dass er sich das vorstellt... unsere Aussenverteidiger stehen so hoch, dass sie sich, bei Spielaufbau der beiden IVs und dem 6er der sich fallen lässt, bereits im Deckungsschatren der gegnerischen Flügel befinden. Was passiert ist folgendes: Unsere IVs und 6er spielen schnell quer hin und her und versuchen das Spiel schnell zu machen um Lücken im Pressing der Gegner zu öffnen. Nur wie soll das klappen? Die erste Pressingreihe des Gegners kann sich völlig von unseren AVs lösen und locker an der Höhe Mittelkreis warten um dann unsere IV und 6er anzulaufen. Sowohl der Aussenverteidger als auch der Flügel stehen sich total auf den Füssen auf beiden Seiten und werden von nur einem gegnerischen AV gedeckt (Zonendeckung), was nebenbei auch dazu führt, dass Janko beim hohen Ball in der Mitte dann immer gleich mit zwei IVs konfrontiert ist. Durch die Mitte kommen wir also kaum mal, da dort auch die zentralen Mittelfeldspieler durch die gegnerischen zentralen Mittelfeldspieler gedeckt sind. ---> Langer Ball, Ballverlust, Gegenstoss, denn die zweiten Bälle gewinnen wir aufgrund der Unterzahl in der Mitte auch nur selten.
Falls wir es tatsächlich mal schaffen schnell auf den vermeintlich freien Aussenverteidiger zu spielen muss dieser sich meist noch drehen und sieht sich dann sofort unter Druck vom Aussenverteidiger und Flügelspieler, während der gegnerische ZM relativ einfach die Passwege in die Mitte zustellen kann (Denn unter Druck passt es sich nicht besonders gut, und unsere AVs sind nicht die passsichersten). Meistens bleibt dann nur der Ball zurück am Flügel vorbei zum IV oder auf den nun freistehenden 6er. Das gibt leider aber null Raumgewinn und fordert nicht mal laufintensives Spiel der Gegner.
Ich verstehs einfach nicht warum Fischer so spielen lässt... Ein Gegner der kompakt steht und mehr auf Spielzerstörung aus ist, will ja die Raumverknappung des bespielbaren Bereichs, wir liefern sie solchen Gegnern quasi noch freiwillig. Manchmal kommts mir echt so vor als wäre jemand hingesessen und hätte sich für einen Trainerlehrgang eine Taktik ausgesucht im Sinne von "Wie-lasse-ich-mich-im-4231-am-einfachsten-pressen"...