BaZ, 30.12.2006
Ein Mann, der die Situation kennt
Mike McParland (48) tritt die Nachfolge von Kent Ruhnke als Cheftrainer des EHC Basel an
OLIVER GUT
«Ich bin eine Mischung aus laut und leise.» Mike McParland an seinem neuen Arbeitsplatz. Foto Dominik Plüss
Der Kanadier soll dafür sorgen, dass sich der aktuelle Tabellenletzte der Nationalliga A sportlich stabilisiert und sich schnellstmöglich den Klassenerhalt sichert.
Die Zeit der Spekulation um die Nachfolge von Kent Ruhnke hat ein Ende. Der neue Trainer des EHC Basel heisst Mike McParland. Gestern Morgen unterschrieb der 48-jährige Kanadier einen Vertrag bis Frühjahr 2008, der nur für die Nationalliga A Gültigkeit besitzt. Heute leitet er erstmals das Training.
Dass McParland, und nicht Alpo Suhonen, das Rennen machte, mag nach den Gerüchten der vergangenen Tage überraschen. Bei genauerem Hinsehen ist jedoch klar, weshalb sich der Kanadier gegen den renommierteren Finnen durchsetzte. «Er ist ein Mann, der die Situation bestens kennt», begründet Ueli Schwarz, CEO des EHC Basel, seine Wahl.
Anders als Suhonen, der in der Schweiz nur mit äusserst talentierten Mannschaften Erfolg hatte, weiss McParland genau, was ihn mit einem Team auf dem letzten Tabellenplatz und mehr Kampfkraft als Klasse erwartet. Beim EHC Chur, dem HC Lausanne und in Fribourg bewegte er sich in einem NLA-Umfeld, in dem der finanzielle Rahmen äusserst eng war und das sportliche Überleben im Vordergrund stand. Zu Höhenflügen reichte dies nie, doch «McParland lieferte immer gute Arbeit», sagt Schwarz.
DIE ZWEITE ZUSAMMENARBEIT. Der Basler CEO bezeichnet den neuen Coach als einen Eishockey-Lehrer, dessen Fähigkeiten unterschätzt werden. Und er lässt sich auch nicht davon beirren, dass sein neuer, wichtigster Angestellter erst vor zwei Tagen als Sportchef in Fribourg entlassen wurde. «Mike ist viel mehr Trainer als Manager», sagt der operative Chef der Basler, der McParland schon lange kennt und 2003 in Lausanne auch mit ihm arbeitete.
Damals wurde McParland vom Präsidenten entlassen, obwohl die Saison, gemessen am Spielerpotenzial der Waadtländer, passabel verlief. Von diesem Entscheid überrumpelt, legte auch Ueli Schwarz umgehend sein Amt als Sportchef nieder.
Dass auch die zweite Zusammenarbeit des Gespanns Schwarz/McParland so endet, ist nicht zu erwarten: «Ich bin überzeugt, dass McParland die richtige Wahl ist u2013 ich hätte auch so entschieden», sagt EHC-Präsident Michael Geiger und wehrt sich gegen die Vermutung, Schwarz bilde mit seinem neuen Trainer eine Schicksalsgemeinschaft. «Auch wenn die Sache nicht so herauskäme, wie ich mir das jetzt vorstelle, werden wir an Ueli Schwarz festhalten u2013 er mag Schwächen haben, aber er hat vor allem sehr viele Stärken, die wir brauchen.»
Die Zielvorgabe für McParland, der als Spieler und Trainer 25 Jahre NLA-Erfahrung aufweist, ist klar: «Er soll das Team stabilisieren und dafür sorgen, dass wir möglichst schnell den Klassenerhalt schaffen», meint Geiger. Dem Präsidenten ist klar, dass dieses Ziel kaum mehr via Playoff-Qualifikation zu erreichen ist und wohl in den Playouts realisiert werden muss.
LANDRY UND MANELUK. Am 2. Januar 2007 wird Mike McParland in Ambri sein erstes Meisterschaftsspiel als Cheftrainer des EHC Basel bestreiten. Dass er bis dahin einen fünften Ausländer aufbieten kann, ist unwahrscheinlich. «Dieses Thema genoss zuletzt keine Priorität», begründet Ueli Schwarz.
Über Mike Maneluk vom EV Zug könnte nochmals diskutiert werden, falls die Zentralschweizer den Baslern finanziell entgegenkommen. Und Eric Landrys vorzeitige Rückkehr nach Basel könnte dann ein Thema werden, wenn dies im Interesse des SC Bern läge. Doch bislang u2013 und das sagt Schwarz deutlich u2013 wurden keine entsprechenden Bemühungen unternommen.
«Ich erwarte mehr als zwei Tore pro Partie»
Mike McParland erklärt, warum er zum EHC Basel wechselt und wie seine ersten Schritte aussehen werden
INTERVIEW: OLIVER GUT
Nur zwei Tage, nachdem er in Fribourg als Sportchef entlassen worden war, trat der Kanadier gestern seinen neuen Job in Basel an.
Kurz nach Mittag traf der 48-jährige Kanadier an seinem neuen Arbeitsplatz in der Basler St.-Jakob-Arena ein. Von CEO Ueli Schwarz in Empfang genommen, wurde er zuerst der Mannschaft vorgestellt. Danach fand er Zeit, um der baz einige Fragen zu beantworten.
baz: Mike McParland, warum unterschrieben Sie beim EHC Basel?
MIKE MCPARLAND: Zunächst natürlich, weil ich überzeugt bin, dass dieses Team besser ist, als es der aktuelle Tabellenplatz besagt. Es hat hier einige talentierte Spieler, mit denen wir für jeden Gegner schwer zu schlagen sein werden, wenn das Selbstvertrauen wieder zurückkehrt. Dazu kommt die Person von Ueli Schwarz: Ich kenne ihn von Lausanne und halte ihn für einen der besten Manager in der Schweiz. Ich weiss, dass er dem Trainer den Rücken stärkt.
Eine einfache Aufgabe ist der Job in Basel nicht. Wie bringen Sie die Mannschaft dazu, dass sie wieder erfolgreicher spielt?
Als Erstes muss ich die Spieler kennenlernen. Das werde ich tun, indem ich sie trainieren sehe und indem ich mit ihnen Einzelgespräche führe. Danach will ich dafür sorgen, dass die Mannschaft wieder selbstbewusst auftritt und so kämpft, wie sie es in der Vergangenheit getan hat.
Werden Sie ein anderes Eishockey spielen lassen, als dies Kent Ruhnke tat?
Ich will, dass die Spieler mehr laufen. Tempo ist durch die Einführung der «Null Toleranz» sehr wichtig geworden. Und ich erwarte, dass wir mehr als zwei Tore pro Partie erzielen. Aber diese Mannschaft ist sicher kein Team für bedingungsloses Offensiv-Hockey.
Was lief in Fribourg schief?
Dort gab es einen Präsidiumswechsel. Die neuen Leute wollten die Arbeit des Sportchefs anders verteilen und mich einsparen. Ich muss aber auch sagen, dass ich dort gemerkt habe, dass ich noch immer viel mehr Trainer als Sportchef bin. Nun, wir haben uns über meine Abfindung geeinigt u2013 und zwei Stunden, bevor ich nach Basel kam, wurde mein Vertrag aufgelöst. Manchmal geht es eben schnell.
Was für ein Trainer ist Mike McParland?
Eine Mischung aus laut und leise. Und ich bin dafür bekannt, dass ich aus den Spielern das Maximum raushole.
Und was versprechen Sie den Basler Fans?
Dass wir hart arbeiten. Ich musste mir in meiner Karriere noch nie den Vorwurf anhören, ich sei nicht mit Herz bei einer Sache dabei.