BaZ, 16.10.2006
Wenn zwei Punkte für Ärger sorgen
Der EHC Basel siegt im Heimspiel gegen desolate ZSC Lions 3:2 nach Penaltyschiessen
REMO MEISTER
Da gibt es kein Durchkommen mehr. EHC-Basel-Goalie Daniel Manzato macht im Penaltyschiessen den Spagat. Foto Keystone
In einem schwachen Spiel holte der EHC immerhin zwei Punkte, musste aber erneut kurz vor Schluss einen ärgerlichen Gegentreffer hinnehmen. Das veranlasste Trainer Kent Ruhnke, Konsequenzen anzukündigen.
Irgendwann hatte sich das Geschehen auf dem Eis dem Niveau der beiden Fansektoren angepasst. Während die mitgereisten Zürcher Anhänger primitive Sprüche in Richtung des gegnerischen Fanblocks skandierten und im Gegenzug von nicht minder fantasievoller Replik eingedeckt wurden, hatte die Darbietung auf dem Eis etwa den Unterhaltungswert eines Stummfilms mit schlechtem Bild. Zwar erwischte der EHC Basel den etwas schwungvolleren Start als die Gäste, doch bald schon war die Partie geprägt von Fehlzuspielen, strukturlosem Spiel, Checks ins Leere und ungenutzten Torchancen. Während beim EHC eine gewisse Müdigkeit nach dem Abnützungskampf tags zuvor in Bern verständlich war, fehlte es dem seit einer Woche spielfreien Krisen-Team von Harold Kreis an Erklärungen für den missratenen Auftritt.
Was für die Basler am Ende herausschaute, waren zwei Punkte im Kampf um die Playoffs. Thomas Nüssli und Régis Fuchs waren im Penaltyschiessen für die Entscheidung besorgt. Hinzu kam ein weiteres Mal die Erkenntnis, dass die Sturmlinie mit dem überragenden Topskorer Nüssli, mit Alex Chatelain und Stefan Voegele derzeit das Zugpferd des Basler Teams ist. Mit Dynamik, Spielwitz und Skorerpunkten war das Trio auch am Samstag massgeblich am «Teilerfolg » gegen die desolaten ZSC Lions beteiligt. Für einen Sieg in der regulären Spielzeit aber fehlte dem EHC am Ende erneut die Konzentration in den letzten Minuten. 2:1 hatten die Basler bis knapp vier Minuten vor Schluss geführt, ehe Petrovicky für die Zürcher noch ausgleichen durfte, nachdem Torhüter Daniel Manzato die Scheibe nicht hatte blockieren können.
Die Freude über die zwei gewonnenen Punkte war bei Kent Ruhnke durchaus vorhanden. Wesentlich ausführlicher teilte der Basler Trainer aber seine Enttäuschung über die verpasste Chance auf drei Punkte mit. «Wir haben zu viele Spieler im Team, die ihre Leistung nicht bringen», sagte er. Es könne nicht sein, dass nur sieben oder acht Akteure die Punkte für den EHC holen. «Ich habe jetzt elf Spiele meiner Mannschaft gesehen », fuhr Ruhnke fort, «viermal haben wir kurz vor Schluss ein Tor erhalten. Das kann nicht sein, jetzt wird etwas passieren.»
«KEIN AUSLÄNDERPROBLEM». Was der Headcoach damit meinte, wird sich in Kürze zeigen. Zu erwarten ist etwa, dass im Verlauf dieser Woche ein sechster Ausländer präsentiert wird u2013 keiner der aktuellen EHC-Gastarbeiter konnte regelmässig überzeugen. «Es ist nicht nur ein Ausländerproblem», beteuerte Ruhnke, «sondern ein Teamproblem. Ein paar Spieler scheinen nicht gewinnen zu wollen, und das ist für eine Mannschaft wie den EHC Basel sehr gefährlich.»
Nicht betroffen fühlen von Ruhnkes scharfer Kritik mussten sich Nüssli, Chatelain und Voegele. Center Chatelain war es, der in der 32. Minute zum 1:1 für den EHC ausgleichen konnte, nachdem die Lions durch McTavish in Führung gegangen waren (18.). Der Pass auf Chatelain kam von Nüssli, der sich auf das Eis werfen musste, um die Scheibe noch zu erreichen. Der Topskorer selbst brachte dann den EHC in der 48. Minute nach Voegeles Zuspiel mit seinem siebten Saisontor verdient in Führung u2013 die Basler hatten den Sieg gegen Ende der Partie vehementer gesucht als die Gäste. Gefunden hatten sie ihn indes nicht: Sowohl Nüssli als auch Tarvainen verpassten vier Minuten vor Schluss aus guter Position die Entscheidung.
Besser machte es im direkten Gegenzug dann Petrovicky mit seinem Ausgleichstreffer, der den Zürchern immerhin einen Punkt rettete. Und den Spielern des EHC Basel wohl eine strenge Trainingswoche bescherte.
+
Die Sturmlinie mit dem Topskorer Nüssli sowie Chatelain und Voegele durchbrach mit gutem Kombinationsspiel und Zug aufs Tor regelmässig die Lethargie des Spiels.
u2013
Der spannende Schluss der Partie täuscht: Die Partie bewegte sich u2013 vor enttäuschend wenig Zuschauern u2013 über weite Strecken auf höchst bescheidenem Niveau.
Baselu2013ZSC Lions 3:2 (0:1, 1:0, 1:1, 0:0) n.P.
St.-Jakob-Arena. u2013 3047 Zuschauer. u2013 SR Mandioni, Simmen/Sommer. u2013 Tore: 18. McTavish (Blindenbacher, Alston/Ausschlüsse Plavsic, Heins) 0:1. 32. Chatelain (Nüssli, Voegele) 1:1. 48. Nüssli (Voegele/Ausschluss Kout) 2:1. 57. Petrovicky (Lachmatow, Pavlikovsky) 2:2. u2013 Penaltyschiessen: Astley u2013; McTavish u2013; Anger u2013; Alston u2013; Nüssli 1:0; Petrovicky 1:1; McTavish u2013; Nüssli u2013; Alston u2013; Fuchs 2:1. u2013 Strafen: Je 8-mal 2 Minuten. u2013 PostFinance-Topskorer: Nüssli; McTavish.
Basel: Manzato; Plavsic, Voisard; Heins, Astley; Bundi, Wüthrich; Gerber; Voegele, Chatelain, Nüssli; Della Rossa, Bright, Fuchs; Anger, Landry, Tarvainen; Schnyder, Camenzind, Walker; Tschuor.
ZSC Lions: Sulander; Stoffel, Suchy; Blindenbacher, Forster; Kout, Seger; Leeger, Daniel Schnyder; Petrovicky, Pavlikovksy, Lachmatow; McTavish, Alston, Wichser; Helfenstein, Zeiter, Paterlini; Bieber, Lukas Grauwiler, Lindemann.
Bemerkungen: Basel ohne Stalder, Corey Ruhnke, Leimbacher (alle beim Partnerteam Olten), Tschannen (an Langenthal ausgeliehen) und Collenberg (überzählig), ZSC Lions ohne Steiner (verletzt) und Stirnimann (krank). u2013 Pfostenschüsse: 38. Paterlini (2x), 57. Petrovicky.
«Wir müssen noch mehrere Schritte vorwärts machen»
EHC-Stürmer Stefan Voegele und sein Fazit nach einem Viertel der Qualifikation
INTERVIEW: REMO MEISTER
Foto Keystone
Stefan Voegele ist Teil jener Sturmlinie des EHC Basel, die am Samstag gegen die ZSC Lions für beide Tore in der regulären Spielzeit besorgt war.
Ein Hauptdarsteller war der 24-Jährige noch nie. Doch seit der Basler zusammen mit Thomas Nüssli und Alex Chatelain eine Sturmlinie bildet, steht er beim EHC vermehrt im Mittelpunkt. So auch am Samstag beim 3:2-Sieg nach Penaltyschiessen gegen die ZSC Lions, zu dem er zwei Assists beisteuerte.
baz: Stefan Voegele, wieder führte der EHC bis kurz vor Schluss, wieder reichte es trotzdem nicht zu drei Punkten. Haben Sie eine Erklärung dafür?
STEFAN VOEGELE: Nicht wirklich. Es gibt leider kein generelles Rezept, um diese späten Tore zu verhindern. Aber es ist ganz klar, dass uns das viel zu regelmässig passiert. Wir müssen die Fehler, die jeweils zu diesen Treffern führen, analysieren und es in Zukunft besser machen.
Wären die Lions nicht ein dankbarer Gegner gewesen, um einen Vollerfolg zu feiern?
Es stimmt, dass wir uns ein bisschen schwer getan haben. Wir können sicher nicht ganz zufrieden sein. Aber man muss die Dinge auch realistisch sehen: Die ZSC Lions haben gute Einzelspieler. Von einem dankbaren Gegner würde ich also nicht sprechen.
Ihnen persönlich und Ihrer Sturmlinie mit Alex Chatelain und Thomas Nüssli läuft es derzeit rund. Was sind die Gründe dafür?
Es ist einfach eine gewisse Harmonie vorhanden. Jeder weiss ziemlich genau, was die anderen in den verschiedenen Situationen jeweils tun. Wir vertrauen einander und versuchen, offensive Akzente zu setzen und auch die Defensive nicht zu vernachlässigen. Im Moment haben wir tatsächlich einen guten Lauf und erzielen Tore. Es ist schön, dass wir dem Team auf diese Weise helfen können.
Jetzt ist ein Viertel der Qualifikation vorbei. Wie lautet Ihr Fazit der bisherigen Saison?
Unser Problem ist eindeutig, dass wir immer wieder späte Tore bekommen und uns so selbst um die möglichen Punkte bringen. Oft erhalten wir auch schon zu Beginn des Spiels einen oder mehrere Gegentreffer, denen wir dann nachrennen müssen. Das braucht enorm viel Kraft, wir müssen das in Zukunft unbedingt verhindern. Wenn diese Fehler nicht wären, könnte man von einem guten Start sprechen, so ist es ein mittelmässiger. Positiv ist aber, dass die Moral im Team absolut stimmt. Unter anderem deshalb, weil wir in Spielen wie jenem in Bern gesehen haben, dass wir mit den grossen Teams mithalten können. Und trotzdem: Wir müssen noch mehrere Schritte vorwärts machen.