Ausser Heiko Vogel (oder zumindest fällt mir da keiner ein) hatte doch jeder Trainer von den jeweils mit ihm Unzufriedenen einen despektierlichen Spitznamen erhalten. Fleischkappe, Höngger Polizistensohn, Deutschleherer, Edeltürke, Plättlileger, usw.
Es ist nicht gerade die feine Art und zeugt wohl eher von der durch die persönliche Abneigung beeinflussten Farbgebung, als dem Gewicht der Argumente, welche die Aussagen jeweils begleiten. Anders als in einem echten Gespräch unter vier Augen, kann man in einem Internetforum kaum vernünftig auf diesen Begleitumstand eingehen. Zu zeigen, dass nicht alle so denken ist gut und richtig; darauf herumzureiten bringt aber kaum was, da es die Diskussion von den eigentlichen Argumenten fern hält.
Ich gehe davon aus, dass fast jede Kritik in ihrem Kern auch ein Spürchen Wahrheit beinhaltet. Meistens wird diese aber zu wenig im Kontext betrachtet, bzw. in Relation zum Positiven gesetzt.
Ich stufe Urs Fischer im taktischen Bereich hinter Yakin und Sousa ein, was nicht zwangsläufig schlecht sein muss. KISS,
keep
it
simple and
stupid, kann eben auch sehr effektiv sein. Seine Stärke liegt in der Offenheit, im Umgang mit den Spielern. Dies überträgt sich auch auf die Leistung auf dem Platz.
Im Hinspiel gegen Tel Aviv hat er in meinen Augen nur einen Fehler begangen: er hat nach der Verletzung von Janko Gashi gebracht. Entweder hoffte er, dass dieser dadurch aus seinem Formtief finden würde oder er hat im Training gezeigt, dass er bereits da raus ist. Aber er hatte kaum Alternativen. Einzig Ajeti hätte sich als äusserst riskante Variante angeboten. Ich kann nachvollziehen, dass er ihm nicht so viel Verantwortung aufbürden wollte. Ab diesem Zeitpunkt hatte er mit Gashi eine Hypothek auf dem Platz. Dass die Schiedsrichterleistung ihr übriges zu dieser gefühlten Niederlage beitrug, weiss wohl auch jeder, sonst würde sich das kaum so anfühlen.
Im Rückspiel hat er auch nicht versagt, aber vielleicht zu wenig riskiert. Ein Blick auf die Verletzenliste zeigt aber auch, wie viel Substanz ihm in diesem Spiel nicht zur Verfügung stand. Es wäre mit mehr Risiko ein Sieg, aber auch eine Niederlage drin gelegen. Ich stufe dieses Spiel als die bisher schlechteste Leistung unter Fischer ein, sehe aber auch, wie schwierig die Ausgangslage war.
Das Hinspiel in Florenz finde ich jetzt aber auch nicht so ein taktisches Highlight. Genau wie uns im Hinspiel die Umstände nicht hold gesonnen waren, spielten sie uns hier in die Hände. Zum einen das Spiel-Einstellen der Fiorentina nach Führung bis Rückstand. Zum anderen der Doppelverlust in deren IV (danke Dickschädel Janko

). Sousa zog in diesem Vergleich aber ganz klar den Kürzeren, auch taktisch.
Was mir aber unter Fischer bisher sehr gut gefällt ist die Einstellung der Mannschaft. Ich sehe ein Glaube an die eigenen Stärken, keine hängenden Köpfe nach Benachteiligung oder Rückstand, sondern ein Vertrauen, die eigene Spielweise fortzuführen. OK, dies kann in gewissen Situationen fast schon stur wirken und nicht aufgehen (wie gegen Tel Aviv), hat uns aber ausser zwei Unentschieden nur Siege eingebracht. So darf's gerne weitergehen. Und in der Meisterschaft macht der FCB wieder richtig Freude.