nobilissa hat geschrieben:Man könnte auch akzeptieren, dass man nun einen weniger redegewandten und an öffentlichen Auftritten nicht interessierten Präsidenten hat, der das tut, was er von Anfang an angekündigt hat : sich im Hintergrund halten.
Wenn es brennt, und das tut es, sollte sich der Chef vom Laden melden. Das nennt man Führung, respe. ist ein wichtiger Teil davon.
Ich sehe aber leider, dass Burgener sich nicht bewusst ist, was es heisst, einen Laden wie den FCB zu führen. Du kannst nicht als Präsident im Hintergrund bleiben, da musst Du den Mann stehen, denn der FCB ist ein öffentliches Unternehmen. Da waren Heusler oder Jäggi ganz andere Kaliber.
Er könnte natürlich, ähnlich wie Oeri, den Laden anderen überlassen, wie es Christian Gross und Bernhard Heusler waren, aber weder Streller noch Brigger haben das Format dazu, sie haben auch nicht vorher die Jobs woanders innegehabt, wo sie hätten beweisen können, dass sie es können. Und Raphael Wicky ebenfalls. U21 Trainer sein ist was ganz anderes als Cheftrainer. Urs Fischer, aber auch Paolo Sousa, Murat Yakin, Thorsten Fink und erst recht Christian Gross waren vorher bei anderen Klubs als Cheftrainer erfoglreich.
Natürlich gibt es Fälle, wo U21 Trainer als Cheftrainer erfolgreich waren, auch Sportchefs, die vorher was anderes gemacht haben. Nur ist es eben immer mit einem höheren Risiko verbunden, jemanden jungfräulichen einzusetzen als jemanden, der schon mal gezeigt hat, dass er es kann. Und das ist eigentlich elementares Personalmanagement für ein Unternehmen wie den FCB, der eigentlich Branchenprimus ist und eigentlich sich am Schweizer Markt holen kann, wen er will.
Ich bin überhaupt nicht der Meinung, dass die alte Führung den Karren an die Wand gefahren hätte, so ein Unfug. Sie war aber, das hat man aus den Interviews zwischen den Zeilen bei Heusler und Heitz herauslesen können, müde, vor allem deshalb, weil bei allem Erfolg immer eine Unzufriedenheit herrschte, vor allem in Bezug auf Urs Fischer, wo die beiden sich fragen mussten, ob die Basler Fans die Fähigkeit, gute Leistung anzuerkennen, völlig verloren haben. Leider hat da auch Marcel von Rohr eine sehr ungute Rolle gespielt und die Leistung dieses Trainers schlecht geredet, wie auch hier einige User im Forum. Auch der Unsinn von "Fischer kanns nicht mit Jungen" wurde hier wieder genannt, aber schon im Mai hat die Tawo zu recht geschrieben, ein Akanji habe unter Fischer seinen Marktwert von ein paar hunderttausend Franken auf vier Mio gesteigert. Im Herbst steigerte er sich dann abermals, aber wäre Fischer ein wirklich schlechter Förderer von Jungen, wäre es gar nicht dazu gekommen.
Ich werfe Burgener nicht vor, dass er mit dem Klub Geld verdienen will, wenn er ihn gekauft hat. Ich kritisiere ihn dafür, dass er auf den drei wichtigsten Positionen - Sportchef, CEO, Trainer - Leute geholt hat, die zwar wohl im Fussballgeschäft Erfahrungen haben, aber eben nicht auf der entsprechenden Position. Und das muss ein FCB als Marktführer eben gar nicht machen. Auf dem Trainerposten hat man zusätzlich ohne Not einen erfolgreichen abgelöst, der dem Vernehmen nach ja sogar noch Vertrag hatte. Und man nicht erkannt hatte, dass er aus der Mannschaft das Optimum herausgeholt hatte. Wir hatten halt nicht mehr das Dream Team von 2011-12, das auch in Mancherster nach einem 0:2 in der Pause ein 3:3 machte und wo Fink in der Halbzeit gesagt hat, he, Ihr könnt die schlagen. Da hatten wir Charaktere wie Yann, Benni, Xherdan, Granit, Alex und Marco im Team. Die fehlten letztes Jahr und sie fehlen nach den Abgängen von Delgado und Janko erst recht.
Ich kritisiere auch die Verkäufe von Akanji und Steffen nicht. Das kam immer mal vor, in der Vergangenheit wurden wir trotzdem Meister, aber vielleicht wirklich auch deshalb, weil die Konkurrenz schwächer war. Dieses Jahr ist YB stark und hielt auch seine Mannschaft zusammen. Wenn es nun wie beispielsweise 2002-3 nun so wäre, dass es ein Kopf an Kopf Rennen wäre, und YB einen knappen Vorsprung ins Ziel retten würde, könnte ich damit problemlos leben. Das ist Fussball, ein Spiel. Aber das man durch jahrelange, seriöse Arbeit aufgebaute Erfolgspositionen leichtfertig aufs Spiel setzt, das finde ich bedauerlich.
Ich habe nichts gegen Selfmade Unternehmer und Millionäre, im Gegenteil. Burgener ist so einer. Aber ich sehe kritisch Leute, die in einer Branche Erfolg haben und dann meinen, in einer anderen, die sie nicht so gut kennen, auch Erfolg haben zu können, dann aber unprofessionelle Entscheide fällen. Das ist leider nicht so untypisch, weil der eigene Erfolg dazu führt, dass man sich für unfehlbar hält. Man denkt, wenn jemand Captain und Publikumsliebling und dann vielleicht noch zwei Jahren Georg Heitz über die Schulter schauen durfte, werde er ein guter Sportchef, weil sich die Leute mit ihm identifizieren können. Aber leider heisst das noch lange nicht, dass er den Job schafft. Wenn jemand, wie bspw Res Gerber während Jahren aus einem bescheidenen Klub wie Thun das Maximum herausholt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass er auch bei uns gute Arbeit abliefert, viel höher. Ist doch egal, dass er Berner Oberländer ist. Er ist einer der besten der Branche und das zählt.