fcbblog.ch hat geschrieben: 24.01.2022, 13:56
Zu deinem Beispiel: "Gömmer Migros" ist eine gewissermassen natürliche Sprachentwicklung, weil eben schneller und praktisch ohne Bedeutungsverlust.
Der Abbau des generischen Maskulinums in der Mehrzahl ist aber das genaue Gegenteil. Zusätzliche Worte praktisch ohne Bedeutungszuwachs. In diese Richtung entwickeln sich Sprachen auf natürlichem Wege nie.
Sprache ändert sich nicht nur "natürlich", sondern wurde immer schon auch "von oben" geregelt. Nicht alle Änderungen der Rechtschreiberegeln fallen unter deiner Kategorie "Vereinfachung". Das heisst auch nicht, dass alle Veränderungen ("natürlich" oder verordnet) sinnvoll sind.
Deine Auslegung bezüglich Sprachentwicklung ist ohnehin nicht richtig. Natürlich hat sich die Sprache im Laufe ihrer Geschichte auch "verkompliziert". Sie passt sich eben an der Realität der Menschen an. Und seit dieser nicht mehr bloss Jäger und Sammler ist, ist eben auch die Sprache nicht mehr nur "Ich Tarzan - du Jane".
fcbblog.ch hat geschrieben: 24.01.2022, 13:56
Ist doch längst Pflicht in vielen Bereichen.
An den Unis gibts Kurse wo man Abzüge bekommtn, wenn du nicht richtig gegendert hast in deinen Arbeiten. Viele Arbeitgeber geben das Gendern mittlerweile ebenfalls vor und es kann Konsequenzen haben, wenn man diese Anordnungen nicht umsetzt. Ab wann ist eine Sprachregelung denn Pflicht aus deiner Sicht? Erst wenn der Staat etwas bei Androhung von Strafe anordnet.
Ja, es ist Pflicht an vielen Unis und in einzelnen Firmen. Aber es ist nicht offiziell in der deutschen Rechtschreibung verankert und für einen Grossteil der Leute also nicht bindend. Das meinte ich. Dass gewisse Unternehmen, Institute etc. Sprachregelungen haben ist doch seit jeher üblich - im Geschäftsmail schreibst du auch nicht "gömmer Migros", auch wenn das deiner Meinung nach eine sinnvolle Änderung ist. Und dass man nun in einer wissenschaftlichen Arbeit gendergerecht schreibt, ist doch echt kein Grund, da irgendwie zur Konterrrevolution aufzurufen.
Darum gings mir ja eigentlich: die meisten sind nicht in dem Masse davon betroffen, weshalb ich mich frage, woher der heftige Widerstand kommt. Dasselbe bei der "Mohrenkopf"-Diskussion. Es wird einem ja nichts weggenommen.
fcbblog.ch hat geschrieben: 24.01.2022, 13:56
Das die Mehrzahl sich in unserer Sprache als generisches Maskulinum entwickelt hat, kann durchaus damit zu tun haben, dass man das Weibliche als Ableitung des Männlichen betrachtete - muss es aber nicht.
Genauso dämlich wäre es nämlich, in der Verwendung des weiblichen Singularpronomens bzw. Artikels "sie/die" für die Kennzeichnung der Mehrzahl, eine Benachteiligung der Männer zu sehen (Hier haben wir nämlich im deutschen auch ein generisches Femininum). Schliesslich verwenden wir im Gegensatz zu den romanischen Sprachen sogar für reine Männergruppen die weiblichen Artikel.
Wer in grammatischen Begebenheiten wie dem generischen Maskulinum oder Femininum relevante Benachteilugung eines Geschlechts sieht, hat in meinen Augen "einen Ecken ab", oder sieht durch seine Brille die Welt nur noch in pink und blau. Dem Geschlechterkampf in der Sprache sollte man sich imho schon dezidiert entgegenstellen.
Nein, das generische Maskulinum stellt an sich keine Benachteiligung dar, spiegelt aber diese gesellschaftliche Realität nunmal wider. Das ist doch längstens belegt. Selbst Linguisten, die am generischen Maskulinum festhalten, stellen dies nicht in Frage.
"Sie" und "die" werden im Plural doch von niemandem als feminine Artikel verstanden. (Übrigens ebenso auch die Höflichkeitsform "Sie" nicht.) Und das sind sie auch nicht. Pronomen haben kein fixes Genus, das haben nur die Nomen. Das Pronomen gleicht sich in der Form dem Nomen an und nicht umgekehrt. Hier von einem generischen Femininum im Plural zu sprechen, ist schlicht Quatsch.
Das ist ja eben die Pointe: Wenn man "Die Ärzte..." hört, verstehen/meinen/deuten dies eben nach wie vor sehr viele als maskuliner Ausdruck.
Also frage ich mich schon, wogegen du dich "dezidiert" dagegenstellst. Und warum.