Lernen unsere Kinder bald nur noch Balkan-Deutsch?

Der Rest...
Soriak
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Beitrag von Soriak »

Ist das nicht aehnlich wie eine Montessori Schule?

Diese Art Unterricht ist fantastisch, wenn die Schueler, Lehrer, und Eltern motiviert sind. In einer (selektiven) Privatschule kann das bestens funktionieren; in einer oeffentlichen Schule ist es schwerer. Man kann (und soll) durchaus Ziele und Meilensteine haben, aber die muessen flexibler sein als z.B. einen bestimmten Stand im Franzoesisch zu erlangen.

Unser Modell der Schule kommt aus dem Zeitalter der Fabriken. Lediglich aus Kostengruenden muessen Schueler im gleichen Takt durch die gleichen Faecher gehen. Es duerfte jedem offensichtlich sein, dass Schueler ihre Staerken und Interessen in verschiedenen Bereichen haben -- und demnach auch ihre Zeit anders auf die Faecher verteilen sollten.

Dass gewisse kulturelle Kompetenzen gefoerdert werden sollen, ist auch klar. Aber das kann man ueber mehrere Wege tun. So koennte man Geschichte z.B. mit Philosophie ersetzen, Geographie mit Psychologie, oder Literatur mit Soziologie -- und haette deswegen nicht weniger gebildete Absolventen. Die oeffentliche Schule macht das Ansatzweise mit Wahlfaechern, aber das ist viel zu wenig individualisiert -- und zeigt nur, dass man die Limitationen eines Einheitsunterichtes eben auch anerkennt.

An US Universitaeten ist das "umgedrehte Klassenzimmer" (flipped classroom) der neuste Hit. Die Idee wird nun auch auf Gymnasien umgesetzt und ist eigentlich ganz logisch. In einer Lektuere zu sitzen ist Zeitverschwendung fuer Studenten und Professoren: das kann man besser einmal auf Video aufzeichnen und dann am Bildschirm schauen. Die Kontaktzeit kann dann besser genutzt werden, indem man das Gelernte uebt und anwendet. Dann hat man auch genug verstanden um interessante Fragen zu stellen.

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Taratonga
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Beitrag von Taratonga »

@Soriak

Mir fällt auf, dass Du immer spät Abends, bzw früh Morgens im Forum online bist. In dem Fall ist Dein Wohnort effektin NYC? Bleibst Du dort? Bist ja schon etliche Jahre drüben...?

Soriak
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Beitrag von Soriak »

Taratonga hat geschrieben:@Soriak

Mir fällt auf, dass Du immer spät Abends, bzw früh Morgens im Forum online bist. In dem Fall ist Dein Wohnort effektin NYC? Bleibst Du dort? Bist ja schon etliche Jahre drüben...?
Jup -- ich bin jetzt schon rund 7 Jahre hier. (Wie schnell die Zeit vergeht...) Glaube schon, dass ich weiter hier bleiben werde -- mindestens bis mich Praesident Trump aus dem Land wirft. :D

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Taratonga
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Beitrag von Taratonga »

Soriak hat geschrieben:Jup -- ich bin jetzt schon rund 7 Jahre hier. (Wie schnell die Zeit vergeht...) Glaube schon, dass ich weiter hier bleiben werde -- mindestens bis mich Praesident Trump aus dem Land wirft. :D
a propos Trump, mal Hand aufs Herz: Trump kein Thema für Dich als allfälliger new President? :D

Dich (als Exil-Basler) kennen wohl eh nicht viele User, daher kannst Du Deine Meinung schonungslos offenlegen. :cool:

Soriak
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Beitrag von Soriak »

Taratonga hat geschrieben:a propos Trump, mal Hand aufs Herz: Trump kein Thema für Dich als allfälliger new President? :D
Ich hoffe, er gewinnt die Primaries. Moechte ihn gerne in einer Debatte mit Clinton sehen -- einfach weil er unterhaltsam ist. :D Jedes Land hat einen gewissen Prozentsatz von Leuten, die rechtsextreme Kandidaten unterstuetzen... man erinnere sich an LePen in Frankreich. In den Vorwahlen kann das genug sein, um sich eine Nomination zu ergattern, aber ueber das breite politische Spektrum hat er null Chancen.

Rund 45% der Republikaner(!) koennen Trump nicht ausstehen. Wenn er die Nomination gewinnt, werden die Demokraten im Kongress mehrere Sitze zulegen koennen -- die werden eine vergleichsweise riesige Mobilisierung haben. Hat also auch etwas Gutes... die Republikaner kann man mindestens momentan ueberhaupt nicht brauchen. Deren groesstes Anliegen ist es, den Zugang zu Abtreibungen zu erschweren... :rolleyes: Die Kaempfen einen Kulturkrieg, der schon lange vorbei ist, anstelle sich fuer einen effizienten (aber funktionierenden!) Staat einzusetzen.

Fuer die Vorwahlen braucht man keinen enormen Aufwand: die registrierten Waehler sind interessiert genug, um auch abzustimmen. Aber bei den Wahlen ist die Mobilisierung enorm wichtig... und da scheint Trump nichts gemacht zu haben. Seine Kampagne hat auch praktisch kein Geld von Spenden bekommen, im Vergleich zu Sanders und Clinton die jeweils um die $100m eingezogen haben.

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Taratonga
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Beitrag von Taratonga »

Lässt sich der durchschnitts US-Amerikaner von einem überzeugenden Wahlkampf eigentlich noch auf den Gegenkandidaten umleiten (Inhalte, Themen) oder gibt er den politischen Fähigkeiten im Endspurt nur noch wenig Gewicht und hält an seinem Lieblingskandidaten fest? Ein Texanischer Trump-Anhänger möchte doch kaum Clinton als neue Präsidentin, auch wenn sie Trump mit ihrem politischem Knowhow und ihrer Erfahrung in (fast) allen Belangen überflügelt.

Nehmen wir unsere Wähler als Vergleich: wieviel SVP-Symphatisanten würden bei einer solchen Wahl einen Linken oder Grünen, welcher rundum der geeignerete Politiker für ein Amt wäre, anstelle des SVP-Kandidaten wählen, welcher ein unbeschriebenes Blatt wäre? Ich denke das wären nicht allzuviele Prozent. Das Spiel darf auch umgekehrt sein: Top-SVP-ler, luscher SP-ler

Soriak
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Beitrag von Soriak »

Taratonga hat geschrieben:Lässt sich der durchschnitts US-Amerikaner von einem überzeugenden Wahlkampf eigentlich noch auf den Gegenkandidaten umleiten (Inhalte, Themen) oder gibt er den politischen Fähigkeiten im Endspurt nur noch wenig Gewicht und hält an seinem Lieblingskandidaten fest?
Fuer die Vorwahlen interessieren sich meist nicht so viele. Die Wahlbeteiligung liegt je nach Bundesstaat zwischen 8% und 30%. Also viele Leute werden sich gar noch keine Meinung gebildet haben. Bis zu den eigentlichen Wahlen geht es ja auch noch ueber 7 Monate.

Ich glaube auch nicht, dass ein verbissener Republikaner fuer Clinton stimmen wird. Aber es ist durchaus wahrscheinlich, dass er einfach zuhause bleibt und nicht waehlen geht. Daher auch Auswirkungen auf die Wahlen im Kongress.

In der Schweiz sieht man ja auch stark schwingende Beteiligungen an den Abstimmungen, je nachdem wie gut die Parteien ihre Waehler mobilisieren. Das ist heute in den USA einfach massiv professioneller, da man viel mehr Daten hat -- so sehr, dass man nicht einfach heute auf morgen eine grosse Operation aufbauen kann... und da wird Trump verlieren.

Hier ein kuerzliches Beispiel eines Film trailers: http://arstechnica.com/information-tech ... -behavior/

Unterschiedliche demographische Gruppen haben via Facebook Werbung fuer verschiedene Trailers erhalten. Schaut man sich die Trailers an, koennte man wirklich glauben, es sei fuer verschiedene Filme.

Das ist noch relativ harmlos... Obama's team erstellte individuelle Profile fuer alle ihre Supporters, so dass Fritz Mueller einen Aufruf zum Thema Klimawandel bekam, waehrend gleichzeitig Sepp Meier zum Thema der Homo-rechte fuer Geld angehauen wurde. Am Wahltag standen an jeder Wahlstation Freiwillige, die via Natel einem System gemeldet haben, dass eine bestimmte Person nun abgestummen hat. Computermodelle waehlten dann die Leute, die wahrscheinlich fuer Obama stimmen wollen, aber noch nicht abgestummen haben -- und die haben einen Anruf bekommen. Diese individuellen Modelle waren bereits 2012 extrem gut -- und werden heute nur noch besser sein.

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Taratonga
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Beitrag von Taratonga »

Soriak hat geschrieben:Fuer die Vorwahlen interessieren sich meist nicht so viele. Die Wahlbeteiligung liegt je nach Bundesstaat zwischen 8% und 30%. Also viele Leute werden sich gar noch keine Meinung gebildet haben. Bis zu den eigentlichen Wahlen geht es ja auch noch ueber 7 Monate.

Ich glaube auch nicht, dass ein verbissener Republikaner fuer Clinton stimmen wird. Aber es ist durchaus wahrscheinlich, dass er einfach zuhause bleibt und nicht waehlen geht. Daher auch Auswirkungen auf die Wahlen im Kongress.

In der Schweiz sieht man ja auch stark schwingende Beteiligungen an den Abstimmungen, je nachdem wie gut die Parteien ihre Waehler mobilisieren. Das ist heute in den USA einfach massiv professioneller, da man viel mehr Daten hat -- so sehr, dass man nicht einfach heute auf morgen eine grosse Operation aufbauen kann... und da wird Trump verlieren.

Hier ein kuerzliches Beispiel eines Film trailers: http://arstechnica.com/information-tech ... -behavior/

Unterschiedliche demographische Gruppen haben via Facebook Werbung fuer verschiedene Trailers erhalten. Schaut man sich die Trailers an, koennte man wirklich glauben, es sei fuer verschiedene Filme.

Das ist noch relativ harmlos... Obama's team erstellte individuelle Profile fuer alle ihre Supporters, so dass Fritz Mueller einen Aufruf zum Thema Klimawandel bekam, waehrend gleichzeitig Sepp Meier zum Thema der Homo-rechte fuer Geld angehauen wurde. Am Wahltag standen an jeder Wahlstation Freiwillige, die via Natel einem System gemeldet haben, dass eine bestimmte Person nun abgestummen hat. Computermodelle waehlten dann die Leute, die wahrscheinlich fuer Obama stimmen wollen, aber noch nicht abgestummen haben -- und die haben einen Anruf bekommen. Diese individuellen Modelle waren bereits 2012 extrem gut -- und werden heute nur noch besser sein.
Schwer zu glauben nach dem ganzen medialen Rummel. Der wird ja wohl nicht nur im Ausland (zurecht!) so eifrig diskutiert.

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Konter
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Beitrag von Konter »

Soriak hat geschrieben: Unser Modell der Schule kommt aus dem Zeitalter der Fabriken. Lediglich aus Kostengruenden muessen Schueler im gleichen Takt durch die gleichen Faecher gehen. Es duerfte jedem offensichtlich sein, dass Schueler ihre Staerken und Interessen in verschiedenen Bereichen haben -- und demnach auch ihre Zeit anders auf die Faecher verteilen sollten.

Dass gewisse kulturelle Kompetenzen gefoerdert werden sollen, ist auch klar. Aber das kann man ueber mehrere Wege tun. So koennte man Geschichte z.B. mit Philosophie ersetzen, Geographie mit Psychologie, oder Literatur mit Soziologie -- und haette deswegen nicht weniger gebildete Absolventen. Die oeffentliche Schule macht das Ansatzweise mit Wahlfaechern, aber das ist viel zu wenig individualisiert -- und zeigt nur, dass man die Limitationen eines Einheitsunterichtes eben auch anerkennt.
Zu dem Thema hat auch Richard David Precht ein Buch geschrieben.

Hier ein Interview zu seinen Vorstellungen.

So radikal wie in dieser Schule würde ich keine gesamtheitliche Lösung propagieren, aber sie kann im Einzelfall in einer Privatschule sicherlich funktionieren.

Ob jetzt Klassenstrukturen mehr und mehr abgeschafft und durch individualisiertes Lernen und Arbeiten in Projektgruppen ersetzt werden, das System im Detail ist nicht primär entscheidend für eine gute oder schlechte Schulbildung, sondern die Lehrer und Lehrerinnen.Ein wenig polemisch ausgedrückt:Ein guter Lehrer kannn das beschissenste Schulsystem der Welt erfolgreich gestalten und ein schlechter Lehrer kann eine sehr gutes System verkacken.

Das Wichtigste was man daher tun kann ist die Ausbildung und Rekrutierung für Lehrer sorgfältig zu gestalten. Heute aber bettelt man in den Schulen um Mathematiker oder Chemiker, die in der Privatwirtschaft gescheitert sind und jetzt mit Mitte 40 als Notlösung Lehrer werden.
Nid füre Lohn, für d'Region
LordTamtam hat geschrieben:Ich freu mich auf morgen früh. Dann geht das gejammer um Trump nochmals 4 Jahre weiter.:D

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