BaZ, 24.10.05
Die Basler Rückkehr in die Realität
Der EHC Basel befindet sich nach zwei klaren Niederlagen in der ersten sportlichen Baisse
OLIVER GUT
Unsanfte Landung. Der Basler Höhenflug ist nach dem vergangenen Wochenende vorbei. Foto Keystone
Dem samstäglichen 3:6 in Fribourg liessen die Eishockeyaner von Kent Ruhnke gestern eine 2:5-Heimniederlage gegen Ambri-Piotta folgen. Mit Ralf Bundi, Olivier Keller und Stefan Voegele verletzten sich zudem drei Stammspieler.
Gedämpft war der Höhenflug des EHC Basel bereits vor acht Tagen in Davos geworden. Die unsanfte Landung des Aufsteigers folgte an diesem Wochenende: Als am Sonntagabend in der St.-Jakob-Arena die Sirene ertönte, hatte die Mannschaft von Kent Ruhnke zum dritten Mal in Serie verloren. Ambri-Piotta hiess der jüngste Bezwinger. Und 2:5 lautete das Resultat, das so deutlich war wie tags zuvor, als der EHC an der Saane, beim bescheidenen Tabellenletzten Fribourg-Gottéron, mit 3:6 untergegangen war.
Der Begriff «Team der Stunde» ist damit aus dem Vokabular zu streichen. Der EHC Basel ist in die Realität zurückgekehrt und befindet sich in seiner ersten Baisse der laufenden NLA-Saison. Dramatisch ist das noch nicht: Dass ein Aufsteiger eine derartige Talsohle erlebt, ist nur normal. Zudem profitieren die Basler in der Tabelle weiterhin von den ertragreichen Vorwochen und stehen noch immer auf dem hervorragenden sechsten Platz. Klar ist aber auch, dass der EHC besser schon am kommenden Wochenende auswärts in Zug oder zuhause gegen Rapperswil zu Zählbarem zurückfindet. Zumindest dann, wenn er ein veritables Tief und das Wort «Krise» vermeiden will.
ERST IDEENLOS, DANN OHNE GLÜCK. Die Gründe für die jüngsten Misserfolge sind schnell gefunden. «Wir waren nicht mehr so konzentriert wie in den vorangegangenen Partien. Und wenn wir nicht in jedem Match 100 Prozent bringen, dann reicht es halt nicht zum Gewinnen. Wir sind nicht Bern oder Lugano», sagt Mark Astley. Wobei dieses Urteil vor allem für das Spiel in Fribourg Gültigkeit hatte. Dort war vom zuvor gepriesenen Basler System nicht viel zu sehen, kam kaum Konstruktives zustande und brachte auch Daniel Manzato für einmal nicht die nötige Konzentration auf, um Grosses zu leisten. Der Basler Goalie schien gegen seinen Heimclub übermotiviert, handelte sich sechs Strafminuten ein, verzichtete dafür aber auf jene Schlüsselparaden, die ihn in den Wochen zuvor zum Nationalteam-Kandidaten gemacht hatten.
Tags darauf mangelte es dem EHC Basel nicht an Ideen. Das Heimspiel gegen Ambri vermochte man offen zu gestalten. Was fehlte, war die Konsequenz im Abschluss und etwas Glück. Die Leventiner gingen in Unterzahl in Führung, nachdem EHC-Verteidiger Voisard die Scheibe an Domenichelli verloren hatte. Dann trafen die Gäste zweimal durch Cereda, wobei der Puck jeweils seltsame Wege nahm, bevor er die Torlinie kreuzte. So war die Partie nach der Hälfte entschieden. Zumal Ambri weiterhin durch effizientes Eishockey glänzte, während die Gastgeber erst beim Stand von 0:5 zu den verdienten Treffern kamen.
VERLETZUNGSPECH. Kent Ruhnke war nach der Partie trotzdem erstaunlich zufrieden: «Die Leistung war sehr gut, nur das Resultat nicht», sagte der Trainer des EHC Basel. Es sei dies jene Reaktion gewesen, die er nach dem inferioren Auftritt in Fribourg gefordert habe. «In der Entwicklung war das ein Schritt nach vorne», macht sich der Coach offenbar keine Sorgen um die Zukunft.
Mehr kümmert ihn die Verletztenliste: Am Samstag fiel Abwehrspieler Ralf Bundi mit einer Knieverletzung aus; erst wenige Wochen zuvor war er von einem Kreuzbandriss zurückgekehrt. Gestern erwischte es Nationalverteidiger Olivier Keller, der beim ersten Einsatz von einem Puck im Gesicht getroffen wurde. Verdacht: Jochbeinbruch. Sieben Minuten später folgte ihm Stefan Voegele in die Kabine, nachdem er sich am Knie verletzt hatte. Wer am Samstag in Zug mit dem Einsatz der drei Stammspieler rechnet, ist ein Optimist. Das nächste Wochenende dürfte für den EHC Basel kein leichtes werden.
Wortmeldung
«Ich habe schon im Vorfeld gesagt, dass dies ein schwieriges Wochenende werde u2013 nun ist es ein schwarzes Wochenende geworden. Aber das gehört dazu wie jene goldenen Tage, die wir zuvor erlebt hatten. Am meisten schmerzen mich die vielen Verletzten. Genaue Diagnosen folgen zwar noch, doch es sieht nicht gut aus. Das schmeckt nach Arbeit.»
EHC-Sportdirektor Ueli Schwarz zieht Bilanz.
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Fribourg-Gottéronu2013Basel 6:3 (1:0, 2:1, 3:2)
St-Léonard. u2013 2910 Zuschauer. u2013 SR Mandioni, Wehrli/Wirth. u2013 Tore: 2. Sprunger (Murphy, Plüss/Ausschluss Voisard) 1:0. 21. (20:27) Baschkirow (Müller) 2:0. 31. Vauclair (Marquis, Kamber/ Ausschluss Friedli) 3:0. 40. (39:53) Voisard (Anger, Lehoux) 3:1. 46. Sprunger (Plüss, Berger) 4:1. 52. Müller (Murphy, Holden/Ausschluss Landry) 5:1. 56. Kamber (Lintner, Vauclair) 6:1. 58. (57:33) Keller (Chatelain, Collenberg/Ausschlüsse Nu2019Goy; Lehoux) 6:2. 59. (58:12) Tschuor (Astley/Ausschlüsse Nu2019Goy; Lehoux) 6:3. u2013 Strafen: 4-mal 2 Minuten gegen Fribourg-Gottéron, 8-mal 2 Minuten gegen Basel.
Fribourg-Gottéron: Mona; Lintner, Berger; Murphy, Nu2019Goy; Studer, Marquis; Haldimann; Müller, Holden, Baschkirow; Plüss, Montandon, Sprunger; Hyvönen, Kamber, Vauclair; Neuenschwander, Sassi, Botter.
Basel: Manzato; Bundi, Astley; Plavsic, Voisard; Keller, Wüthrich; Schäublin; Forster; Lehterä, Chatelain, Lehoux; Anger, Landry, Nüssli; Voegele, Tschuor, Collenberg; Friedli, Walker.
Bemerkungen: Fribourg ohne Zenhäusern (verletzt), Basel ohne Peltonen und Schnyder (verletzt), Druken und Tambijew (überzählige Ausländer). 30. Timeout Basel. 36. Bundi verletzt ausgeschieden.
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Baselu2013Ambri 2:5 (0:1, 0:3, 2:1)
St.-Jakob-Arena. u2013 3222 Zuschauer. u2013 SR Prugger, Hofmann/Lombardi. u2013 Tore: 15. Domenichelli (Trudel/ Ausschluss Baldi!) 0:1. 25. Cereda (Somervuori/ Ausschluss Nüssli) 0:2. 28. Somervuori (Demuth, Cereda) 0:3. 31. Demuth (Ivankovic) 0:4. 45. Domenichelli (Pont, Trudel/Ausschluss Landry) 0:5. 49. Anger (Landry) 1:5. 50. Voisard (Landry, Anger/Ausschlüsse Astley; Cereda, Ivankovic) 2:5. u2013 Strafen: 7-mal 2 plus 10 Minuten (Druken) gegen Basel, 7-mal 2 Minuten gegen Ambri.
Basel: Manzato (41. Schöpf); Astley, Schäublin; Plavsic, Voisard; Keller, Wüthrich; Forster; Voegele, Lehterä, Druken; Anger, Landry, Tschuor; Friedli, Chatelain, Nüssli; Walker.
Ambri: Züger; Kobach, Tallarini; Korhonen, Dubois; Szczepaniec, Celio; Gianini, Mattioli; Trudel, Pont, Domenichelli; Camichel, Toms, Somervuori; Demuth, Cereda, Ivankovic; Baldi, Siritsa, Imperatori.
Bemerkungen: Basel ohne Bundi, Peltonen, Schnyder (alle verletzt), Lehoux und Tambijew (beide überzählig), Ambri ohne Leuenberger (verletzt). u2013 Verletzt ausgeschieden: 2. Keller (Gesicht, ins Spital eingeliefert), 8. Voegele (Bein). u2013 Basel ab 57:43 ohne Goalie, 58:46 Timeout. u2013 60. (59:58) Pfostenschuss von Domenichelli.