BaZ, 17.10.05
Gala in Basel, Dämpfer in Davos
DIE SERIE DER UNGESCHLAGENHEIT IST ZU ENDE - DER EHC VERLIERT 0:4
Remo Meister, Davos
Sturzflug. Mark Astley wird vom Davoser Florian Blattner (rechts) von den Beinen geholt. Foto Keystone
Nach dem 2:0-Heimsieg gegen den HC Davos am Samstag zogen die Basler gestern auswärts einen schlechteren Tag ein und unterlagen gegen den Schweizer Meister mit 0:4 (0:0, 0:4, 0:0).
Was man von einem NLA-Aufsteiger eigentlich eher früher hätte erwarten können, traf gestern vor 3462 Zuschauern im Davoser Eisstadion ein. Die beachtliche Serie des EHC Basel, der zuvor sieben Spiele ungeschlagen geblieben war, fand ein Ende. Mit dem 2:0-Heimsieg vom Vorabend im Rücken, notabene herausgespielt in der ausverkauften St.-Jakob-Arena, trat der EHC am Sonntag die Fahrt ins Landwassertal an.
Dass die Serie nicht fortgesetzt werden konnte, lag vor allem am schwachen Basler Auftritt im zweiten Drittel. Eine Massenkeilerei in der 27. Minute warf den EHC Basel für einige - entscheidende - Minuten aus der Bahn. Zu diesem Zeitpunkt stand es 1:0 für den HC Davos, Reto von Arx hatte zu Beginn des Mitteldrittels getroffen. Die Basler waren bis dahin weniger agil gewesen, offensiv phasenweise gar harmlos. Insgesamt wirkte der EHC nach der intensiven Partie vom Vorabend und nach der anschliessenden Reise in die Bündner Höhenluft etwas müde, im Kopf wie in den Beinen.
Nach der Schlägerei, die für einen Basler (Julian Walker) und einen Davoser (Jan von Arx) eine Matchstrafe zur Folge hatte, benötigten die Gastgeber gerade einmal gut zwei Minuten, um die drei spielentscheidenden Treffer zu erzielen. Michel Riesen (27.), erneut Reto von Arx (28.) und wieder Riesen kurz darauf erhöhten auf 4:0. «Ich bin nicht enttäuscht», sagte Kent Ruhnke nach dem Spiel. «Um zu gewinnen, müssen wir jedes Mal ans Limit gehen - und das geht einfach nicht immer», erklärte der EHC-Trainer.
Im letzten Drittel kam Patrick Schöpf für Daniel Manzato ins Basler Tor - und der zweite Goalie blieb bei allen Davoser Offensivaktionen Herr der Lage. Für seinen Antipoden Jonas Hiller galt dasselbe, so dass im letzten Spielabschnitt keine Tore mehr fielen - und Aufsteiger EHC erstmals seit der Niederlage gegen die ZSC Lions (23. September in Basel) das Eis wieder einmal als Verlierer verlassen musste.
Wesentlich besser war für die Basler das erste Duell dieses Wochenendes gelaufen. Der HC Davos wurde in der ausverkauften Arena von einem euphorischen Publikum und einem EHC Basel empfangen, der in den vergangenen Spielen das gewonnene Selbstvertrauen immer wieder in gute Resultate hatte umsetzen können.
Disziplin und Geschlossenheit. Und dank einer wieder geschlossenen und defensiv disziplinierten Leistung reichte es am Ende zu einem 2:0-Sieg gegen den Schweizer Meister. «Im Moment läuft es super. Jeder kennt seine Aufgabe im System, jeder weiss, wie er zu laufen hat», erklärte Niklas Anger nach der Partie. Der Schwede hatte acht Sekunden vor Schluss mit dem 2:0 ins leere Davoser Tor erstmals in dieser Saison getroffen. Zuvor hatten die Zuschauer dynamisches und spannendes Eishockey geboten erhalten, wenngleich sie bis ins Schlussdrittel auf den ersten Treffer warten mussten. EHC-Captain Alex Chatelain lancierte in der 44. Minute seinen Stürmerkollegen Thomas Nüssli, und dieser schoss hart und direkt zum 1:0 ein.
Die Entscheidung schliesslich führte Anger herbei. Die 6600 Zuschauer in der St.-Jakob-Arena waren begeistert, genauso wie der Torschütze zum 2:0. «Diese Stimmung war einfach unglaublich. Genau um solche Abende zu erleben, spielen wir Eishockey.»
Wortmeldung
«Es ist dies ganz sicher ein weiterer Höhepunkt in der Entwicklung des EHC Basel. Dem Basler muss man einfach etwas bieten, damit er in die Halle kommt - und es freut mich ganz besonders, dass wir das hinbekommen haben. Ich hoffe sehr, dass es jetzt so weitergeht.»
EHC-Verwaltungsratspräsident Michael Geiger, der beim Heimspiel am Samstag auf der Tribüne stand und zufrieden, fast ein wenig gerührt in die ausverkaufte St.-Jakob-Arena blickte.
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«Von oben bis unten kompakt geführter Club»
HC-DAVOS-TRAINER ARNO DEL CURTO TRAUT DEM EHC BASEL EINIGES ZU
Arno Del Curto. Komplimente für Basel. Foto Keystone
Nach sieben Spielen ohne Niederlage hat der EHC Basel gestern in Davos 0:4 verloren. Tags zuvor hatten die Basler den Meister vor grosser heimischer Kulisse noch 2:0 besiegt.
Begeistert waren sie, die 6600 Zuschauer in der ausverkauften St.-Jakob-Arena nach dem Sieg am Samstag gegen den HC Davos. Die Basler Eishockeyaner waren dem Schweizer Meister mindestens ebenbürtig, im Abschluss zeigten sie sich gegenüber den schnellen Bündnern sogar konsequenter. Im gestrigen «Rückspiel» in Davos schlug der Gastgeber allerdings mit 4:0 zurück und unterbrach die beeindruckende Serie der Ungeschlagenheit des Aufsteigers - ganz sicher zur Zufriedenheit von Davos-Trainer Arno del Curto.
baz: Arno del Curto, hat Ihre Mannschaft, der NLA-Meister, die Hierarchie gegen den Aufsteiger nun wiederhergestellt?
Arno del Curto: Es gibt keine Hierarchie. Wenn man als Meister 20 Spieler abgeben muss, ist man Meister gewesen.
Was hat Ihre Mannschaft denn im zweiten Spiel besser gemacht als bei der Niederlage in Basel?
Wir haben die Tore geschossen, ganz einfach. Ansonsten lief es in beiden Spielen ähnlich ab. Der EHC machte am Samstag ein gutes Spiel. Er wartete auf Fehler, und dann ging es blitzschnell ab in die Gegenrichtung.
Wie haben Sie den EHC Basel in diesen beiden Spielen generell erlebt?
Die Basler haben eine starke Mannschaft und sind sehr gut organisiert. Sie zeichnen sich aus durch ihre Kompaktheit, ihren Biss. Sie haben eine sehr stabile Verteidigung und einen überragenden Eric Landry, der auf einem enorm hohen Niveau spielt. Die Frage ist nur, wie lange er das durchhält. Auch die anderen Ausländer scheinen gut zu sein. Und dann haben sie natürlich mit Daniel Manzato einen enorm starken Torhüter.
Was fehlt dem EHC noch zu einem richtigen Spitzenteam?
Sie sind ja an der Spitze, es fehlt ihnen an nichts (schmunzelt).
Glauben Sie denn, dass die Basler dieses Niveau langfristig werden halten können?
Ja, das glaube ich. Ich habe schon vor der Saison gesagt, dass der EHC Basel mit dieser Mannschaft in der NLA bestehen wird. Der Verwaltungsrat kennt die Liga bereits. Ueli Schwarz weiss ganz genau, welche Spieler er holen muss. Und Trainer Kent Ruhnke hat ja schon bewiesen, dass er verstanden hat, wie es hier läuft.
Was trauen Sie dem EHC Basel zu?
Ich denke, zwischen Platz vier und acht ist alles möglich. Dass sie die Playoffs schaffen werden, davon bin ich überzeugt.
Und wo sehen Sie den Club in Zukunft?
Ich erlebe den EHC Basel als einen von oben bis unten kompakt geführten Club, der in die richtige Richtung arbeitet. Auf dem Eis erarbeitet sich das Team Siege, was noch mehr Selbstvertrauen und Kraft verleiht. Auch die Zuschauer scheinen das jetzt zu merken, obwohl am Samstag sicher auch wegen Davos so viele Leute kamen. Wenn Basel so weiterarbeitet, dürfte es in drei oder vier Jahren zu den Titelkandidaten gehören. Und wenn sie in Basel alles richtig machen, bleibt dieser Club für die nächsten 50 Jahre in der NLA.