Verfasst: 09.10.2005, 22:09
Fortsetzung einer grossartigen Serie
DER EHC BASEL BLEIBT GEGEN DEN HC LUGANO ZUM SECHSTEN MAL IN FOLGE UNGESCHLAGEN
OLIVER GUT

Der Torschütze im Zweikampf. EHC-Verteidiger Adrian Plavsic (links) im Duell mit Lugano-Stürmer Andy Näser. Foto Keystone
Der Aufsteiger erreicht gegen den Titelanwärter zuhause nach grossem Kampf ein 1:1-Unentschieden. Adrian Plavsic erzielte 52 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit den hochverdienten Ausgleich.
Ein bisschen Kopfschütteln, ein breites Grinsen und viel Freude: Wer in diesen Tagen einen typischen Vertreter des EHC Basel beschreiben müsste, der würde auf diese Attribute kommen.
«Es läuft einfach - und das ist super», sagte Alex Chatelain gestern. Selbst dem Captain des Aufsteigers - sonst ein heller Kopf - wollte nach dem Heimspiel gegen den HC Lugano keine tiefgründige Erklärung für die jüngsten Erfolge einfallen. «Wir kämpfen einfach bis zum Schluss», kommentierte der Stürmer das 1:1 gegen den Titelanwärter aus dem Tessin, das erst kurz vor der Sirene zustande gekommen war und die Basler Serie weiterleben lässt: Sechs Spiele in Folge ist der NLA-Neuling ungeschlagen. Er grüsst mit 14 Punkten vom 4. Tabellenplatz. Und er weist eine Zwischenbilanz auf, die allmählich unheimlich anmutet.
Mit Glück hat dies wenig zu tun. Vielmehr präsentiert sich der Aufsteiger seit einigen Runden als taktisch starke, geschlossene Mannschaft. Als Adrian Plavsic 52 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit aus dem Getümmel heraus zum 1:1 für die Basler traf, blieb nur eine Feststellung: Selten war ein Tor verdienter gefallen.
Was der EHC zuvor zelebriert hatte, war ehrliches, gutes NLA-Eishockey nach Rezept von Trainer Kent Ruhnke gewesen. Flink auf den Beinen, sicher im System, defensiv äusserst solid und offensiv beschwingt - so traten die Gastgeber vor dem heimischen Publikum auf und spielten den Meisterschaftsfavoriten damit praktisch 60 Minuten lang an die Wand. Ein Kräfteverhältnis, das sich nach der Verlängerung im Kommentar von Lugano-Coach Larry Huras spiegelte: «Ich bin sehr zufrieden mit dem einen Punkt, den wir geholt haben.»
Basler Ineffizienz. Glücklich war aber auch EHC-Trainer Ruhnke. Glücklich mit den 4075 Zuschauern, die den Weg in die St.-Jakob-Arena gefunden und damit bewiesen hatten, dass die jüngsten Leistungen zur Kenntnis genommen und honoriert werden. Glücklich aber auch mit dem Schlussresultat: «Am Ende war es etwas heikel», sagte der Kanadier und wies damit auf die Tatsache hin, dass seine Mannschaft fast während der ganzen Partie einem Gegentreffer hinterhergelaufen war. Sandy Jeannin hatte in der 5. Minute für die Luganesi getroffen, nachdem er von der Strafbank zurückgekehrt und den Baslern enteilt war. Ein Tor, das nicht dem Spielverlauf entsprochen hatte und dessen Existenz in der Folge noch unberechtigter wurde. Denn bald spielte nur noch eine Mannschaft: der EHC Basel.
Der Aufsteiger erarbeitete sich Chancen im Minutentakt, konnte vor allem im Mitteldrittel immer wieder in Überzahl agieren und musste nur einige harmlose Konter der Tessiner hinnehmen. Schlecht war allein die Effizienz. So schlecht, dass der Aufsteiger nach einer Vielzahl von vergebenen Gelegenheiten froh sein musste, dass Plavsic noch traf und damit für einen hochverdienten Punktgewinn sorgte.
Lehoux verpflichtet. Für bessere Effizienz soll künftig Yanic Lehoux sorgen: Der kanadische Stürmer wurde gestern vom EHC Basel bis im Frühjahr verpflichtet. Der 23-jährige Angreifer begann die Saison bei Genf-Servette, wo er in 7 Partien 7 Skorerpunkte (2 Tore, 5 Assists) erzielte. Die Romands suchten für Lehoux einen Abnehmer, nachdem mit Jason Krog ein sechster Ausländer zum Kader gestossen war. Nun sind sie beim Aufsteiger fündig geworden, wo Lehoux als Center spielen soll. Diese Position wurde von den EHC-Verantwortlichen zuvor als Problem bezeichnet. Gutes und erfolgreiches Eishockey hatte dieses Problem zuletzt allerdings nicht verhindert.
Wortmeldung
«Ich habe mich lange mit Harold Druken beraten - aber wir wissen noch immer nicht, wer von uns das Tor erzielt hat. Es war ein Durcheinander, wir standen beide bei der Scheibe und schlugen drauf. Es ist auch egal, wichtig war einfach, dass der Puck dann den Weg ins Tor fand. Ob unsere Erfolgsserie noch normal ist? Gegenfrage: Was ist schon normal?»
EHC-Verteidiger Adrian Plavsic, offizieller Torschütze des Ausgleichs.