BaZ, 8.10.05
EHC rückt auf Platz drei vor
Nach dem sechsten Saisonsieg u2013 4:3 in Genf u2013 ist der Neuling punktgleich mit dem SC Bern
REMO MEISTER, Genf
Einsatzbereitschaft. Voisard, Torschütze zum 2:0 des EHC, im Duell mit dem Servettien Trachsler (links). Foto Keystone
In einem hektischen Spiel zeigten die Basler erneut eine reife Leistung und siegten mit 4:3 (2:0, 1:1, 1:2). Weiter geht es für den EHC bereits am Sonntag, wenn er den HC Lugano empfängt (15.45 Uhr, St.-Jakob-Arena).
Keine sieben Minuten waren im Schlussdrittel gestern in der Genfer Patinoire des Vernets noch zu spielen, als auf dem Eis beim Stand von 4:2 für den EHC Basel während rund fünf Minuten gar nichts ging. Drei Servette-Spieler wurden wegen Disziplinlosigkeiten nacheinander auf die Strafbank geschickt. Um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen, bewarfen die Genfer Fans das Eis mit Gegenständen, so dass die Partie unterbrochen werden musste. Die verbleibende Spielzeit reichte Servette zwar noch zum 3:4-Anschlusstor u2013 die zwei Punkte aber nahmen die Basler mit nach Hause. Es war dies bereits der vierte Sieg in Serie u2013 eine stolze Bilanz für den Aufsteiger.
HOHE EFFIZIENZ. Zwar war der EHC gestern Abend keineswegs die Spiel bestimmende Mannschaft. Die Genfer traten während der gesamten Partie dominant auf, waren aggressiv, liessen die Scheibe laufen und kamen zu weit mehr Gelegenheiten als die Gäste. Doch was den EHC auszeichnete, war perfekte Effizienz. Bereits das Basler Führungstor legte Zeugnis davon ab: Obwohl Servette das Team von Kent Ruhnke von Beginn weg ins eigene Drittel gedrängt hatte, war es in der 8. Minute Ralf Bundi, der zum 1:0 für die Gäste einschoss. Tero Lehterä, der im Basler Team einen zufrieden stellenden Einstand gab, hatte die gute Vorarbeit geleistet.
Auch in der Folge blieb Servette das diktierende Team. Weil die Basler aber defensiv enorm diszipliniert auftraten und im Tor wiederum einen überragenden Daniel Manzato hatten, fiel auch der zweite Treffer entgegen dem Spielverlauf: Gaëtan Voisard traf in doppelter Überzahl zum 2:0 (18.). Und als Eric Landry im Mitteldrittel (29.) alleine auf Torhüter Pavoni zustürmte und eiskalt zum dritten Basler Tor traf, waren die Genfer vollends vor den Kopf gestossen.
DEM DRUCK GEWACHSEN. An der Richtung, in die das Spiel bislang gelaufen war, änderte sich indes nichts. Dem Genfer Druck musste der EHC dann kurz vor Ende des Mitteldrittels ein erstes Mal nachgeben, als Andreas Johansson einen Abpraller zum 1:3 verwertete und das Spiel für den letzten Abschnitt noch einmal lancierte. Und Igor Fedulov sorgte mit seinem 2:3 (47.) dann definitiv für den Beginn einer hektischen Schlussphase.
Zur allgemeinen Genfer Verzweiflung erzielten die Basler indes just in jenem heiklen Abschnitt das am Ende Sieg bringende 4:2. Yves Sarault wurde zu Beginn der eingangs beschriebenen Strafenflut auf die Bank geschickt, Harold Druken verwertete im Powerplay den Abpraller von Landrys Schuss u2013 und setzte damit noch das Ausrufezeichen hinter den effizienten Auftritt der Basler.
Krankheitshalber nicht eingesetzt wurde bei Genf der kanadische Center Yanick Lehoux. Der EHC Basel soll grosses Interesse an der Verpflichtung des 23-Jährigen haben u2013 zumal die Basler auf Grund der langwierigen Verletzung Jarno Peltonens immer wieder betonen, dass sie «durch die Mitte» durchaus noch auf Verstärkung angewiesen seien. «Dazu kann ich nichts sagen», so Ueli Schwarz, fügte dann aber an, «dass Lehoux so oder so erst auf den Markt käme, wenn Jason Krog tatsächlich zu Servette stösst». Der Kanadier war gestern noch nicht in Genf, sondern wartete in New York darauf, bei den Islanders doch noch einen NHL-Vertrag zu erhalten. Ob ein Transfer Lehouxu2019 zum EHC in zustande kommt, könnte also im Wesentlichen davon abhängen.
Wortmeldung
«Das erste Drittel verlief genau nach unserem Geschmack. Die Mannschaft war sehr gut eingestellt und enorm kaltblütig im Abschluss. Am Ende brachte uns eine glänzende Teamleistung diesen verdienten Sieg. Verdient war er vor allem deshalb, weil die Mannschaft enorm diszipliniert war.»
EHC-Sportchef Ueli Schwarz, nach dem nervenaufreibenden Schluss erleichtert und glücklich über den Sieg der Basler.
Genf-Servetteu2013Basel 3:4 (0:2, 1:1, 2:1)
Les Vernets. u2013 4764 Zuschauer. u2013 SR Mandioni, Abegglen/Schmid.u2013 Tore: 8. Bundi (Lehtera) 0:1. 18. Voisard (Friedli/Ausschlüsse Breitbach, Johansson) 0:2. 29. Landry (Anger) 0:3. 39. Johansson (Schirjajew, Mercier/Ausschluss Voisard) 1:3. 47. Fedulow (Sarault/Ausschluss Voegele) 2:3. 54. Druken (Landry/Ausschlüsse Grosek/Sarault) 2:4. 60. (59:30) Grosek (Schirjajew, Treille, Servette mit 6 Feldspielern) 3:4. u2013 Strafen: 13-mal 2 plus 10 Minuten (Sarault) plus Matchstrafe (Snell) gegen Servette, 13-mal 2 gegen Basel.
Genf-Servette: Pavoni; Rytz, Bezina; Gobbi, Breitbach; Snell, Schirjajew; Mercier, Horak; Fedulow, Savary, Knöpfli; Rivera, Trachsler, Tristan Vauclair; Treille, Grosek, Hlavac; Déruns, Johansson, Sarault.
Basel: Manzato; Bundi, Astley; Plavsic, Voisard; Keller, Wüthrich; Schäublin, Forster; Druken, Chatelain, Nüssli; Anger, Landry, Friedli; Voegele, Lehterä, Schnyder; Walker, Tschuor, Collenberg.
Bemerkungen: Genf ohne Lehoux (krank), Cadieux (rekonvaleszent); Basel ohne Peltonen (rekonvaleszent), Tambijew (überzählig), Debrunner (bis auf Weiteres nicht mehr beim Partnerteam Olten, sondern wieder beim EHC u2013 gestern aber krank) und Stalder (ausgeliehen ans Partnerteam Olten). u2013 17. Pfostenschuss Landry. 36. Tor von Schnyder annulliert (zu viele Basler auf dem Eis). 59. Pfostenschuss Hlavac. Servette in folgenden Phasen ohne Goalie: 58:04u201358:12, 58:25u201359:30, 59:35u201360:00.
Vor dem Spiel gegen den HC Lugano (So 15.45 Uhr) besteht erstmals die Möglichkeit, auch sonntags noch Tickets bei der St.-Jakob-Arena zu kaufen. Die Kasse vor der Arena öffnet um 11.00 Uhr und ist bis zur Öffnung der «Abendkassen» (14.15 Uhr) durchgehend bedient. Es sind Tickets für sämtliche Spiele erhältlich.
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Cornel Prinz
Im April schoss der Stürmer den EHC Basel zurück in die NLA u2013 nun spielt er in Dübendorf (1. Liga).
baz: Cornel Prinz, Sie hätten mit Basel in der NLA spielen können. Stattdessen beendeten Sie die Profikarriere. Wie fühlt man sich als 1.-Liga-Star?
Star ist übertrieben. Aber ich habe in der Vorbereitung gemerkt, dass ich zu den Gejagten zähle. Ich kenne fast keinen Gegenspieler, mich kennen alle. Also werde ich oft provoziert. Da höre ich Sprüche wie Hallo Prinz, Superstar. Aber das ist kein Problem, ich bin ja die Ruhe selbst (lacht). Und ich weiss, wie das ist: In der NLB oder NLA hatte ich auch Freude daran, den bekannten Spielern auf die Finger zu klopfen.
Was ist in der 1. Liga anders?
Alles ist gemütlicher, familiärer. Wir trainieren am Abend. Was dazu führt, dass man danach zusammensitzt oder in den Ausgang geht. Man kann sich mehr erlauben: Als wir in Wichtrach ein Turnier spielten, gingen wir nach dem Halbfinal an ein Fest u2013 ausnahmslos bis um 5 Uhr morgens. Im Final hatten wir keine Chance. Dafür liess uns der Coach dann am Montag im Training etwas mehr laufen als gewöhnlich u2026
Heute Samstag starten Sie in Arosa in die Saison. Ihre Erwartungen?
Der EHC Dübendorf wird sich in der Gruppe 1 hinter den Favoriten Thurgau und Winterthur als Dritter klassieren. In den Playoffs marschieren wir dann durch (lacht). Persönlich möchte ich im Schnitt einen Skorerpunkt pro Spiel beisteuern. Aber ich werde auch in der 1. Liga nicht zum Topskorer werden. Die Spieler hier können alle Schlittschuh laufen und sind technisch gut. Nationalliga-Profis sind nur taktisch besser geschult, treffen schneller die richtige Entscheidung. In Dübendorf bin ich durch diese Fähigkeiten zum Spezialisten in doppelter Unterzahl mutiert.
Basel ist gut gestartet. Kein Bedauern, dass Sie nicht mehr dabei sind?
Für mich war es der richtige Entscheid, ich wollte mich auf mein Jura-Studium konzentrieren. Und ich hatte den perfekten Abgang: Auf mein 1:0 im Spiel 7 in Lausanne werde ich noch heute angesprochen. Ich halte immer noch Kontakt zum EHC, gehe ab und zu in der St.-Jakob-Arena Mittagessen und informiere mich laufend in der baz über den Club.