BaZ, 19.9.05
Zu viele Aussetzer beim EHC
Wieder gelang es dem EHC Basel nicht, sein eigenes Spiel aufzuziehen
REMO MEISTER, Rapperswil
In Rapperswil. Nur die Gastgeber hatten etwas zum Jubeln. Foto Keystone
In einer Hockeypartie auf bescheidenem Niveau unterlag der Aufsteiger wie schon im ersten Auswärtsspiel der Saison (0:6 in Ambri) erneut deutlich: 0:4 gegen die Rapperswil- Jona Lakers.
Die Szene in der 47. Minute hatte Symbolcharakter. Sie war zum einen bezeichnend für das Zustandekommen der 0:4-Niederlage gegen Rapperswil-Jona, zum anderen aber auch für den Saisonstart des EHC Basel. Bei einer der wenigen Gelegenheiten, die sich das Team von Kent Ruhnke in Rapperswil erarbeitete, scheiterten Thomas Nüssli und Eric Landry an Lakers-Torhüter Michael Tobler. Und schon war der Konter in die Gegenrichtung eingeleitet: Stacy Roest passte auf Antonio Rizzello, der die Scheibe zum vierten Mal im Kasten der Basler unterbrachte. Dem EHC wurde wieder vor Augen geführt, wie unvermittelt auf diesem Niveau verpasste Gelegenheiten und Fehler bestraft werden.
DRUCKLOS. Die Partie war zu jenem Zeitpunkt längst entschieden. Wie schon in Ambri misslang es den Baslern erneut, ihr eigenes Spiel aufzuziehen. Im Angriff fehlten die Ideen, bei Olivier Schäublins Pfostenschuss (7.) gesellte sich auch noch Pech hinzu. Dies gegen einen Gegner, der zwar mit Topskorer Claudio Micheli einen starken Leader hatte, indes lediglich zu Beginn der Partie wirklich gutes Eishockey zeigte. Insgesamt präsentiert sich der EHC derzeit noch zu wenig konstant, auf gute Phasen folgen zu viele Aussetzer.
Hinzu kam am Samstag im Rapperswiler Lido, dass sich der Gast das Leben bereits im ersten Drittel selbst schwer machte: Zehn Strafminuten mussten die Basler absitzen u2013 das strapaziöse Unterzahlspiel stellte für das Team von Kent Ruhnke einen Energieverschleiss dar, der sich im Verlauf der Partie noch bemerkbar machen sollte. Dass der EHC in der druckvollen Startphase der Lakers nur einen Gegentreffer u2013 das 1:0 durch Patrick Fischer in der 7. Minute u2013 hinnehmen musste, lag vor allem an der tadellosen Leistung Daniel Manzatos im Tor des EHC. Er hatte wieder den Vorzug vor Patrick Schöpf erhalten.
EINIGE FEHLER. Auch Manzato konnte indes nicht verhindern, dass der Gastgeber im weiteren Verlauf des Spiels nach wie vor zu guten Gelegenheiten kam u2013 und diese im Unterschied zum EHC auch nutzte. Wie in der 35. Minute, als Micheli nach einem Abspielfehler Olivier Kellers trocken zum 2:0 einschoss. Oder zwei Minuten später, als Patrizio Morger Manzato am kurzen Pfosten erwischte und das 3:0 markierte.
Dass das Spiel von bescheidenem Niveau war, konnte Rapperswil genauso egal sein wie der Umstand, dass die St. Galler noch immer auf ihr erstes Ausländer-Tor der Saison warten. In der Tabelle zog das Team von Bill Gilligan dank des Sieges jedenfalls am EHC vorbei.
Die Basler treffen heute Abend (19.45 Uhr, Hallenstadion) mit den ZSC Lions nicht eben auf den idealen Aufbaugegner. «Wir haben keine Angst vor dem ZSC, und werden uns die grösste Mühe geben», so Ruhnke. Nicht dabei sein werden die rekonvaleszenten Ralf Bundi und Jarno Peltonen. Dafür sollte der lettische Stürmer Leonid Tambijevs erstmals für den EHC spielberechtigt sein. Dann müsste Kent Ruhnke entscheiden, welcher der sechs Ausländer überzählig ist und aussetzen muss.
Wortmeldung
«Mein Knie hat sich wieder entzündet, ich weiss nicht genau, wie es jetzt weitergeht. Wahrscheinlich muss ich wieder zwei bis drei Wochen pausieren. Das stinkt mir natürlich sehr, viel lieber würde ich auf dem Eis stehen und meinen Teamkollegen versuchen zu helfen. Im Moment sieht es noch nicht sehr gut aus für uns.»
Jarno Peltonen, der verletzte Stürmer des EHC, der mit seinen guten Zuspielen und Ideen derzeit schmerzlich vermisst wird im Spiel der Basler.
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«Diese Phase müssen wir überwinden»
Der EHC Basel macht sich nach der Pleite Mut
Trotz der 0:4-Niederlage fand EHC-Trainer Kent Ruhnke auch Positives.
Er stand im Garderobenbereich der Rapperswiler Eishalle und dehnte frohen Gemüts seine Oberschenkelmuskeln. Während andere Basler niedergeschlagen wirkten, hatte EHC-Stürmer Thomas Nüssli trotz der soeben erlittenen 0:4-Niederlage ein breites Lächeln im Gesicht. «Bereits am Montag folgt das Spiel gegen den ZSC. Die Partie in Rapperswil müssen wir schnell abhaken, es bringt nichts, den Kopf hängen zu lassen», erklärte Nüssli.
Erneut hatte einiges nicht zusammengepasst im Spiel der Basler Eishockeyaner. «Wir erarbeiteten uns kaum Überzahl-Situationen im Angriff und treten zu wenig als Team auf», fand Nüssli. Es brauche noch Zeit, bis alle die Laufwege des Systems von Kent Ruhnke verinnerlicht hätten.
Der Trainer selbst lobte zuerst seinen Torhüter Daniel Manzato, welcher den EHC vor einer noch höheren Niederlage bewahrt hatte. Dann sprach er von einem «sehr tiefen Loch», in das die Basler gefallen seien. «Diese Phase müssen wir jetzt überwinden, um dann endlich besser zu spielen», sagte Ruhnke. Dafür müsse sich das Team noch besser kennen lernen, denn «im Moment spielen wir viel zu wenig abgeklärt».
ZU WENIG KREATIV. Auch Alex Chatelain beschrieb die Stimmung als «nicht gerade bombig, obwohl wir uns alle im Klaren waren, dass wir es als Aufsteiger nicht leicht haben werden». Ein bisschen mehr hätte man sich aber vom Saisonstart schon erhofft, räumte der EHC-Captain ein. Steigerungspotenzial sieht Chatelain auf allen Ebenen u2013 «wir können uns noch überall verbessern». Was er damit meint: Im Moment fehlt es an Kreativität in der Offensive, dafür mangelt es nicht an Abstimmungsschwierigkeiten in der Verteidigung. Ganz allgemein ist im Spiel der Basler zu wenig Präzision vorhanden, im Abschluss zu wenig Kaltschnäuzigkeit und das Powerplay ist noch zu ineffizient.