D.S.:Unschuldig in der Hooligan-Datenbank

Diskussionen rund um den FCB.
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macau
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Beitrag von macau »

dominique hat geschrieben:Lewhat?

Wie kann man jetzt den Link von aggressiven Teens (hallo, Deutschland?) zu (Fussball) Hooligans schlagen? Versteh ich nich (oder versteh ich Aggressor nich richtig?
Das ist wirklich Pervers.

Ein Todesfall in Italien wurde gleich von Politikrtm umd der Presse zum Anlass genommen, das Hooligangesetz zu loben, weil damit solche Zustände verhindert werden.

Da es bei Fussballspielen in der Schweiz bisher keine Toten gab, nimmt man den erstbesten Anlass und tut so, wie wenn dieser von "Hooligans" verschuldet worden wäre.

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-Vize-
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Beitrag von -Vize- »

Auf gut Deutsch: Wer wegen einer Pyroaktion (nicht gewalttätig) ein Stadionverbot fasst, muss damit rechnen, nicht mehr an die Fasnacht zu dürfen? :eek: Und in ein paar Jahren? Was ist die Steigerung? Darf man dann nicht mehr ins Hallenbad, da man da eine Drittperson ersäufen könnten :confused: :rolleyes: Krank, sehr krank....

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Admin
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Beitrag von Admin »

Na dann, viel Spass an der Fasnacht jemanden herauszufischen der Stadionverbot hat....

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Goofy
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Beitrag von Goofy »

Admin hat geschrieben:Na dann, viel Spass an der Fasnacht jemanden herauszufischen der Stadionverbot hat....
Würde man in Basel gleich ticken, würde wohl noch das Tragen einer Larve verboten oder bestraft, denn wer sich solcherarts vermummt, kann ja nicht sauber sein.... :confused:
Denn wer Spiele gegen Basel für wirklich gefährlich hält, glaubt auch noch an den Osterhasen
Mika Buka http://blogs.zentralplus.ch/de/blogs/ts ... log/16906/

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-Vize-
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Beitrag von -Vize- »

Goofy hat geschrieben:Würde man in Basel gleich ticken, würde wohl noch das Tragen einer Larve verboten oder bestraft, denn wer sich solcherarts vermummt, kann ja nicht sauber sein.... :confused:
Vermummungsverbot :D
Die Masseverahaftig würd ich jo grän gseh, wieiviel Aktivfasnächtler gits? :eek: :D

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Asselerade
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Beitrag von Asselerade »

ein paradebeispiel für einen dummen menschen..

erwachsene männer, die meinen im leben angekommen zu sein, weil sie einen anständigen beruf haben...

in was für einer gesellschaft leben wir heute eigentlich, dass so dumme menschen noch nicht verhungert sind?
Einige gingen hinter die Theke und stellten weitere Bratwürste auf den Grill und reichten sie den hungrigen Fans

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Bender
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Beitrag von Bender »

schnauz hat geschrieben:Tessin sperrt Raufbrüder von Fussball-Festen aus

Hooligans, die ein Stadionverbot erhalten haben, dürfen im Tessin keine öffentlichen Anlässe rund um die Fussball-EM besuchen. Der Grosse Rat segnete am Dienstag eine entsprechende Verschärfung des kantonalen Polizeigesetzes mit 59 zu 1 Stimmen ab.

Die Massnahme soll in einer der kommenden Sessionen auch auf nicht-sportliche Anlässe wie etwa die Fasnacht ausgedehnt werden. Notorische Unruhestifter müssen dann bestimmte Zonen meiden respektive sich bei der Polizei melden. Bei Zuwiderhandlungen können Festnahmen angeordnet werden.

Eindämmung der Gewalttätigkeiten erhofft

Die Behörden versprechen sich von diesen Massnahmen eine Eindämmung der Gewalttätigkeiten. Sie reagieren damit nicht zuletzt auf einen Todesfall am Karneval von Locarno, wo ein 22-jähriger Tessiner von drei Aggressoren zu Tode geprügelt wurde.

Ziel sei es, zu verhindern, dass einige wenige Störenfriede ein Fest ruinieren können, sagte Justizdirektor Luigi Pedrazzini (CVP) am Dienstag im Grossen Rat. Die Massnahmen seien nicht verfassungswidrig; es handle sich um die Anwendung eines Bundesgesetzes im Rahmen der Anti-Hooligan-Massnahmen.
Völlig bekloppt. Gibt's da einen Umzäumnung und eine Eingangskontrolle? Prügelnde Besoffene kann man auch so in Gewahrsam nehmen, dazu braucht es kein Diskriminierungspauschalgesetz.

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XxNOSTRADAMUSxX
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Beitrag von XxNOSTRADAMUSxX »

ich hoff mol für d'glaubwürdigkeit vo dene tessiner politiker, dass die hueresön us locarno allisamt e stadionvrbot gha hänn..
http://www.stadion-landhof.ch

wär's lääbe will, muess s'lääbe gäh!

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Chancellor
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Beitrag von Chancellor »

natürlich ist es ein blödsinn. auch wenn gleichzeitig dadurch endlich verstanden wird, dass die gewalt im stadion und auch ausserhalb mehrheitlich ein soziales problem sind und kein hooligan problem.

bloss so ganz kapiert haben sies noch nicht und sie gehen den verkehrten weg. sie haben noch nicht begriffen, dass die lösung über die sozialen aspekte kommen muss und dann auch in den fussballstadien mehr sicherheit herrscht....
Betreten des Rasens verboten!

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Mooogli
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Beitrag von Mooogli »

Chancellor hat geschrieben:natürlich ist es ein blödsinn. auch wenn gleichzeitig dadurch endlich verstanden wird, dass die gewalt im stadion und auch ausserhalb mehrheitlich ein soziales problem sind und kein hooligan problem.

bloss so ganz kapiert haben sies noch nicht und sie gehen den verkehrten weg. sie haben noch nicht begriffen, dass die lösung über die sozialen aspekte kommen muss und dann auch in den fussballstadien mehr sicherheit herrscht....
Ich denke schon, dass Gewallt generell als "Soziales Problem" anerkannt ist. Nur ist die Frage, wie man sich dem annehmen will! Und da ist es natürlich einfacher mit Instrumenten wie einer Hoogan zu arbeiten als die Partizipation zu fördern.

Somit Polizeistaat ist einfacher und schafft keine kritische Menschen, die für ihre Interessen einstehen.

Es wird wohl noch ne weile so weiter gehen :(
:):D:mad::cool:
verstohsch was i mein

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starshine
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Beitrag von starshine »

Ach noch was - die meisten die in der Hoogan sind, sind drin wegen Pyroaktivitäten. Dass Pyro nix mit Hooligans zu tun hat, tscheggen die wohl auch IMMER NOCH NICHT. Statt Hooldat/Hoogan sollte das ganze eher Ultra-... heissen weil so wird wieder den Leuten das falsche Bild vermittelt (Ultra = Hool). Ausserdem, einer der Pyro zündet, kloppt noch lange nicht Leute zusammen - und an der EM wird er auch nicht zünden. Also beides (Ausweitung v. Stadionverbot auch für EM/WM und Verbot an Teilnahme von Festlichkeiten) zieht für mich wohl gar nicht.
Aber so funktionieren eben die Medien und die Politik. Angstmacherei verkauft sich einfach besser als die schnöde schöne Welt.


PS: Das mit Verhaftung an der Fasnacht stimmt so nicht. Wie z.Z. auch schon, muss man sich während bzw. vor dem verbotenen Event auf dem Polizeiposten melden und ich glaube ein generelles Ausreiseverbot besteht auch (letzteres sicher in England der Fall, CH weiss ich nicht).
reach out and touch faith; your own personal jesus

Ergic89
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Beitrag von Ergic89 »

Eine Sprinkleranlage in jeder Fankurve der Schweiz würde ich super finden. Jedes Mal wenn zu viel Pyros gezündet werden...fängt es an zu regnen...und alle Probleme sind weg!

ScoUtd
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Beitrag von ScoUtd »

Ergic89 hat geschrieben:Eine Sprinkleranlage in jeder Fankurve der Schweiz würde ich super finden. Jedes Mal wenn zu viel Pyros gezündet werden...fängt es an zu regnen...und alle Probleme sind weg!
:rolleyes: :rolleyes:
CR7 Fanboy

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macau
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Zurück zum Thema

Beitrag von macau »

Was im Tessin momentan läuft, ist Scheisse, aber zurück zum Thema:

Der Strafbefehl vom 24. Oktober (unten) wurde heute aufgehoben. Kostenloser Freispruch plus Parteientschädigung zulasten des Staates.

Der Eintrag in HOOGAN besteht selbstverständlich weiterhin, das Verfahren vor Bundesverwaltungsgericht ist noch hängig, aber es sieht gut aus.

http://www.referendum-bwis.ch/aktuell31102007.htm

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macau
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Beitrag von macau »

noch ein paar Details:

Verzeigt wurde D. S. wegen Verstössen gegen das Sprengstoffgesetz und wegen groben Unfugs (siehe PDF).

Der Strafbefehl (vorhergehendes Posting) wurde aber nur wegen eines Verstosses gegen das kantonale Übertretungsstrafgesetz ausgestellt.


Die Verzeigung wurde zudem an "Gewalttäter Sport" weitergeleitet, was auch immer das sein mag.

Der Sachverhalt wurde in der Verzeigung nehrfach falsch dargestellt (blaue Markierungen)

***

Die Story ist jetzt auch in 20 Minuten: http://www.20min.ch/news/basel/story/19840399

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könig
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Beitrag von könig »

macau hat geschrieben:Die Verzeigung wurde zudem an "Gewalttäter Sport" weitergeleitet, was auch immer das sein mag.
das ist das deutsche vorbild der schweizer hooligandatenbank. wurde mitte der 90er aufgebaut und hat inzwischen ca 6'000-7'000 einträge.

gibt die abenteuerlichsten geschichten zu dieser kartei. auch in diesem forum wurden muster gepostet.


somit ist d.s. jetzt auch in deutschland als gewalttäter registriert... unglaublich.

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macau
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Beitrag von macau »

könig hat geschrieben:das ist das deutsche vorbild der schweizer hooligandatenbank. wurde mitte der 90er aufgebaut und hat inzwischen ca 6'000-7'000 einträge.
Ich bin nicht sicher, ob dies die deutsche Datei ist, möglicherweise haben die Basler Bullen eine eigene Gewalt-Täter-Sport-Kartei. Die Daten (und nur die aus HOOGAN) müssten auf jeden Fall von Fedpol ans Ausland weitergegeben werden.

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könig
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Beitrag von könig »

macau hat geschrieben:Ich bin nicht sicher, ob dies die deutsche Datei ist, möglicherweise haben die Basler Bullen eine eigene Gewalt-Täter-Sport-Kartei.
wäre mir neu. kenne diese kartei nur aus deutschland.

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Tee
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Beitrag von Tee »

Begehungszeit: 11.08.2007

sind die sogar zu blöd ein datum von einer zeit zu unterscheiden?
Sali zämme.

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macau
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Fedbull

Beitrag von macau »

Im Verfahren vor Bundesverwaltungsgericht (Löschung der Daten von D.S. aus HOOGAN) hat Fedbull eine Stellungnahme eingereicht (PDF). Peinlich für Fedbull ist, dass in der Zwischenzeit ein Freispruch erfolgte.

Ziemlich frech ist die Begründung in Punkt 3.2.4 b) auf Seite 7: Weil das ganze verwaltungsrechtlich und nicht strafrechtlich sei, sei die Unschuldsvermutung nicht berührt... In anderen Worten: Die Bullerei kann gerade machen, was ihr passt. Das war sicher ein Punkt, weshalb die verwaltungsrechtliche Variante für das Hooligangesetz gewählt wurde. So explizit hat das aber bisher Niemand gesagt. Nur: Dieser Taschenspielertrick funktioniert nicht, die EMRK gilt für straf- und verwaltungsrechtliche Massnahmen, ebenso der europäische Polizei-Kodex.

EDIT: noch ein paar Kommentare

Auch die Behauptung in der Zusammenfassung (Punkt 3.3), wonach Einträge nach einem Freispruch / einer Einstellung eines Verfahrens von Amtes wegen gelöscht würden, stimmt nicht. In St. Gallen ist seit einiger Zeit ein Fall hängig, in welchem es um die Löschung aus Hoogan nach einem Freispruch geht.


Auf Seite 8 wird auf ein Urteil des Verwaltungsgerichts Zürich vom 15. 11. 2007 verwiesen. Dabei geht es um Löschung von Daten aus Polis nach Einstellung eines Verfahrens:
http://www.vgrzh.ch/cgi-bin/nph-omniscg ... cument.fiw

Dieses Urteil wurde ans Bundesgericht weitergezogen; allenfalls hat es noch Auswirkungen auf die Altstetten-Daten.

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Alge
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Beitrag von Alge »

macau hat geschrieben:So explizit hat das aber bisher Niemand gesagt. Nur: Dieser Taschenspielertrick funktioniert nicht, die EMRK gilt für straf- und verwaltungsrechtliche Massnahmen, ebenso der europäische Polizei-Kodex.
Was hat das für Konsequenzen bzw. was eröffnet das für Möglichkeiten
(nicht speziell in diesem Fall, sondern allgemein) ?

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macau
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Beitrag von macau »

UPDATE: Der HOOGAN-Eintrag von D. S. ist gelöscht

EDIT: PDF zugefügt

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Latteknaller
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Beitrag von Latteknaller »

macau hat geschrieben:UPDATE: Der HOOGAN-Eintrag von D. S. ist gelöscht
sehr gut!
allerdings wird dies ja ohne präjudiz sein, oder? von daher wäre mir ein bundesgerichtsentscheid in dieser sache schon noch lieb.
"Glauben Sie nicht jenen, die nie in ein Stadion gehen, dass ein Fussballspiel ein Hochrisiko-Anlass sei." Bernhard Heusler im Spiegel

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macau
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Beitrag von macau »

Latteknaller hat geschrieben:sehr gut!
allerdings wird dies ja ohne präjudiz sein, oder? von daher wäre mir ein bundesgerichtsentscheid in dieser sache schon noch lieb.
Der Eintrag wurde gelöscht, weil die Luft für Fedpol langsam dünn wurde. Das Bundesverwaltungsgericht wird auf jeden Fall über die Kostebfolge entscheiden müssen, möglicherweise gibt es auch noch materielle Entscheide.

Die Referendumsseite wurde aktualisiert:

http://www.referendum-bwis.ch/homepage.htm

Nachtrag: In St. Gallen gibt es einen Fall, der vor dem Regierungsrat hängig ist. Dort gibt es schon lange einen Freispruch, das Stadionverbot wurde aufgehoben, aber die Bullen wollen das Rayonverbot nicht aufheben (mit ähnlicher Begründung wir Fedpol in der Stellungnahme vom 19. Februar). Hier dürfte diese Löschung einen Einfluss haben,

quasimodo
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Beitrag von quasimodo »

12. März 2008, Neue Zürcher Zeitung

«Fans haben keine Lobby»

Schweizer Fussballfans kämpfen um ihre Rechte und ihren Ruf

Mit der Initiative «Fansicht» wollen die grössten Schweizer Fussball-Fankurven die Öffentlichkeit für die ihres Erachtens problematische Umsetzung der Massnahmen gegen Gewalt an Sportveranstaltungen sensibilisieren. Ein schwieriges Unterfangen. ...

dau. Eingefleischte Fussballfans stellen für eine breite Öffentlichkeit primär ein Ärgernis und ein Sicherheitsrisiko dar. Angesichts der Gewaltexzesse in der jüngeren Vergangenheit im Umfeld von Ligaspielen sowie der sicherheitstechnischen Nervosität im Vorfeld der Euro 08 ist dies nicht erstaunlich. Kaum politischer Widerstand erwuchs deshalb den juristischen Instrumenten, die ein härteres Vorgehen gegen Gewalt an Sportveranstaltungen ermöglichen. Auch staatsrechtliche und datenschützerische Einwände fanden wenig Gehör, der Versuch, gegen das revidierte Bundesgesetz über Massnahmen zur Wahrung der inneren Sicherheit (BWIS) das Referendum zu ergreifen, scheiterte. Anfang 2008, ein Jahr nach Inkrafttreten des Gesetzes, zog das Bundesamt für Polizei (Fedpol) eine erste, durchwegs positive Bilanz: 78 Rayon- und 192 Stadionverbote seien ausgesprochen und die betroffenen Personen in der sogenannten Hooligan-Datenbank (Hoogan) erfasst worden.

Argumentarium für Fans

Nicht die Rede ist in besagter Mitteilung von den fragwürdigen Vorkommnissen bei der Umsetzung des Hooligan-Gesetzes. Ihrer Veröffentlichung verschreibt sich die Initiative «Fansicht», die von den Dachorganisationen der wichtigsten Schweizer Fussball-Fankurven getragen wird. Man wolle die Geschichten hinter den Stadionverboten erzählen, meint ihr Sprecher Pascal Claude, der als Lehrer und «WoZ»-Kolumnist arbeitet, im Gespräch. «Fansicht» sieht sich als Anlauf- und Informationsstelle für Fans, die ihres Erachtens zu Unrecht ein Stadionverbot erhalten haben – oder keine Einsicht in die Verbotsbegründung bekamen – und nun in der Hoogan registriert sind: «Den Betroffenen soll auf der Website http://www.fansicht.ch ein Argumentarium angeboten werden, um sich gegen willkürliche Übergriffe zu wehren.»

Das Beispiel eines FC-Basel-Fans zeige exemplarisch die Fragwürdigkeit der Hoogan-Datenbank auf, erzählt Claude. Dem Fan wurde im Herbst 2007 vom FC Basel ein Stadionverbot auferlegt, da ein Steward (Platzanweiser) gesehen haben wollte, wie der Fan eine bengalische Fackel im Stadion zündete. Dieser habe indes stets seine Unschuld beteuert und gar einen ihn entlastenden fotografischen Beweis vorlegen können. Der Verein, der laut Claude im Nachgang der Krawalle vom 13. Mai 2006 einen entspannteren Umgang mit den Fans pflegt, habe daraufhin das Stadionverbot wieder aufgehoben. Dies sei auch der Kantonspolizei Basel-Stadt mitgeteilt worden, die bereits beim Erlassen des Stadionverbots informiert wurde. Einige Tage später erhielt der belegbar Unschuldige allerdings vom Dienst für Analyse und Prävention des Fedpol einen Brief: Er sei nun in der Hoogan-Datenbank als Hooligan erfasst. Mit Verweis auf das irrtümlich erlassene Stadionverbot verlangte der Fan beim Fedpol die Löschung seiner Daten. Diesem Verlangen wurde nicht stattgegeben, worauf der Fan Beschwerde gegen diesen Entscheid beim Bundesverwaltungsgericht einreichte. Mittlerweile hat das Fedpol den Fan aus der Datenbank nun doch entfernt. Der Verdacht eines Platzanweisers habe aber offenbar genügt, moniert Claude, um jemanden als Hooligan abzustempeln.

Anonymität statt Transparenz

Auf politischer Ebene lässt sich mit derlei Einwänden jedoch keinen Staat machen. Wie wenig die individuellen Freiheiten des Bürgers als Fussballfan zählen, zeigte vor einigen Tagen die Debatte im Stadtzürcher Gemeinderat über eine von der Stadtpolizei parallel zur nationalen Hoogan geführte lokale Hooligan-Datenbank. «Ich wäre froh, die Polizei könnte manchmal handeln, bevor etwas geschieht, weil sie sich ein paar Notizen gemacht hat», war hierzu von linker (!) Seite zu vernehmen (NZZ 7. 2. 08). Denn erfasst werden in dieser Datenbank auch Personen, die keine Straftat begangen haben, sondern lediglich als «Gewalt suchend» aufgefallen sind – was darunter zu verstehen ist, bleibt indessen unklar.

Im Gegensatz zu Politaktivisten verfüge die Fussballfan-Szene kaum über eine politische Lobby, die sich für ihre Interessen einsetzen würde, erklärt sich Claude den sorglosen Umgang mit den Rechten der Fussballfans. Dieser Mangel an politischem Sukkurs für die wilden eingefleischten Fussballfans – im Fachjargon Ultras genannt – gründet unter anderem in ihrem Selbstverständnis als klandestine Subkultur. Ihre Protagonisten agieren mit Vorliebe anonym. Auch bei massiven Vergehen wie der publik gewordenen Entführung eines Fans der Zürcher Grasshoppers durch eine Gruppe FC-Zürich-Fans äusserte sich kein Vertreter der sogenannten «Südkurve» namentlich zum Vorfall. Niemand könne (oder wolle?) für die Kurve sprechen, lautet jeweils die Begründung. Die breite Öffentlichkeit legt den Fankurven dieses Verhalten jedoch als Feigheit aus. Zumal innerhalb der Kurve eine relativ klare Hackordnung, mit Szene-intern bekannten Wortführern besteht.

Unbelehrbare in den eigenen Reihen

Auch auf der «Fansicht»-Website ist allein Pascal Claude namentlich erwähnt. Dies zeigt das Dilemma, in welchem sich das Projekt befindet: Es ist der Fankultur und ihrem teilweise archaischen, sozialromantischen Wertesystem verpflichtet, gleichzeitig will es das Fan-Verhalten in Einklang mit den juristischen Paragrafen-Leitplanken bringen. Erschwert wird der Kampf der Fussballfans um ihre Rechte und ihren Ruf zusätzlich durch Unbelehrbare aus den eigenen Reihen. Wenn beim Auswärtsspiel des FC Zürich in St. Gallen eine Banderole, die für ein Nein zum Kantonalzürcher Polizeigesetz wirbt, am Zaun des Auswärtssektors hängt und aus ebendiesem Sektor Gegenstände aufs Spielfeld fliegen, die den Linienrichter am Kopf treffen, liefert dies kaum Argumente für einen moderateren Umgang mit den Fans. Dies scheint noch nicht allen bewusst zu sein: Steht man unter verschärfter medialer und politischer Beobachtung, wie dies für den Schweizer Fussball und seine Nebenschauplätze seit der Vergabe der Euro 08 der Fall ist, wird ein jedes Fehlverhalten sofort publik – und entsprechend ausgeschlachtet.

http://www.nzz.ch/nachrichten/medien/fa ... 87454.html
(c) quasimodo 2004-2020 - alle Rechte vorbehalten

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stuessy
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Beitrag von stuessy »

quasimodo hat geschrieben:12. März 2008, Neue Zürcher Zeitung

...
liefert dies kaum Argumente für einen moderateren Umgang mit den Fans. Dies scheint noch nicht allen bewusst zu sein: Steht man unter verschärfter medialer und politischer Beobachtung, wie dies für den Schweizer Fussball und seine Nebenschauplätze seit der Vergabe der Euro 08 der Fall ist, wird ein jedes Fehlverhalten sofort publik u2013 und entsprechend ausgeschlachtet.
guete artikel - d verantwortig vo de fans wird ganz am schluss am ne guete biispiel beschriebe. e paar setze sich ih fyr ebbis und anderi torpediere mit ihrne handlige alles wieder.
genau das bewustsi isch in de letschte 2 joore bi uns gschtiege.
...::: SektZioN sPIckScHnur oHne puLVEr :::...

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Asselerade
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Beitrag von Asselerade »

macau hat geschrieben:Ich bin nicht sicher, ob dies die deutsche Datei ist, möglicherweise haben die Basler Bullen eine eigene Gewalt-Täter-Sport-Kartei. Die Daten (und nur die aus HOOGAN) müssten auf jeden Fall von Fedpol ans Ausland weitergegeben werden.
zumindest läuft das basler "anti-hooligan-projekt" gleich wie in deutshcland unter dem titel "gewalttäter sport"...
Einige gingen hinter die Theke und stellten weitere Bratwürste auf den Grill und reichten sie den hungrigen Fans

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