Das Kleeblatt ist wieder vierblättrig
Inter, Roma, Milan, Juventus: Die vier üblichen Verdächtigen gelten als Favoriten auf den Titel in der Serie A. Die Krise soll überwunden sein – und gerade ihre Auslöser (Milan und Juventus) sind 2007 wieder Hoffnungsträger.
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Basta! Juve und Alessandro del Piero sind zurück. (keystone)
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Saisonvorschau Spanien (23.08.07)
Vor einem Jahr prägte der Wettskandal das Klima vor dem Serie-A-Saisonbeginn. Zwölf Monate später ist alles vergeben und vergessen. Milan startet ohne Strafpunkte. Juventus Turin ist wieder aufgestiegen und erneut ein Titelkandidat.
Die letzten Saisons hiessen auch: Ausschreitungen, rückläufige Zuschauerzahlen und der Fall auf Rang 3 in der UEFA-Wertung, hinter England. Trotz des Weltmeistertitels hat der Calcio ein Imageproblem. Das Jahr 2007 ist der ideale Zeitpunkt für attraktive Aufsteiger. Neben Juventus sind dies Napoli und Genoa – drei Vereine mit grosser Fanbasis und Geschichte, welche bei Auswärtsspielen mehr interessieren werden als die Absteiger Chievo, Ascoli und Messina.
Inter Mailand (letzte Saison 1.): Die Prognose sei gewagt – Inter wird nicht noch einmal 97 Punkte holen. Doch die Titelverteidigung ist ein realistisches Ziel. Roberto Mancini braucht dafür nicht einmal viele neue Argumente. Und wenn doch, dann kommen diese aus Honduras (Stürmer David Suazo von Cagliari) und Rumänien (Cristian Chivu von der Roma).
AS Roma (2.): Die Roma ist Totti, Totti ist die Roma. Daran wird sich so schnell nichts ändern. Als «supporting acts» wurden unter anderem die Brasil-Verteidiger Juan (von Leverkusen) sowie Cicinho (Real), der mazedonische Stürmer Mirko Vucinic (von Lecce) und der französische Dribbler Ludovic Giuly (von Barcelona) verpflichtet.
Lazio Rom (3.): Milan ohne Strafpunkte, Juventus zurück – für die Laziali wird der dritte Platz kaum zu verteidigen sein. Passend zum himmelblauen Trikot wird der Verein immer argentinischer. Juan Pablo Carrizo (von River Plate) soll im Tor den zurückgetretenen Angelo Peruzzi ersetzen. Neu auf der rechten Aussenbahn (mit oder gegen Valon Behrami?) ist Lionel Scaloni (Ex-Santander) vorgesehen.
AC Milan (4.): Immer wieder wurde gesagt, dass das Team von Carlo Ancelotti merklich verjüngt werde. Von wegen! Mehr als zwei Neuzuzüge gab es bis Saisonstart nicht, einer davon ist 31 (Emerson von Real Madrid). Und immerhin: Der Brasilianer Alexandre Pato ist erst 17-jährig. Der Stürmer darf deshalb erst ab Januar eingesetzt werden.
US Palermo (5.): Jahrelang stürzte der Fussball in Sizilien von Krise zu Krise. Mittlerweile ist gerade Palermo ein Beispiel für den cleveren Aufbau einer Mannschaft ohne allzu grosse Stars. Auf Mallorca entdeckte Palermo etwa den serbischen Offensivspieler Bosko Jankovic. Trotz neun Treffern in Spanien und zahlreichen Länderspielen für sein Land ist er noch ein Insider-Tipp.
AC Fiorentina (6.): Hinter den Allerbesten wird die Serie A farbig. Rosa im Fall Palermos, violett im Fall der Fiorentina. Dass die «Viola» Luca Toni an die Bayern verloren hat, muss eigentlich kaum mehr erwähnt werden. Als Nachfolger ist «Bobo» Vieri vorgesehen, der in den letzten Jahren mit mässigem Erfolg durch Europa wanderte.
FC Empoli (7.): Die Serie A wird gerne als «langweilig» bezeichnet. Aber wenn Teams wie Empoli – klar schwächer besetzt als Torino oder Sampdoria - Siebte werden können? Den grossen Zuzug sucht man bei den Toskanern auch heuer vergebens. Einer der Leistungsträger (Almiron) ging zu Juventus, der andere (Ighli Vannucchi) blieb.
Atalanta Bergamo (8.): Die Bergamasken waren im Vorjahr die zweite dicke Überraschung. Das heisst jedoch auch, dass die Bestätigung von Rang 8 alles andere als einfach wird. Wer die Attraktion von Atalanta werden soll, ist mit einem Blick auf den Kader zu sehen: Der Portugiese Costinha, zuletzt im defensiven Mittelfeld von Atletico.
Sampdoria Genua (9.): Eine heimliche Schweizer Bastion. Neben Reto Ziegler spielen die Talente Jonathan Rossini und Bruno Mota in Genua (zumindest in der zweiten Mannschaft). Im Sturm stehen neu zwei Ex-Internationale: Antonio Cassano (von Real ausgeliehen) und Andrea Caracciolo, wobei beide zuletzt stagnierten.
Udinese Calcio (10.): Eine Mannschaft, die durchaus um die UEFA-Cup-Ränge mitreden kann. Der ehemalige Zürcher Gökhan Inler muss sich beim ausgeglichen besetzten Udinese jedoch zuerst einmal durchsetzen. Auch nach dem Abgang von Iaquinta (Juve) ist der Sturm das Prunkstück: Antonio di Natale, Asamoah Gyan und neu Fabio Quagliarella (Ex-Samp).
AS Livorno (11.): In Livorno ist der «worst case» eingetreten. Publikumsliebling Cristiano Lucarelli verliess das Team in Richtung Donezk. Gleich zwei Stürmer sind als Nachfolger vorgesehen: der ehemalige spanische Internationale Diego Tristan (Mallorca) und der Ex-Römer Francesco Tavano. Ausserdem bleibt Livorno die weltweist schwächste Mannschaft, die sich einen Weltklasse-Keeper leisten kann: Marco Amelia.
FC Parma (12.): Nach dem Niedergang von Parmalat hat der Verein aus der Emilia immerhin noch das Potenzial, ins Mittelfeld der Liga zu gehören. Star ist der kroatische Stürmer Igor Budan, der definitiv von Palermo übernommen wurde (zuvor ausgeliehen). Die Defensive soll durch Samp-Zuzug Giulio Falcone gestärkt werden.
Catania Calcio (13.): Die Sizilianer haben in den letzten Jahren eine durchaus beachtliche Mannschaft aufgebaut. Speerspitze ist Stürmer Gionatha Spinesi, der zuletzt 17 Tore erzielte. In Italien fallen immer wieder Spieler auf, die für mässige Teams Tore am Laufmeter schiessen. Was in den Neunzigern Igor Protti und Dario Hubner waren, ist heute eben Spinesi.
Reggina Calcio (14.): Der Klub von der Stiefelspitze (Reggio Calabria) kämpft wie so oft um den Klassenerhalt. Der Grund: Das Leistungsgefälle innerhalb des Teams ist zu gross. Neben zwei Dutzend Namenlosen findet man zum Beispiel einen Francesco Modesto. Der 25-jährige Linksverteidiger stammt aus der Region und scheint dermassen heimatverbunden, dass er nicht zu besseren Teams wechselt.
AC Siena (15.): Die Toskaner starten in ihre fünfte Saison im Oberhaus. Gefestigter Teilnehmer ist der Verein des Liechtensteiners Mario Frick jedoch nicht. Der Top-Transfer heisst Leandro Grimi, ein argentinisches Aussenverteidiger-Talent, das von Milan ausgeliehen wurde. Eben: Viel ist das nicht.
Torino Calcio (16.): Die Nummer 2 aus Turin war im Vorjahr für einmal faktisch die Nummer 1. Aber der 16. Schlussrang entsprach nicht den Erwartungen. Mit der Verpflichtung von Palermo-Stammstürmer David di Michele gelang sportlich gesehen ein Schnäppchen. Andererseits ist er wegen illegaler Wetten für drei Monate gesperrt.
Cagliari Calcio (17.): Der Druck im Abstiegskampf nimmt wegen den starken Aufsteigern zu. Das erste Opfer müsste mathematisch der 17. vom Vorjahr sein. Die Sarden haben einen Kader ohne Stars, mit nur wenigen Ausländern. Einer von ihnen ist der Tessiner Rijat Shala, der je ein Jahr in Schaffhausen und bei GC im Mittelfeld spielte.
Juventus Turin (Aufsteiger): Die drei Aufsteiger in die Serie A sind samt und sonders ehemalige Meister. Eine Sonderrolle nimmt natürlich der Zwangsabsteiger 2006 ein. Juve ist nicht so stark wie damals, ist jedoch auf einer Höhe mit Roma zu sehen – also ein Titelkandidat, neuer Trainer (Claudio Raineri) und neue Spieler (Iaquinta, Tiago, Grygera, Salihamidzic, Jorge Andrade, Almiron) inklusive.
SSC Napoli (Aufsteiger): Zwei Jahrzehnte nach der grossen Zeit mit Diego Maradona hat Napoli durchaus die Qualität sich gleich im Mittelfeld der Liga zu klassieren. Jedenfalls hat man
in Kalabrien nicht gespart. Neue Spieler wie der Stürmer Ezequiel Lavezzi (Arg, von San Lorenzo) oder Mittelfeldmann Manuele Blasi (Ex-Fiorentina) würden auch bei arrivierteren Klubs passen.
Genua CFC 1893 (Aufsteiger): Nicht weniger als zwölf Jahre hat Genoa in der höchsten Spielklasse verpasst, dafür gelang ihr gleich der Durchmarsch aus der C1 in die A. Bekannteste Akteure sind die Stürmer Marco di Vaio (kam im Winter von Monaco) und Luciano Figueroa, der ehemalige argentinische Nationalspieler. (Thomas Rickenbach)
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