Nach dem 0:0 gegen Thun liegt der FC Zürich nur noch einen Punkt vor Basel
«Wir spielen nie hohe Bälle nach vorne.» Hannu Tihinen, der finnische Captain im FC Zürich, stand im Kabinengang und erklärte Roy Hodgson die Spielweise seines Teams. Hodgson war zu Besuch an seiner alten Wirkungsstätte als GC-Trainer, um in seiner derzeitigen Funktion als finnischer Nationalcoach seine Spieler Tihinen und Veli Lampi im Spiel gegen den FC Thun zu beobachten. «Nie hohe Bälle?» Hodgson runzelte die Stirn. «Nein», sagte Tihinen, «wir haben ja keine grossen Spieler im Sturm. Deshalb bin ich auch immer vorne bei stehenden Bällen.»
Immerhin war es Tihinen als einzigem Spieler am Samstag vergönnt, den Ball hinter die Torlinie zu befördern - mit dem Kopf nach einem hohen Corner. Der fehlerlose Schiedsrichter Wermelinger erklärte jedoch wegen eines klaren Fouls an Thun-Goalie Bettoni den Treffer für ungültig. Diese Szene war insofern typisch für das Spiel des FC Zürich gegen Thun, als sie die einzige des Spiels blieb, in der mit Wucht und Kraft - für den Engländer Hodgson ein elementares Mittel im Fussball - der Torerfolg angestrebt wurde. Aber Zürich wird nun einmal vom Romand Lucien Favre trainiert, deshalb war vom FCZ auch gegen Thun das bekannte Kurzpassspiel lateinischer Prägung zu sehen. Ohne Torerfolg allerdings.
Die Chancen für einen klaren Sieg des Meisters waren freilich vorhanden. Inler traf nach fünf Minuten mit einem perfekten Flachschuss nur den Pfosten, Cesar nach zwanzig Minuten die Latte, der herausragende Thun-Goalie Bettoni vereitelte beste Chancen von Eudis, Santos, Abdi, Schönbächler oder Margairaz. Und auch Inlers placierter Flachschuss in der letzten Sekunde der Verlängerung wurde zur Beute des Thuner Torwartes. Insofern lag Favre richtig mit seinem Fazit, dass die Leistung gut gewesen sei, «aber leider haben wir kein Tor erzielt».
Trotz der klaren Überlegenheit gegen die extrem defensiven, stets gut organisierten und solidarisch kämpfenden Thuner war dennoch nicht zu übersehen, dass der FC Zürich nicht in bester Verfassung ist. Wie so oft mangelte es an Druck über die Seiten, dann fehlte wegen Knieproblemen mit Raffael die wichtigste Offensivkraft, es harzte nach den vergebenen Chancen auch zunehmend im Kombinationsspiel. Vor allem Margairaz, dessen Zukunft im Ausland noch immer offen ist und der laut Sportchef Fredi Bickel «offensichtlich schlecht beraten» sei, war erneut Welten von seiner Normalform entfernt. Auch fehlte Inler mit Dzemaili jener Partner, mit dem er sich blind versteht, Raffael-Ersatz Santos war so eifrig wie unglücklich, von Bergen unterliefen ungewohnte Unachtsamkeiten. Dies alles summierte sich zum Eindruck, dass dem FC Zürich nach dem Verlust des grossen Vorsprungs auf den Verfolger FC Basel im Schlussspurt des Championnats die Nerven einen Strich durch die Meister-Rechnung machen.
Die Protagonisten widersprachen dezidiert. Er spüre keinen gewachsenen Druck, sagte Inler, «Die Journalisten reden vom Mentalen - das ist Zirkus», sagte Favre und verwarf die Hände, das Team sei «mental absolut gefestigt», sagt Sportchef Fredi Bickel. Immerhin konstatiert Bickel, dass im Vergleich zum Vorjahr, als der FC Zürich die Rolle des unbeschwerten Basel-Verfolgers spielen konnte, «etwas die Leichtigkeit» fehle und «die Mannschaft vielleicht mit zu viel Willen ans Werk» gehe. Hinzu komme das Pech mit den vielen Verletzten, während vor einem Jahr stets die beste Formation auf dem Platz gestanden sei. «Wir müssen jetzt einfach noch fünf Mal gewinnen», sagte Favre. So einfach ist das. Die nächste Gelegenheit zum Siegen bietet sich am Mittwoch gegen Aarau.
Ziiri isch nervoes.....