Wens interressiert...
INTERVIEW MIT THOMAS DÜRR (TIC TEC/Organisator Greenfield) us dr Baz 23.02.05
«Noch Trümpfe im Ärmel»
Konkurrenz für Gurten und Co.: Das Greenfield in Interlaken
INTERVIEW: MARC KREBS
u2022 Jetzt ist es offiziell: Die Basler Agentur Act Entertainment lanciert in Interlaken ein neues, grosses Rockfestival und schreckt damit die Konkurrenz auf. Anlass für ein Gespräch mit Veranstalter Thomas Dürr.
baz: Thomas Dürr, warum braucht die Schweiz ein weiteres Festival?
Thomas Dürr: So viele gibts doch gar nicht. Erst recht keines, bei dem konzeptionell gebucht wird. Ich stellte in den letzten Jahren bei den richtigen Rockfans eine wachsende Abwanderung ans Eurockéennes Belfort und ans süddeutsche Southside-Festival fest und bin überzeugt, dass es ein grosses Publikum gibt, das in der Schweiz nicht befriedigt wird.
Haben Sie mit der Konkurrenz Rücksprache gehalten?
Ja. Die ist wenig erfreut. Das ist aber in der Veranstalterszene so üblich.
Der Festival-Markt hat sich zwar erholt, dennoch weist die Schweiz noch immer eine riesige Festival-Dichte auf.
Wie wollen Sie sich gegen die Konkurrenz behaupten?
Mit einem alternativen Programm. Nichts gegen Leute wie Florian Ast und Sina, aber die treten doch an allen Festivals auf. Wir arbeiten mit den Programmatoren des Southside-Festivals zusammen und bringen so Gruppen wie System Of A Down in die Schweiz. Wir sehen das Greenfield als nationales Festival, im Unterschied zu St. Gallen und Gurten, die sich als regionale Open Airs bezeichnen.
Aber Sie müssen bei diesem Publikum abzwacken...
Da bin ich mir nicht sicher. Im letzten Jahr haben wir in der Schweiz 7000 Tickets fürs süddeutsche Southside-Festival verkauft. Man kann davon ausgehen, dass ähnlich viele Tickets aus der Schweiz für Eurockéennes in Belfort gekauft werden. Also haben wir eine Basis von über 10 000 Leuten, hinzu kommen 5000 aus der Region Interlaken. Dann brauche ich noch 5000 weitere und habe meine 20 000 Besucher pro Tag.
Mit welchem Budget operieren Sie?
Darüber wollen wir eigentlich nicht reden.
Dann helfe ich ein wenig nach: Das Musikbudget des Open Airs St. Gallen betrug 2004 800 000 Franken. Liegen Sie darüber oder darunter?
Darüber, wir sind im siebenstelligen Bereich. Das wird uns ja auch vorgeworfen von der Konkurrenz.
Was wird Ihnen vorgeworfen?
Dass wir den Gagenmarkt kaputt machen würden.
Das «Out In The Green» in Frauenfeld ging an überrissenen Gagen zu Grunde...
Ich weiss. Aber wir machen ja nicht die Rolling Stones. Ich finde nicht, dass wir den Gagenmarkt kaputt machen. Wir setzen unser Geld einfach anders ein. Nehmen wir die Lovebugs: Ich hätte sie gerne gebucht und eine ordentliche Gage, verbunden mit einer Top-Auftrittszeit am Samstagabend, geboten. Aber anscheinend zahlen Gurten und St. Gallen ein mehrfaches.
Dazu war ich nicht bereit.
Werfen wir einen Blick auf die seit gestern bekannten Namen: Da sind die Queens Of The Stone Age, die Nine Inch Nails. Toll. Aber da sind auch die Toten Hosen, die zuvor in Samnaun, Chur und Huttwil spielen werden - nicht gerade der Brüller...
Aber diese anderen Konzerte der Toten Hosen sind ja schon ausverkauft.
Am Southside-Festival treten auch Oasis, New Order und Rammstein auf. Werden das die weiteren Headliner des Greenfield-Festivals sein?
Nein, zumindest nicht in diesem Jahr. Wir werden 40 Bands präsentieren und haben noch ein paar gute Trümpfe im Ärmel. Diese ersten Namen geben wir nur raus, um dem öffentlichen Druck nachzugeben. Das gesamte Programm wird Anfang April bekannt gegeben.
Was die Preispolitik betrifft, so steht es 1:0 für Sie. Der 3-Tages-Pass am Gurten kostet gleich viel wie bei Ihnen: 150 Franken. Sie schenken aber den Besuchern zusätzlich die Anreise, ist das richtig?
Ja. Auf dem Ticket ist ein SBB-Code vermerkt. Damit kann jeder Besucher aus der Schweiz gratis mit dem Zug anreisen.
Die Festivals auf dem Gurten und ob Gampel trumpfen dafür mit der Ambiance auf: Sie liegen inmitten der Natur. Ihr Festival liegt auf einem Flughafen. Daran ändern Eiger, Mönch und Jungfrau nichts.
Gampel hat viele Ähnlichkeiten, von der Lage her, auch was die kurzen Wege betrifft. Aber beim Gurtenfestival vermisse ich die Idylle: Da ist man auf dem Berg, es herrscht eine grosse Enge, die Aussicht kann man gar nicht geniessen. Bei uns sind die Berge drumherum, auch der Mystery-Park. Das Gelände ist zwar ein Flugplatz, es bietet aber mehr. Hinzu kommt, dass wir einen Teil der Infrastruktur und der Gastronomie mit den Kollegen des Truckerfestivals, das am Wochenende darauf stattfinden wird, teilen. Zum Beispiel die kleine Zeltbühne für 10 000 Personen. Das ist mir wichtig, denn ich finde, dass man sich fragen kann, ob es ökologisch sinnvoll ist, für ein einziges Festival eine solche Infrastruktur auf einen Hügel wie den Gurten zu schleppen.
Und warum «Greenfield»? Dieser Name weckt Assoziationen mit dem «Out In The Green» - dem grossen Konkurs-Festival der Schweiz.
Es ist ein guter Name, auch wenn er solche Assoziationen weckt. Das Open Air St. Gallen hat ja auch Konkurs gemacht und heute dennoch einen guten Ruf.
Warum schweifen Sie in die Ferne? Basel würde ein Rock-Festival auch gut tun...
Das war auch immer ein Wunsch von mir. Aber ein solches Festival hätte in Basel mangels Gelände keine Chance. Wir haben das vor einigen Jahren beim Kraftwerk Birsfelden mal versucht, aber keine Bewilligung erhalten. Das Sicherheitsrisiko wäre zu gross gewesen. Zudem denke ich, dass ein solches Festival nicht nach Basel gehört. Vor allem, wenn man das aktuelle Image betrachtet: Basel gilt bei jungen Leuten als uncool, als Schlafstadt. Interlaken hingegen erinnert an Ferien, an Spass, an Abenteuer.
>Greenfield Festival, Interlaken. 24. bis 26. Juni 2005.
http://www.greenfieldfestival.ch
«Nichts gegen Leute wie Florian Ast oder Sina, aber die treten doch an allen Festivals auf.»
«Ein solches Festival hätte in Basel mangels Gelände keine hance. Es fehlt das Gelände - und das Image.»