uwb#1 hat geschrieben:Zindel alleine kann nicht der Grund sein, dass in den Medien geschwiegen wird.
Denke ich auch, es ist für mich wie erwähnt nur ein Indiz. Die Situation ist komplexer gelagert. In meiner Wahrnehmung nehme ich das Fiasko zusammenfassend in vier Akten wahr.
Erster Akt
Die nationale Presse hat höhere Interessen, schliesslich sind die Wahrnehmungswünsche anderswo gelagert. Was in so einer Pattsituation bleibt ist die Erkenntnis, dass die beiden Verlierer, unser FCB und die enthusiastischen Fans, welche den Verein mit allen Mitteln unterstützen,
noch nicht bereit sind für ein Win-Win Agreement. Ist schliesslich ein komplexes Thema nur schon für sich. Die Probleme wurden ausserdem bewusst verlagert, weil sich eine neue Gilde eingenistet hat (Pyrobekrieger, SFV, UEFA, Bussenverteiler, der Basler Daig und Konsorten). Ihnen passen sporadische Aussetzer nicht, sie wollen an der EM08 keine Risiken eingehen (heute dreht sich alles um Risiken und die Minderung derer). Viel Kohle soll generiert werden, politische Flankenmassnahemn werden gezielt ins Spiel geworfen, um möglichst jeden Feldstürmer, Zünder, Propagandisten abzufangen. Man wird genug Probleme und "negative Vibrations" mit Flitzern und besoffenen Engländern, Polen oder Holländern haben. (Remember unkontrollierbaren Feyenoord Mob in der Steinen)
Zweiter Akt
Der Polizeiapparat als solcher unterstützt jegliche Form von "Bürger Dressur", am liebsten mit einer frei verfügbaren Datenbank. Die Zeiten, als der Landjäger mit dem gehalfterten Karabiner Strittigkeiten im Dorf regeln musste, sind vorbei. Actio folgte Reactio, schlecht beraten wie sie doch sind, schiessen sie mit Kanonen auf Spatzen, zum Unwillen des kollateralschadenbetroffenen Unschuldigen. Eine tapfere, national verteilte "Minderheit" versuchte den Kontrollwahn zu stoppen, ein chancenreiches Referendum wurde mit viel Engagement lanciert. Da das BWIS in der Legislative dank Blocher und seiner Kriegerfraktion im Eilzugtempo eingeführt wurde, passte ein Referendum ganz und gar nichts in s Konzept. Die Abstimmung wäre frühestens nach der EM möglich gewesen. Ein unangenehmer politischer Präzedenzfall drohte, schliesslich mussten die Gesetze pünktlich zur EM fixiert sein und nicht erst in der Vorlage. Der Exekutive und ihren Kommandanten im Mittelkreis des Stadions am 13.5., kam die Situation der Eskalation wie geschaffen, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und auf eigene Sicherheit bedacht zu sein. Ein Prozess wurde in Gang gebracht, mit dem Ziel, die primären Risiken an der Euro 2008 zu mildern, und das mit höchster Management Attention. Das Referendum wurde eingestellt aufgrund politischer Sinnlosigkeit. Am 13.5., also noch vor dem besagten Spiel, waren noch zahlreiche Unterschriftensammler rund um das Stadion verteilt (es wurde reichlich gesammelt und Goodwill bei den Fussballfreunden geschaffen). 94 Minuten haben diese Situation verändert. Sogar in diesem öffentlichen Forum haben sich wortgewaltige polizeiliche oder medienberieselte Organe (namentlich Homunculus aka Schugger) eingeschaltet und versuchten zu argumentieren. Vergenbens, da dieser Typ von Person nicht fähig ist, andere Standpunkte aufgrund nachhaltig wirksamer Hirnwäsche anzuerkennen.
Dritter Akt
Dann kamen die Medien ins Spiel. Die Scharmützel in und ums Stadion wurden schlimmer dargestellt als jede Mittagsbombe mit 60 Opfern beim Markt von Badgad. Die meisten Verletzungen wurden von der aus vier Kantonen angerückten, schiesswütigen Polizei (Notwehr ?) verursacht. Kollisionen unter den erzverfeindeten Fans waren vorhanden, sie fanden jedoch im gleichen Rahmen statt wie quasi jedes Jahr beim Hubertus in Zürich, oder ennet den Gleisen (diese Berührungen wurden jedoch in den Medien in der Rubrik "kurz notiert" geschildert). Der Sachschaden wurde nicht verhindert, da der eigene persönliche Selbstschutz im selbsterklärten Vordergrund stand - die Reaktion ist durchaus verständlich, aber keine Begründung. Schliesslich wurden die Personen nicht nur für das Ausstellen von Parkbussen und Unfallprotokollen rekrutiert. Die Aufgabe der Medien schlussendlich bestand primär darin, sich nicht mit solchen Bagatellen wie den Folgeerscheinungen des 13.5. auseinanderzusetzen. Schliesslich explodieren täglich Bomben, sterben US Soldaten und die eigenverschuldete Angst muss auch noch aufrecht erhalten werden.
Vierter Akt
Als nächste Partei kommt Basel United ins Spiel. Der Druck ist hoch, Investoren werfen viele Millionen in den Ausbau, Betrieb und die Entwicklung der Infrastruktur St.Jakob-Park. 42'000 Zuschauer soll das national grösste Stadion fassen, Opern mit Elefanten und Fussballländerspiele sollen darin sichere Austragungen ermöglichen. Man würde sogar Schwingerfeste im Joggeli austragen, wenn es sich rechnet. Die (total) 500 Millionen Investition muss in einer Dekade (oder sinds schon zwei?) amortisiert sein. Der massive Druck der Banken und anderen Investoren wird weitergegeben, es geht um die nächsten Quartalszahlen, nicht um einen Fussballverein oder unsere Tradition. Also setzt man sich an den Tisch und eliminiert die Probleme eines Immobilienverwalters, egal welche.
Die Resultierende
Die Statistien aus den vier Akten hocken anschliessend zusammen, bilden einen "runden Tisch" (wer hat eigentlich die Sitzordnung bestimmt ?) und schaffen unter Zeitdruck Reibungsfläche, welche die treusten Fans resignieren lassen und diese ohne lange zu zögern in einem kollektiven
Boykott vereinen. Der FCB am Tisch (vertreten durch den bereits an seinem Fluchtplan arbeitenden Herrn Laub) akzeptiert die Massnahmen, in der illusorischen Hoffnung, keiner stellt sich quer und alle sind am Ende zufrieden. Tja, die Risikeneinschätzungen bei den anderen Parteien waren durchdachter, einfacher. Mit etwas Recherche wäre dem Rat aufgefallen, das bereits einmal ein Fanpass erfolgreich bekämpft wurde. Als typische Abwehrmassnahme werden nun die Medien mit Informationen gefüttert und zwar von allen Involvierten. Gegenpropaganda wird nicht geduldet. Die einzige Waffe die dem Fan im Rechststaat Schweiz bleibt, ist die gemeinsame Absenz an den Heimspielen. Actio = Reactio. Eine Verlierer-Verlierer Situation ist geboren.
Erinnert mich irgendwie an die verzweifelten Sprenggürtelburschen, welche nichts anderes einem Panzer entgegenzusetzen haben.
Wir müssen das Spiel ganz einfach mitspielen, Leserbriefe in Massen (an die national gesehen mager verteilte BAZ) haben das ihre bezweckt, die grosse, öffentliche Kenntnisnahme ist jedoch weiterhin pendent. Ich zweifle jedoch nicht, dass sie es noch lange sein wird.
/** Tippfehler mögen mir verziehen sein, es fiel einiges an Asche auf die Tastatur.