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Konsequent. Wer bei den ältesten Junioren Rot kassiert, kommt an die Kasse. Foto Keystone
DOMINIC WILLIMANN
A- und B-Junioren werden in dieser Saison bei Spielausschlüssen zur Kasse gebeten. Die Neureglung wird nicht überall goutiert.
Wenn sich heute Abend die Club-verantwortlichen des FC Allschwil zur Sitzung treffen, wird ein noch nie dagewesenes Traktandum diskutiert: die neue Bussenregelung des Fussballverbands Nordwestschweiz bei den A- und B-Junioren. Nebst dem Tragen von Schmuck, dem Vorgehen bei fehlendem Spielerpass und dem gemeinsamen Einlaufen und Verabschieden nach dem Spiel ist dies die brisanteste Neuerung der Saison 2006/2007. Seit Beginn dieser Spielzeit werden gegen A- und B-Junioren, die eine direkte rote Karte erhalten, zusätzlich zu den Spielsperren Geldstrafen gesprochen. Ins Portemonnaie greifen muss, wer eine Tätlichkeit begeht, den Unparteiischen beleidigt oder gegenüber dem Gegner verbal ausfällig wird.
Für Claudio Circhetta, den Leiter der Wettspielkommission des Nordwestschweizer Verbandes, ist klar, dass die Vereine durch diese Massnahme nun gezwungen sind, «mehr Eigenverantwortung zu übernehmen». Aggression auf dem Fussballplatz sei der falsche Weg, um Emotionen abzubauen. Mit der monetären Strafe gegenüber den Rotsündern der beiden ältesten Junioren-Kategorien erhofft sich der Verband auch, das Total der Spielabbrüche zu minimieren. In der letzten Spielzeit konnten in der Nordwestschweiz zwölf Amateurpartien nicht zu Ende gespielt werden. Dass heuer bereits eine Junioren-Partie nicht beendet werden konnte, stimmt Circhetta nachdenklich (siehe Box).
PÄDAGOGISCHER ANSATZ. Während dieser Spielabbruch beim Verband für einigen Gesprächsstoff sorgte, tun sich die Vereine mit der neuen Bussenregelung teils schwer. Für Peter Longhi, den langjährigen Junioren-Obmann des FC Allschwil, ist die Geldstrafe ein Affront gegenüber den B-Junioren. Bei den A-Junioren kann er die Regelung nachvollziehen, «da diese sich in einer Annäherungphase zu den Aktiven befinden». Bei den jüngeren Nachwuchs-Fussballern indes plädiert Longhi für einen erzieherischen Ansatz. «Ein Schiedsrichterkurs an einem Nachmittag, verbunden mit der Leitung von Kinderfussball-Spielen, wäre sinnvoller», sucht Longhi nach Lösungen. Seines Erachtens müsste man den gesunden Menschenverstand walten lassen.
Auch für Yves Frauchiger, den Junioren-Obmann des FC Black Stars, macht es sich der Verband zu einfach. «Mit einer Geldstrafe ist das Problem nicht gelöst», sagt Frauchiger. Vielmehr fordert er vom Verband fachliche Unterstützung. Seit vor drei Jahren ein A-Junior des Basler Quartierclubs gegenüber einem Unparteiischen tätlich geworden ist, herrscht bei «Black» die Null-Toleranz-Regel. «Wer dies nicht akzeptiert, wird zur Rechenschaft gezogen», stellt Frauchiger klar. So kommt es auf dem Buschweilerhof schon mal vor, dass ein Junior dem Platzwart helfen muss. «Die grösste Strafe für die jungen Fussballer ist aber, wenn sie eine Zeitlang nicht mit der Mannschaft trainieren dürfen», hält Frauchiger fest.
Ähnlich geht der SC Binningen gegen Ausraster in der Junioren-Abteilung vor. Als ein B-Junior in der letzten Saison seinen Gegenspieler nach dem Schlusspfiff in den Katakomben abpasste und sich mit diesem ein Handgemenge lieferte, wurde der Binninger für sein fehlbares Verhalten für zwei Monate intern suspendiert.
TRAINER ALS VORBILD. Roland Heri kann mit der Einführung der Bussen einigermassen leben. «Für mich ist diese Massnahme eine Sensibilisierung des Verbands und nicht wie vielerorts vermutet eine Geldbeschaffungsquelle», glaubt der Spiko-Präsident des BSC Old Boys. Heri ist überzeugt, dass das Verhalten auf dem Platz mit der Qualität der Trainer steigt und fällt. Der Basler Verein hat vor zwei Jahren einen Verhaltenskodex eingeführt. «Wir fahren damit sehr gut», so Heri über die Massnahme der multikulturellen Abteilung.
Für sämtliche angefragten Vereine ist klar, dass der Verband mit dieser Massnahme ein Zeichen gesetzt hat. Wie und ob diese nun auf die Betroffenen wirkt und ob die Involvierten auch die Bussen bezahlen werden, wird sich in nächster Zeit herausstellen.
Erster Spielabbruch
Die Saison ist noch jung, und bereits hat eine Junioren-Partie des Fussballverbands Nordwestschweiz nicht zu Ende gespielt werden können. Nach drei Platzverweisen gegen die Gäste sowie Drohungen gegenüber Zuschauern musste ein Junioren-B-Spiel der 2. Stärkeklasse, Eiken gegen Sloboda, abgebrochen werden. Sloboda hat diese Mannschaft mittlerweile zurückgezogen, das gesprochene Strafmass des Verbandes aber sei dennoch massiv, wie Wettspielkommissions-Leiter Claudio Circhetta versichert. Genaue Angaben wollte der 35-Jährige nicht machen. Mit dieser Busse sei der Verband seiner Androhung drastischer Strafen nun nachgekommen. «Das Strafmass soll abschreckend auf die anderen Clubs wirken», so Circhetta. Bis Freitag hat Sloboda die Möglichkeit, gegen das Urteil zu rekurrieren.
dw