Mit Ausnahme des FC Basel (am Donnerstag letztes Gruppenspiel im Uefa-Cup) haben am Sonntagabend die Klubs ihre Spieler in die verdiente Winterpause entlassen. Zeit also für eine Bilanz und gleichzeitig der Moment, sich Gedanken über die Befindlichkeit des hiesigen Fussballs zu machen. Aufschluss über die Lage gibt ein Vergleich mit der vergangenen Saison nach der Hälfte der Meisterschaft. Was dabei am meisten auffällt: Im Unterschied zu damals blieben diesmal die sogenannt «Grossen» weitgehend hinter den Erwartungen zurück. Im Rampenlicht standen Klubs mit kleinerem Budget (Xamax, Thun, Aarau).
Diese Tendenz mag zwar (speziell für die Medien) ihren Reiz haben, für die Entwicklung des hiesigen Fussballs ist sie jedoch verhängnisvoll. Denn das geringe Gefälle bedeutet: In Vereinen mit den besseren finanziellen Möglichkeiten wird schlecht gearbeitet, was wiederum Auswirkungen auf die Qualität der Spiele hat. Dass zurzeit die Substanz zu wünschen übrig lässt, dafür gibt es einige Indizien. Messen lässt sich der Wert des Fussballs eines Landes am besten im internationalen Vergleich. Hier ist das Resultat so vernichtend wie zuletzt 1959 oder 1968. Einzig der FC Basel, der noch eine Fahne der Hoffnung in die Höhe hält.
Wenn die renommierten Klubs sportlich am Stock gehen, drückt dies ebenfalls auf die Besucherzahlen. Pro Partie sind denn auch im Durchschnitt rund 800 Eintrittskarten weniger verkauft worden als in der gleichen Periode des Vorjahres. Wer den rückläufigen Trend mit dem Aufstieg des FC Schaffhausen in Verbindung bringt, liegt falsch. Der FC Wil hatte in der vergangenen Saison noch weniger Zuschauer zu mobilisieren vermocht. (vergleiche auch: http://fcbforum.magnet.ch/showthread.php?t=279 : FCB mit 47.400 weniger Zuschauern)
In den Einschaltquoten von SAT 1 kommt das gesunkene Interesse ebenfalls zum Ausdruck. Seit den Anfängen der Direktübertragungen ist gemäss Auskunft der Marktanteil von 7 auf 26 Prozent gestiegen. Heuer liegt der Wert bei 21 Prozent.
Die (Teil-)Erfolge der sogenannt «Kleinen» lassen vor allem die Klubs in der Challenge League aufhorchen. Von Chiasso bis Yverdon, von Sitten bis Vaduz herrscht mittlerweile die Meinung vor, in der höchsten Liga ebenfalls mithalten zu können. Und das - wie das Beispiel Schaffhausen zeigt -, ohne sich gross verstärken zu müssen. Die extremen Anstrengungen, die Pleiteliga unter allen Umständen zu verlassen und das Heil im Aufstieg zu suchen, nimmt deshalb geradezu groteske Formen an. Der Zusammenbruch von Chiassos Trainer ist ebenso Ausdruck davon wie der Vorfall zwischen dem FC-Sion-Präsidenten Constantin und dem Schiedsrichter in Kriens.
Wenn nicht alles täuscht, kündigt sich eine weitere Pleite in der hiesigen Fussball-Landschaft an. Gemeint ist der Servette FC, der am Tropf eines Mannes (Marc Roger) hängt, der sich finanziell (zu) weit aus dem Fenster lehnt(e). Wenn Einnahmen und Ausgaben in einem derart krassen Missverhältnis stehen wie in Genf, ist ein Eklat voraussehbar. Der Verband, dessen verschärfte Massnahmen anderswo Wirkung zeigten, muss sich hier eine zentrale Frage stellen: Wie konnte Servette unter diesen Bedingungen eine Lizenz erhalten? Zu hoffen ist, dass die Liga nicht noch einen Renommierklub verliert.
Quelle: nzz.ch am 13.12.04