VON MAX KERN
14.07.2006 | 00:17:30
ZÜRICH u2013 Jetzt ist das Geheimnis um das Schweissband von Nati-Star Ricci Cabanas (27) gelüftet. Hinter der Aufschrift «RAUL» versteckt sich eine traurige Geschichte: Sein Cousin Raul Cabanas (20), Spieler bei GC, glaubte während der WM, an Lungenkrebs sterben zu müssen.
«Vier Wochen musste ich mit der Krebs-Angst leben», sagte Raul Cabanas gestern zu BLICK, «erst seit drei Tagen weiss ich, dass alles gut ist.»
Die Leidensgeschichte begann Anfang Juni. Cabanas verspürte immer wieder Seitenstechen. Sein Privatarzt verordnete Tabletten. Er sprach von einer Entzündung.
12. Juni, Trainingsstart bei GC. Cabanas: «Die ersten 20 Minuten gingen gut. Dann konnte ich vor Schmerzen fast nicht mehr laufen.» Er wurde in die Schulthess-Klinik nach Zürich gefahren. Diagnose: Mögliche Lungenentzündung.
Zurück im GC-Camp forderte Trainer Krassimir Balakov eine zweite Arzt-Meinung an. Cabanas wurde zu einem GC-Doc* gefahren. Dieser röntgte, nahm Blut. Sprach von Lungenembolie. Liess im Waidspital eine Computer-Tomografie machen.
Am Freitagabend bekam Cabanas vom GC-Mediziner den Bescheid, drei Punkte auf der Lunge seien nicht normal.
Cabanas: «Er sagte, er hoffe, es sei nichts Schlimmes. Ich fragte: Was könnte es sein? Er antwortete: u2018Krebs!u2019»
Der GC-Star war geschockt: «Von da an dachte ich nur noch ans Sterben.» Er rief seine Mutter an. Fuhr mit einem GC-Physio zurück ins Camp. Dort versuchte ihn Trainer Balakov wieder aufzurichten. Er holte Rat bei einem befreundeten Doktor in Stuttgart. Der beschwichtigte aus der Ferne: Ein so junger Spitzensportler, der nicht rauche, könne kaum Lungenkrebs haben.
Cabanas: «Auch das konnte mich nicht beruhigen. Ich dachte immer nur an Krebs. Für uns Spanier ist Krebs gleichbedeutend mit Tod.»
Es folgten weitere Radiografien im Waidspital. Antibiotika.
Ricardo Cabanas, Onkel von Raul und Vater von Nati-Star Ricci: «Wir wollten Ricci während der WM damit nicht belasten.» Doch zwei Tage vor dem Spiel gegen Togo erfuhr es der Nati-Star dennoch. Er schrieb die Buchstaben RAUL auf ein Schweissband, trug es beim 2:0 gegen Togo in Dortmund.
Ein paar Tage und viele Untersuchungen später kam für Riccis Cousin die Entwarnung: Kein Krebs! Es war «nur» eine verschleppte Lungenentzündung.
Raul Cabanas, der das Training bei GC wieder aufgenommen hat: «Ich verspüre nur noch leichte Schmerzen, wenn ich den Ball mit der Brust stoppe.»
Für den Arzt, der die fatale Fehldiagnose stellte, ist das Thema GC gelaufen. GC-Trainer Balakov: «Wir werden nie mehr mit diesem Arzt zusammenarbeiten!»