DURCH GESPRÄCHE MIT DEN FANS SOLL DIE GUTE STIMMUNG WIEDER INS JOGGELI EINZIEHEN

Streik. Die Fans aus der Muttenzerkurve rufen mit Transparenten und Flyern zum Boykott des FCB bei Heim- und Auswärtsspielen auf. Foto Margrit Müller
thaïs In der Smitten
FCB-Fans boykottieren die Spiele ihres Clubs und protestieren so gegen die am «runden Tisch» getroffenen Massnahmen. Der FC Basel will wieder das Gespräch mit seinen Fans suchen.
Statt im Stadion zu sitzen und ihren Fussballclub im ersten Uefa-Cup-Spiel zu unterstützen, standen viele FCB-Fans aus der Muttenzerkurve am Donnerstag vor dem St.-Jakob-Stadion und verteilten Flyer: Die Muttenzerkurve rief zum Boykott ihres eigenen Clubs auf. «Der Vorstand ist über das Ziel hinausgeschossen und hat mit seinem Vorgehen faktisch eine Zweiklassengesellschaft eingeführt», steht auf dem Flyer. Gemeint ist das Massnahmenpaket des «runden Tisches», das nach den Ausschreitungen beim Meisterspiel am 13. Mai beschlossen wurde.
Für Unmut sorgt vor allem die De-Anonymisierung im Sektor D und der Fahnenpass. Inhaber einer Jahreskarte des Sektors D müssen sich beim FCB mit einer Identitätskarte registrieren lassen und sich bei jedem Spiel ausweisen. Wer eine Fahne mit ins Stadion nehmen will, muss vorgängig ein Formular mit Fotos der Fahne einreichen und erhält dann einen Fahnenpass.
Josef Zindel, Pressesprecher des FCB, zeigte sich von dieser Reaktion nicht überrascht, bedauert aber, dass die Stimmung im Joggeli bei einer nur zu einem Viertel gefüllten Muttenzerkurve leidet. «Im Kontext der Ereignisse vom 13. Mai ist es aber das kleinere Übel, keine Stimmung im Stadion zu haben.» Das Massnahmenpaket sei lediglich der erste Schritt gewesen, um den Brand zu löschen, so Zindel. Nun möchte der FCB erneut das Gespräch mit den Fans suchen. «Unser Ziel ist eine positive Fankultur» sagt Zindel. «In der Muttenzerkurve haben wir viele sensationelle Fans. Wir wollen die draussen behalten, die ausschliesslich zum Krawallmachen kommen.»
«Kantiger Tisch». Um diesem Ziel näher zu kommen, lanciert die Arbeitsgruppe Fankultur - eine der Arbeitsgruppen aus dem «runden Tisch» - den «kantigen Tisch»: Sie wollen Vertreter der offiziellen und inoffiziellen Fanclubs, der Ultras, der Normalos, der Medien, des Fanprojekts und sogar einen FCB-Spieler an einen Tisch bringen. Zum Auftakt wird nächsten Freitag das erste Gespräch stattfinden. «Das langfristige Ziel ist eine Konsensfindung», sagt Zindel. Er wünscht sich, dass auch die Fans mit konstruktiven Vorschlägen auf den FCB zugehen.
Auch Marcus Meier vom Fanprojekt betont, dass es wichtig sei, die Fans wieder einzubeziehen: «Wir begrüssen es sehr, dass der Dialog wieder gesucht wird.» Sich weiter voneinander zu distanzieren und gegenseitig in Frage zu stellen, mache die Situation nicht einfacher. Dies ist dem offenen Brief des Fanprojekts zu entnehmen. Meier weist aber darauf hin, dass viele Fans wegen dem Massnahmenpaket um ihre kreative Fankultur fürchten. «Der FCB funktioniert weder als Verein allein, noch funktioniert eine Fankurve ohne FCB», schreibt Meier im offenen Brief.
Mit dem «kantigen Tisch» kommt die Arbeitsgruppe Fankultur auch den Wünschen der Muttenzerkurve-Fans entgegen. Diese hatten auf ihrer Webseite bemängelt, dass weder «die mit der Szene vertrauten Personen vom Fanprojekt, noch betroffene Fans zum u2039runden Tischu203A geladen wurden.»
quelle:BaZ.ch