Wer «Hoyzer» sagt, sieht Rot
Der Fall Hoyzer aus der Sicht eines Schweizers:
Der Bestechungsskandal wirft auch einen Schatten auf die Schweizer Referees: «Der Imageschaden ist immens. Unser Ansehen wurde um Jahre zurückgeworfen», sagt der Kerzerser Guido Wildhaber.
Patric Schindler
Das Geständnis des deutschen Schiedsrichters Robert Hoyzer, das Cupspiel zwischen dem unterklassigen Paderborn und dem favorisierten Hamburger SV (4:2-Sieg für den Regionalligisten) manipuliert zu haben, hat die Schweizer Unparteiischen tief getroffen. Denn - und diesbezüglich gibt es wohl keinen Zweifel - der Bestechungsskandal wird auf den Schweizer Fussballplätzen noch lange präsent sein.
«Robert Hoyzer weiss wohl gar nicht, was er mit seiner Manipulation den Unparteiischen auf der ganzen Welt alles angetan hat», sagt Fifa-Schiedsrichter Guido Wildhaber. Für den Kerzerser ist klar, «dass dieser Fall nicht nur auf den Fussball negative Auswirkungen hat. Auch Referees anderer Sportarten werden schliesslich darunter zu leiden haben. Der Imageschaden ist beachtlich, auch wenn wir in der Schweiz natürlich nicht direkt betroffen sind.»
Wildhaber hofft auf die Fairness der Zuschauer
Letzte Woche weilten die Schweizer Spitzenschiedsrichter wie jedes Jahr auf Gran Canaria, um sich während einer Woche auf die Rückrunde der Swiss Football League vorzubereiten. Der Fall Hoyzer habe zwar nicht das Trainingslager dominiert, dennoch sei natürlich darüber gesprochen worden. Wildhaber hält Manipulationen wie in Deutschland in der Swiss Football League nicht für möglich. «Ich kann mir dies bei uns nicht vorstellen», meint der Seeländer. Obwohl Wildhaber beim Rückrundenstart der Super League mit Sprüchen vereinzelter Zuschauer rechnet, ist er überzeugt, dass sich die Mehrheit der Spieler und Fans fair gegenüber den Schiedsrichtern verhalten werden. Dennoch brauchen die Unparteiischen in den nächsten Monaten wohl eine dicke Haut, insbesondere in jenen Stadien, wo die Sprüche der Fans in den Massen nicht untergehen. Wildhaber ist sich dessen bewusst. «Ich freue mich sowieso auf die Rückrunde, auch wenn es für uns vielleicht nicht einfach sein wird.»
Provokative Zurufe werden hart bestraft
Fussballer, die meinen, umstrittene Entscheide des Referees kommentieren zu müssen und in diesem Zusammenhang den Namen Hoyzer verwenden, laufen Gefahr vom Platz gestellt zu werden. «Wir sind angewiesen worden, diesbezüglich durchzugreifen», sagt Wildhaber. Wer also in Zukunft dem Schiedsrichter «Hoyzer» zuruft, muss mit einem Platzverweis rechnen. Natürlich müsse man bei gewissen Kommentaren je nach Situation entscheiden. «Es wird sicher nicht jeder Spieler vom Platz gestellt, der u2039Totou203A oder u2039Lottou203A ruft.» Der Seeländer hält aber die Fussballer in der Swiss Football League für intelligent genug, dass sie sich während der Partien mit Sprüchen zurückhalten werden. Wildhaber sagt, dass es noch nie einen Versuch gegeben habe, ihn zu bestechen. «Ich habe in meiner Karriere als Schiedsrichter auch nie etwas vor oder während des Spiels gehört, das auf eine Manipulation hindeuten würde.» Und Geschenke dürfe man sowieso keine annehmen. «Vereinswimpel und Wein liegen drin, mehr aber nicht.»
Einen Ehrenkodex für die Schiedsrichter?
Weisungen, dass man in der Schweiz als Unparteiischer nicht auf Fussballpartien tippen dürfe, gebe es nicht. Der Kerzerser könnte sich vorstellen, dass der Schweizerische Fussballverband die Schiedsrichter einen Ehrenkodex unterschreiben lässt. «Dies würde uns wohl den Rücken stärken.» Sonstige Massnahmen seien ihm nicht bekannt. Schiedsrichter-Aufgebote der Meisterschaftsrunden kurzfristiger publik zu machen, würde für ihn kein Problem darstellen. «Für mich ist es entscheidend, ob ich am Wochenende eine Partie leiten kann oder nicht. Die Spielpaarung ist dabei nicht relevant», sagt der Seeländer Fifa-Referee.
Peter Schindler schreibt in der Schweiz für das Bieler Tagblatt