Schugger hat geschrieben:Juhuuuu, gebt jedem eine Waffe. Es ist ja nicht sicher, dass dadurch ein paar wenige durchdrehen, im Gegenteil! Und wenn schon, es wären ja höchstens 5! (...)
Zwischen Sicherheit und Freiheit bestehen manchmal eben Spannungsfelder. Wenn Du in einer Gesellschaft auch noch die letzte mögliche Gefahrenquelle ausschalten willst, dann leidet die Freiheit massivst.
Es gibt eine ziemlich universal anwendbare Grösse, die man den Grenznutzen nennt. Sie besagt unter anderem, dass es einen Punkt gibt, wo der Aufwand gegenüber dem dadurch erzielten Ertrag derart unverhältnismässig grösser wird, dass zusätzliche Anstrengungen kaum mehr Sinn machen. Dabei geht man als Faustregel von einem Verhältnis von 80:20 aus. Mit 20% Aufwand erzielt man 80% des möglichen Ertrags, um aber die letzten 20% zu erhalten, werden zusätzliche 80% Aufwand benötigt.
Ich gehe davon aus, dass dies auch in Bezug auf Freiheit und Sicherheit gilt und möchte mich auch hier lieber an dieser Regel orientieren. Will heissen, dass, wenn wir eine 100%-ige Sicherheit wollen, wir auch 100% unserer Freiheit aufgeben müssen. Zur Zeit scheint dies jedoch kaum mehr jemandem mehr bewusst zu sein, denn wenn man im Moment im Rahmen der Diskussionen um die Verhinderung von Krawallen mit dem Freiheitsbegriff kommt, dann stösst man meist auf blankes Unverständnis.
Als ich in die RS ging, hiess es jedoch noch, lieber tot als rot. Will heissen, ohne Freiheit ist das Leben nicht mehr lebenswert. Der Anspruch auf Freiheit macht doch unsere Demokratie erst zu dem was sie ist. Zur Zeit wird aber so getan, als wäre ihr im Vergleich zur Sicherheit überhaupt kein Wert mehr beizumessen.
Dein Job, lieber Schugger, ist die Herstellung der Sicherheit. Diese Arbeit ist notwendig, dass Du dabei erfolgreich sein willst ehrt Dich und dass Du dabei die Freiheit aus dem Blickfeld verlierst, ist normal. Berufe haben die Eigenschaft Berufskrankheiten auszulösen. Wenn Du aber mal zu 100% erfolgreich gewesen sein wirst und in diesem Land jede Gefahrenquelle ausgeschaltet hast, wirst auch Du feststellen, dass dann etwas fehlt auf das Deine Eltern noch so stolz waren.