Die Polizei blitzt aus dem Mistkübel
OLSBERG. PERFEKT GETARNT BÜSSTE DIE RHEINFELDER STADTPOLIZEI AM RANDE DES AARGAUS DIE RASER

Raserjagd. Die Bilder aus Olsberg mit dem getarnten Radargerät machten per Mail die Runde in den Büros der Region.
philipp Loser
Schlaue Polizisten auf der Jagd nach schnellen Autofahrern: Um mit ihrem Blitzgerät nicht aufzufallen, organisierte die Rheinfelder Stadtpolizei sogar eine authentische Abfallvignette.
Ob der Polizist stolz auf sich war? Die genau herausgeschnittenen Löcher betrachtete, den gewöhnlichen Kübel, die original Abfallvignette - und sich in Gedanken auf die Schultern klopfte?
Zugegeben: Von weitem ist die Tarnung wirklich perfekt. Ein gewöhnlicher grüner Abfallkübel auf einem Vorplatz an der Hauptstrasse in Olsberg (AG). Auf dem ersten Bild des Mails, das in den vergangenen Wochen die Runde durch die Büros der Region machte, ist der Blitzkasten nicht zu erkennen. Schritt für Schritt geht der anonyme Fotograf näher, bis der grüne Container das gesamte Bild ausfüllt. Und tatsächlich: In den Container sind drei Löcher geschnitten, eine Kamera schaut heraus. Der erste Gedanke

as kann nur ein Witz sein.
«Wir machen so was nicht», sagt Richard Wigger von der Aargauer Kantonspolizei, «die Zürcher verstecken ihre Radargeräte manchmal in den gestreiften u2039Biene-Maya-Pfostenu203A am Strassenrand. Wir tun das aber nicht.» Der Verkehrspolizist sagt das mit einem Lachen, richtig ernst nimmt er diese Frage nicht. Und dann sagt er noch: «Versuchen Sie es auf kommunaler Ebene. Die dürfen autonom Kontrollen durchführen.»
Volltreffer. Vor einem Jahr wurde das Dorfgebiet von Olsberg zur Tempo-30-Zone umgewandelt, und der Gemeinderat beauftragte die Rheinfelder Stadtpolizei mit Geschwindigkeitskontrollen:«Neue Regeln nützen nichts, wenn sie nicht kontrolliert werden», sagt Frau Gemeindeammann Ilse Matter. 10000 bis 12000 Franken hat die Gemeinde so im vergangenen Jahr eingenommen.
HAT gestört. Auf die Art und Weise, wie die Rheinfelder Stadtpolizei ihre Bussen verteilt, hat der Gemeinderat keinen Einfluss. Auch Ilse Matter hat das Mail mit den Fotos erhalten, sie überzeugte sich vor Ort vom getarnten Radargerät. «Das hat mich gestört.» Besonders der Schriftzug «GAF», der für «Gemeindeverband Abfallverwertung unteres Fricktal» steht. Ein Polizist habe auf der Gemeindeverwaltung in Olsberg, wo auch der GAF ein Büro habe, eine Vignette verlangt. «Warum er die braucht, hat er nicht gesagt», so Matter. Sie hat es dann später gesehen.
Die Verantwortlichen der Stadtpolizei Rheinfelden waren am Donnerstag und Freitag nicht zu erreichen. Sie handelten aber durchaus legal. Michael Müller, Sprecher des Bundesamts für Strassen, schreibt auf eine entsprechende Frage: «Mit Amüsement hab ich die Bilder angeschaut. Dem Erfindergeist sind diesbezüglich tatsächlich keine Grenzen gesetzt. Laut unseren Experten ist dies erlaubt. Es ist grundsätzlich gestattet, die Radaranlagen zu u2039tarnenu203A.»
Nicht getarnt. Im Baselbiet wird die Container-Methode nicht eingesetzt. «Bei den fest installierten Radarfallen sind wir transparent», sagt Mediensprecher Meinrad Stöcklin, «uns geht es um die Verkehrssicherheit.» Aber es gebe auch mobile Kontrollen. «Wer zu schnell fährt, muss damit rechnen, geblitzt zu werden.»
Der Container in Olsberg blitzt niemanden mehr. Er wurde in der Zwischenzeit wieder demontiert. Die nächste spassige Idee der Rheinfelder Stadtpolizei folgt bestimmt.