Das gute Pflaster Bern nützen - der FCB kurz vor dem Ziel
BEI GEGNER YB STEHT ERNEUT SPIELMACHER YAKIN IM MITTELPUNKT
MARCELROHR
Die Spannung steigt. Holt der FCBasel heute in Bern im Nachtragsspiel gegen die Young Boys (19.30 Uhr, live SF2) mindestens einen Punkt, kann er den dritten Meistertitel in Folge feiern.
Ein Blick auf die Tabelle der Super League ist in diesem Fall überflüssig. Zu klar präsentieren sich die Fakten seit letztem Samstag, seit den beiden deutlichen Siegen des FCBasel in Schaffhausen sowie des FCZürich gegen Yverdon: Ein einziger Punkt reicht den Baslern heute im Nachtragsspiel gegen YB, dann ist das grosse Ziel erreicht, der 12. Meistertitel der Geschichte perfekt, weil Titel-Rivale FCZürich um vier Pluspunkte distanziert wäre.
Verliert der FCB im Stade de Suisse Wankdorf jedoch, käme es am Samstag im St.-Jakob-Park zum grossen Showdown gegen den FCZ. Doch darauf hat Christian Gross nicht die geringste Lust. «Wir wollen am Mittwoch Meister werden, wir wollen dominant auftreten und gewinnen», hält der FCB-Trainer mit forscher Stimme fest.
Hohe Konzentration. Die Vorzeichen stehen günstig. Nicht nur, dass seine Profis in den letzten Spielen einen überaus konzentrierten und zielorientierten Eindruck hinterlassen haben, auch die Statistik spricht klar für die Basler. Von den letzten zwanzig Spielen gewannen die Young Boys nur gerade eins, im Frühling 2003.
Besonders schmerzhaft ist den Bernern gewiss das letzte Heimspiel gegen die Rotblauen in Erinnerung: Im Dezember 2005 besiegte sie der FCB gleich mit 6:1. Und in Sachen Meistertitel ist der Kanton Bern für die Basler ein gutes Pflaster. 2002 sicherten sie sich das Championat im Berner Neufeld mit einem 3:0 gegen YB. Zwei Jahre später reichte ein 2:0-Erfolg im Thuner Lachen, um in der Kabine die ersten Meister-Zigarren zu paffen.
Und YB? Die Mannschaft von Gernot Rohr hat hektische Wochen hinter sich. Seit der Cupfinal-Niederlage, erlitten am Ostermontag im Penaltyschiessen gegen das unterklassige Sion, ist der Berner Trainer unter Druck geraten. Inspirierter Offensiv-Fussball mit zwei Angreifern ist nicht das Ding des deutsch-französischen Coaches. Er bevorzugt die Defensive - eine taktische Ausrichtung, die die Fans in Bern nicht goutieren und Spielmacher Hakan Yakin (29) nicht entgegenkommt. Doch gerade vor den entscheidenden Spielen sitzt auch der einstige FCB-Akteur auf den Mund. «Über den Trainer möchte ich nicht reden», betont der jüngere der Yakin-Brüder. Dafür lieber über das Spiel von heute. «Beiden Teams würde ein Punkt helfen», denkt der Spielmacher, «aber dafür kenne ich Christian Gross zu gut - er lässt bestimmt auf Sieg spielen.»
Schaffen die Young Boys den angestrebten Punkt, hätten sie beste Chancen auf die Uefa-Cup-Qualifikation, was die Nerven aller in Bern beruhigen würde. Für Hakan Yakin steht dazu noch die WM-Teilnahme auf dem Spiel. So liess Nationalcoach Köbi Kuhn gestern verlauten, dass das Spiel gegen Basel Yakins letzte Chance sei, sich für das 23-Mann-Kader zu empfehlen, welches Kuhn am Montag benennen muss.
Letzte Chance. «Das hat wehgetan», sagt Yakin dazu, der damit einmal mehr im Mittelpunkt steht, «Kuhn weiss doch, was ich einem Team bringen kann, sei es auch nur für eine halbe Stunde. Man kann nicht alles an einem Match festmachen.» Auch andere WM-Kandidaten seien unter Beobachtung - eine Sichtweise, die Christian Gross teilt: «Auch Ivan Ergic, Mladen Petric oder David Degen wollen sich für die WM empfehlen. Und Hakan ist ein guter Fussballer, aber er allein macht bei YB nicht die Differenz aus.»
Ob Gross Recht behält? Die Antwort werden alle heute Abend gegen 21.20 Uhr kennen.