São Paulino hat geschrieben:Danke für dein Statement, denn ich halte deine Aussagen für interessant und lese sie gerne. (Auch wenn du öfters Farbe bekennen dürftest! --> Hast du im "Goalie 06/07-Thread bereits abgestimmt?)
Deine Fragen sind berechtigt und ich gehe grundsätzlich mit dir einig, dass dies ein heikles Thema ist. Allerdings stehen solche Leute gerade wegen ihrer Bekanntheit oft im medialen Rampenlicht (und profitieren ganz nebenbei von vielen damit verbundenen Annehmlichkeiten). Durch die hohe Präsenz in den Medien kann sich überhaupt erst eine Meinung bilden (oder weiss jemand hier drin, was ein Reto Zanni an auch nur einem Nicht-FCB-Tag getan hat?) obwohl diese zugegebenermassen nie vollständig sein kann. Wer aber so stark die Blitzlichter und den Glamour sucht wie Murat es tut/getan hat, wird halt wohl oder übel beurteilt. Was mich stört, ist seine (vermeintlich?) fragwürdige Identifikation mit dem Club und mit seinen Kollegen wenn's um die Präsenz geht. Wer lieber Ski fährt/golft/whatever, als seine Kollegen moralisch (vor Ort) zu unterstützen, ist bei mir unten durch. Wer lieber bis spät nachts im Ausgang und dann am Matchtag nicht mal dem Spiel seines eigenen Teams beiwohnt (--> FCZ-YB), dessen Image leidet bei mir.
Ich hatte schon bei Maradonas Eskapaden Mühe (im Merc vorfahren und aus dem Auto heraus Interviews geben während die anderen schon seit 30 Minuten trainieren). Ist halt meine Meinung. Ich verstehe unter Loyalität/Support/Identifikation einfach etwas anderes.
Wegen u.a. genau solchen Eskapaden wird Muri nicht in makelloser Erinnerung bleiben. Der schöne, englische Begriff "sportsmanship" ist ihm komplett fremd.
Dabei kann seine harte und sicher entbehrungsvolle Jugend niemals als Entschuldigung gelten. Sein Sportlerleben hat es zwar mit ihm weiss Gott nicht schlecht gemeint.
Es geht auch nicht darum, dass man mit dem Finger auf ihn zeigt und ihm seine Ausrutscher vorhält, welche unschöne juristische Nachspiele haben werden. Die Mühlen der Justiz sind oft unerbittlich und treffen auch Menschen hart, welche à priori keine kriminelle Ader haben.
Aber Muri muss die Verantwortung für sein Handeln selbst übernehmen. Das sind die Regeln einer funktionierenden Gesellschaft. Es macht den Staat glaubwürdig, wenn privilegierte Menschen gleich behandelt werden, wie ein armer Schlucker, der bei einem Ladendiebstahl erwischt wird.
Eine Bagatellisierung seiner "Modedelikte" ist fehl am Platz. So gesehen, ziehe ich vor Gigi Oeri meinen Hut und zolle ihr meinen allergrössten Respekt.
Er ist das Risiko eingegangen, seinen Arbeitgeber in der Oeffentlichkeit wegen seinen Eskapaden lächerlich zu machen und quasi zur Schande der Fussballnation werden zu lassen. So etwas verdient die Höchststrafe und er kann sich bei Gigi bedanken, dass sie sich ihm gegenüber wie eine "grande Dame" benommen hat.
Wenig hätte gefehlt, und unser Aller geliebter FCB wäre wegen ihm in ein ganz böses Licht gekommen.
Deshalb verbleibt in mir keinen Funken Bewunderung für Muri. Weltklassefussballer hin oder her. Er hat sich einen glorreichen Abgang von der Fussballbühne selbst vermasselt. Ich werde es nicht über's Herz bringen, ihm bei seiner Verabschiedung Applaus zu spenden. Muri ist auf gar keinen Fall das Opfer und deshalb auch kein Märtyrer.
Wenn ich alleine schon daran denke, was ein Ivan Ergic wegen seiner heimtückischen Krankheit durchmachen musste. Seine enorme Willensleistung um im Leben wieder Fuss zu fassen, da werden die grossen, menschlichen Unterschiede drastisch ersichtlich. Solche Unterschiede werden Ivan Ergic einst zu einem unvergesslichen, grossen Fussballspieler und zu einem noch grösseren Menschen machen!