Trikot-Striptease
Fans für oben ohne
Von Felix Seidel
Die Fans, vor allem die weiblichen, lieben es. Aber die Funktionäre kennen kein Pardon. Wer das Trikot beim Jubeln zu sehr lupft, wird mit der Gelben Karte bestraft. Anhänger des puren Vergnügens haben nun eine Initiative gestartet, damit die nackte Freude nicht weiter reglementiert wird.
Hamburg - Die Gelbe Karte fürs Trikotausziehen gibt es in Deutschland von der Bundesliga bis zur Kreisklasse. So sieht es seit 1996 die Fußballregel Nummer zwölf vor. Es ist der Paragraf, bei dem Margareta Wolf seit der EM in Portugal rot sieht.
Wie Millionen Fans fieberte auch die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium bei der Halbfinalbegegnung zwischen dem Gastgeberland und den Niederlanden vor dem Fernseher mit. Als sich dann auch noch Cristiano Ronaldo nach seinem Treffer zum 1:0 das Trikot vom Leib riss, hielt es die 47-Jährige nicht mehr auf ihrer Wohnzimmercouch. Der Anblick des muskulösen Oberkörpers trieb sie in die Höhe, die anschließende Verwarnung des attraktiven Portugiesen durch den schwedischen Schiedsrichter Anders Frisk zur Weißglut.
Empört setzte sich die Grünen-Politikern Wolf an den Schreibtisch und verfasste gemeinsam mit der hessischen Parteivorsitzenden Evelin Schönhut-Keil einen Brief an den DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder. Beide forderten darin eine Änderung der strengen Kleiderordnung. Zwei Monate später wurde ihr Antrag per Fax abgelehnt. Doch die beiden Frauen kämpfen nicht allein.
"Ich freue mich, dass Fußballbegeisterte für die notwendige Modernisierung der verstaubten Fifa-Regel werben", zeigt sich Wolf auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE begeistert über die Kampagne deutscher Fans, die sich im Internet organisiert haben. Mit einer Unterschriftenaktion verlangen die Anhänger seit Anfang Dezember die Streichung der Bestimmung, die den Trikot-Striptease verbietet.
"Wir protestieren gegen unsinnige Regeln, die dem Fußball seine Emotionen nehmen! Ein Spieler, der sein Trikot über den Kopf zieht, um ein Tor zu feiern, darf nicht bestraft werden! Fifa und DFB sollen diese unsinnige Regel zurücknehmen!", fordern sie auf einer eigens eingerichteten Homepage die Rückkehr zum freizügigen Jubel. "Wir hoffen, dass Tausende unsere Initiative unterstützen, damit unser Anliegen bei den Verbänden auch Gehör findet", wünscht sich Mitinitiator Wigbert Flock.
Gemeinsam mit drei weiteren Fußballfreunden hat der Bayern-Fan die Aktion ins Leben gerufen. "Und das ausgerechnet mit einem HSV-, einem Werder- und einem BVB-Liebhaber. Unser Sturmlauf gegen das Regelwerk ist absolut vereinsunabhängig", so Flock. Auslöser für den Schritt in die Offensive sei unter anderem die Gelbe Karte für den ehemaligen Kölner Kapitän Dirk Lottner gewesen. Dieser hatte vergangene Saison im letzten Bundesliga-Heimspiel der bereits abgestiegenen Kölner nach einem Traumtor sein Trikot hochgezogen, um sich mit dem T-Shirt darunter von den Fans zu verabschieden.
Der Protest richtet sich gegen jene Regel Nummer zwölf, die das International Football Association Board auf seiner jährlichen Sitzung am 28. Februar 2004 in London sogar erweiterte. Seitdem ist ein Spieler wegen Unsportlichkeit bereits dann zu verwarnen, wenn er beim Torjubel sein Trikot über den Kopf streift oder mit dem Jersey sein Gesicht verdeckt. Aus Perspektive der Protestler ist die Verschärfung ein Paradoxon: Mit der Begründung, dass das Ausziehen des Trikots zum "wichtigen und emotionalen Bestandteil des Fußballs" gehöre, hatte die Fifa die umstrittene Bestimmung im Jahr 2001 zwischenzeitlich gelockert. Lediglich Spieler, die den eigenen Torjubel eindeutig zur Provokation oder für eine übermäßige Zeitvergeudung nutzten, erhielten Gelb.
Auf Anordnung des Fifa-Präsidenten Joseph Blatter aber kehrte die Bestimmung 2003 in voller Härte zurück ins Regelwerk. Während der Verbandsboss die Entscheidung damit begründete, dass das Trikotausziehen in einigen islamischen Staaten als Beleidigung für die Zuschauer gelte, argumentierte die DFB-Pressestelle: In Zeiten, in denen das Trikotausziehen geduldet wurde, habe es genauso viele Beschwerden über dieses Verhalten gegeben. Fan-Aktivist Flock allerdings vermutet einen ganz anderen Grund hinter der Verschärfung der Regel: "Die Zuschauer sollen beim Orgasmus des Fußballs den Trikotsponsor sehen."
DFB-Chefankläger Horst Hilpert kann den Protest der Fans nicht nachvollziehen. "Das Ausziehen des Trikots ist nicht schön. Ich halte die Bestimmung für angebracht", bezieht er im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE klar Stellung. "Wir können das eh nicht beeinflussen", sieht Hilpert sich außerdem als falscher Adressat der Protestwelle. Der DFB berufe sich bei seinem Regelwerk auf die Vorgaben der Fifa. Gleichzeitig nimmt er die deutschen Schiedsrichter aus der Schusslinie, denen Anhänger bei der Auslegung besagter Regel häufig fehlendes Fingerspitzengefühl nachsagen: "Diese verfolgen nur ihre Anweisungen und haben keinen Interpretationsspielraum."
Dabei würden viele der deutschen Schiedsrichter die Verwarnungskarte gern in der Brusttasche stecken lassen. "Es macht mir sicherlich keinen Spaß, Torschützen für einen Jubel zu bestrafen. Besonders dann nicht, wenn ich den Spieler bereits vorher verwarnt habe und ihn aufgrund des Trikotausziehens mit Gelb-Rot des Feldes verweisen muss. Auf der anderen Seite kennen die Akteure die Regel aber auch", sagt etwa Bundesliga-Schiedsrichter Peter Gagelmann.
Auch DFB-Lehrwart Eugen Strigel zeigt sich wenig begeistert: "Mit der Verschärfung der Regel haben aber nicht nur die Fans ein Problem. Auch wir mussten diese Kröte schlucken." Das Ziel der Protestler, den DFB mit ihrer Unterschriftenaktion zur Rückkehr zum grenzenlosen Jubel zu bewegen, betrachtet Strigel allerdings kritisch: "Wir betreiben weltweit ein und dasselbe Spiel. Da kann nicht jeder Nationalverband machen, was er will." Dennoch, so vermutet Strigel, könnte die Aktion im Internet Wirkung zeigen: "Wenn die Kampagne international auf Akzeptanz stößt, würde sich die Fifa sicherlich Gedanken machen."
Worte, die Margareta Wolf gerade im Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland hoffen lassen. Sie überlegt nun, die Schirmherrschaft für die Aktion der Fans zu übernehmen. Der Demokratisierung des Fußballs und natürlich Cristiano Ronaldo zuliebe.
http://www.spiegel.de/sport/fussball/0, ... 68,00.html
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„Ich bin nicht links, ich bin nicht rechts, ich bin Punk."
Tief im Herzen wartet jeder auf das Ende der Welt. (Haruki Murakami)
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Ich sag ja immer noch "Hosen runter" da, steht nirgends, dass das verboten ist...
Mika Buka http://blogs.zentralplus.ch/de/blogs/ts ... log/16906/Denn wer Spiele gegen Basel für wirklich gefährlich hält, glaubt auch noch an den Osterhasen
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habe was im Hinterkopf, das das einschränkt? müsste man sich genauer anschauenGoofy hat geschrieben:Ich sag ja immer noch "Hosen runter" da, steht nirgends, dass das verboten ist...
Wenn Du redest, muss Deine Rede besser sein, als es Dein Schweigen gewesen wäre
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[quote="Domingo"]habe was im Hinterkopf, das das einschränkt? müsste man sich genauer anschauen ]
Ach ja ich habe vergessen zu erwähnen, dass diese Idee von Gimenez geäussert wurde, weiss leider nicht mehr wo er das sagte
Ach ja ich habe vergessen zu erwähnen, dass diese Idee von Gimenez geäussert wurde, weiss leider nicht mehr wo er das sagte
Mika Buka http://blogs.zentralplus.ch/de/blogs/ts ... log/16906/Denn wer Spiele gegen Basel für wirklich gefährlich hält, glaubt auch noch an den Osterhasen
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art-of-football
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Hmmm, hast du mal Fussball gespielt (ok du bist weiblich aber trotzdem) bei den meisten Fussballhosen hat es sog. "Innenhosen", da werden die Unterhosen/ Boxershorts überflüssig, kannst dir ja denken was passiert, wenn der Spieler die "Hosen runter lässt".Goofy hat geschrieben:Ich sag ja immer noch "Hosen runter" da, steht nirgends, dass das verboten ist...
BingBongBIngBong, s'elfi glöggli Lüttet scho...
Schon mal was von ner Arschparade gehört?art-of-football hat geschrieben:Hmmm, hast du mal Fussball gespielt (ok du bist weiblich aber trotzdem) bei den meisten Fussballhosen hat es sog. "Innenhosen", da werden die Unterhosen/ Boxershorts überflüssig, kannst dir ja denken was passiert, wenn der Spieler die "Hosen runter lässt".
BingBongBIngBong, s'elfi glöggli Lüttet scho...![]()
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