21. März 2006, 21:10, NZZ Online
FCZ und GC sind weiterhin im Winterschlaf
Noch keine Frühlingsgefühle in Zürich
Trotz kalendarischem Frühlingsanfang ist der Winter in unseren Breitengraden noch präsent. Auch in den Zürcher Super-League-Vereinen ist noch kein Frühlingserwachen zu spüren; spielerisch (FCZ) und resultatmässig (GC) blieben beide Klubs bisher deutlich unter den Erwartungen. Besserung erhofft man sich in beiden Lagern in der 25. Runde vom Mittwoch.
(si) Der FC Zürich trifft am Mittwoch zu Hause auf das Xamax-Ensemble, gegen das die Stadtzürcher im Herbst acht Tore erzielten. Und die Grasshoppers treten beim FC Thun an, den die Zürcher als letzte Equipe zu besiegen vermochten (2:0 am 6. November 2005) und den sie in den letzten fünf Partien viermal in die Schranken wiesen.
1:1, 3:0, 1:0, 1:0, 1:1, keine Niederlage im neuen Jahr, den Rückstand auf Basel auf vier (Verlust-)Punkte verkürzt und somit theoretisch so nahe am Meistertitel wie seit 25 Jahren nicht mehr: Im und um den FC Zürich müsste eigentlich grosse Euphorie herrschen. Doch Trainer Lucien Favre ist derzeit nicht zufrieden. Zum einen liegt dem Romand das sang- und klanglose Ausscheiden im Cup gegen YB (1:4) auf dem Magen, zum andern missfällt ihm die Qualität im Spiel seiner Mannschaft. Favre ist zwar bemüht, das Positive in den Auftritten seiner Mannschaft zu sehen und sprach deshalb am vergangenen Sonntag nach dem 1:1 gegen den Vorletzten Aarau von einer guten Leistung. Favre sagte aber auch, dass der FCZ wegen des Abganges von Mihai Tararache schwächer geworden sei. «Alle Spitzenvereine haben sich im Winter verstärkt, nur wir haben den Chef im Mittelfeld verloren.»
Margairaz noch kein Tararache-Ersatz
Xavier Margairaz, der sich im letzten Frühjahr brillant in den Fokus gespielt hatte und zu Recht auf einen Platz im Nationalteam aspirierte, ist als Tararache-Ersatz im defensiven Mittelfeld neben Dzemaili (noch) keine valable Lösung. Das Talent aus der Romandie hat offenkundig Qualitäten für eine Position weiter vorne im Mittelfeld (oder auf der Seite). Die seit der Winterpause in der Offensive aufgetretenen Probleme will Favre jedoch nicht (nur) mit dem früheren Xamaxien in Verbindung bringen. «Vom gesamten Mittelfeld kommt zu wenig. Wir spielen ohne Druck und ohne Tempo.»
Beobachter sind vor allem über das übertriebene Kurzpass-Spiel im Ensemble des Stadtklubs verärgert. Diese Art hat im Herbst Fans begeistert und Gegner verwirrt. Derzeit ist sie auf den holprigen und vom Winter gezeichneten Plätzen einzig ein Hindernis für den FCZ auf dem Weg zum gegnerischen Tor.
GC auf der Suche nach positiven Resultaten
Während der FCZ immerhin schon einige Punkte eroberte, stimmen bei den Grasshoppers nicht einmal die Resultate. Noch immer wartet der neue Trainer Krassimir Balakow auf den ersten Sieg in der Super League. Erklären kann oder will der Bulgare die Baisse seiner Equipe nicht und flüchtete sich in Platitüden wie «wir müssen versuchen, diese Phase so schnell wie möglich zu beenden» oder «die Mannschaft war gegen Yverdon (1:1 - Red.) nicht präsent genug».
Zumindest waren die Zürcher in den bisherigen Spielen unter Balakow nicht während der gesamten 90 Minuten für mehr Punkte gut genug. Gegen Xamax (1:1) steigerten sie sich nach schlechtem Start; gegen Yverdon war der Auftakt gelungen, aber die Fortsetzung liess sehr zu wünschen übrig. Erstaunen können die Schwankungen in den Leistungen nicht. Noch fehlt dem Team die Abstimmung für eine ansprechende Konstanz. Im Mittelfeld wurden zuletzt im Vergleich zum Herbst und nach dem Abgang von Cabanas drei von vier Positionen neu oder anders besetzt. Gerardo Seoane, der am Mittwoch gegen Thun allerdings gesperrt ist, spielt nun vor der Abwehr, nachdem er die komplette Vorrunde verpasste. Renggli wich dafür auf die rechte Seite aus, und in einer zentralen, offensiven Position spielte in den letzten beiden Partien der Brasilianer Leandro.
Die Hoffnung längst nicht aufgegeben
Balakow hofft, dank dem gedrängten Spielplan die Automatismen verbessern zu können. «In den englischen Wochen haben wir die Gelegenheit, uns zu finden und endlich den ersten Sieg zu schaffen.» Die Hoffnung hat der Bulgare längst nicht aufgegeben. «Ich bin nicht der Trainer, der den Kopf hängen lässt. Und dies will ich auch meiner Mannschaft vermitteln.»