Uefa untersucht Doping-Vorwürfe gegen Marseille
Nach den Doping-Behauptungen von Jean-Jacques Eydelie wird nun auch die Uefa tätig und untersucht, ob 1993 beim Champions-League-Sieg von Olympique Marseille alles mit rechten Dingen zugegangen ist.

Jacques Eydelie mit dem Sieger-Pokal (imago)
Ex-Marseille-Spieler Eydelie hatte der Sportzeitung L’Equipe gesagt, dass er und seine Kollegen vor dem 1:0-Erfolg auf Anweisung des Vereins "Injektionen" erhalten hätten. Nur sein damaliger Mitspieler Rudi Völler habe sich gegen die "Behandlung" geweigert. Der heutige Sportdirektor von Bayer Leverkusen hat an die Ereignisse im Münchner Olympiastadion nach eigener Aussage allerdings keine Erinnerung mehr.
"Die Uefa meint es ernst mit dem Kampf gegen jede Form des Dopings im Fußball-Sport", hieß es in der Erklärung des Verbandes. Über eventuelle Folgen der Untersuchung - wie eine mögliche Aberkennung des Titels für Marseille - wurden aber noch keine Angaben gemacht. Vorerst handele es sich auch nur um eine Prüfung der Anschuldigungen.
Mailands Vize-Präsident Adriano Galliani hatte die Uefa zu einer Untersuchung aufgefordert. "Ich habe keine Beweise. Wir können nur abwarten. Wenn sich die Behauptungen als richtig herausstellen, dann haben wir ein Recht auf den Cup", sagte der Vereinsfunktionär. Der frühere Mailand-Profi Roberto Donadoni reagierte empört: "Vielleicht ist es nicht angebracht, von einem gestohlenen Spiel zu sprechen, aber wenn ich diese Behauptungen höre, dann macht mich das sprachlos."
Der von Eydelie mit den vermeintlichen Doping-Praktiken in Verbindung gebrachte frühere Marseille-Präsident Bernard Tapie erneuerte seine Vorwürfe gegen den Spieler. Dieser habe vor 18 Monaten versucht, von ehemaligen Kollegen Geld zu erhalten und mit "Rache" gedroht, sollten sich diese verweigern. Die Untersuchung sei ein abgekartetes Spiel.
Unterstützung bekam Eydelie von Star-Trainer Arsene Wenger, dem heutigen Coach von Arsenal London und damaligen Trainer von Marseilles schärfstem Konkurrenten AS Monaco. "Er sagt, was viele von uns damals dachten. Es war die schlimmste Zeit im französischen Fußball. Dieser war innerlich zerrüttet und infiziert von Tapies Einfluss", sagte Wenger. Marseille war wegen Spiel-Manipulation, an der auch Eydelie beteiligt war, ein nationaler Titel aberkannt worden. Zudem wurde der Verein damals zum Zwangsabstieg verurteilt.