Zurück zum Spiel (Hitzfeld-Interview)

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Zurück zum Spiel (Hitzfeld-Interview)

Beitrag von IP-Lotto »

Zurück im Spiel
Vor über einem Jahr hat sich Ottmar Hitzfeld ausgebrannt vom Fußball zurückgezogen – nun möchte er wiederkommen. Ein Gespräch über seine Liebe zum FC Bayern und die Tragik des Trainerdaseins


DIE ZEIT: Gut sehen Sie aus, Herr Hitzfeld.

Ottmar Hitzfeld: Danke vielmals. Es ist mir in meinem Leben noch nie so gut gegangen wie jetzt. Aber wenn ich nicht aufpasse, muss ich bald meine Hosen zum Schneider bringen.

ZEIT: Ottmar Hitzfeld, der öffentlich leidende Asket, hat zugenommen?

Hitzfeld: Vier Kilogramm. Ich wiege jetzt 77, und zwar konstant. Zu meiner Zeit bei Bayern habe ich zu Saisonbeginn immer 75 gewogen, in die Winterpause bin ich mit 72 gegangen, am Saisonende hatte ich nur noch 70.

ZEIT: Was macht Ihr Schlaf?

Hitzfeld: Ich habe endlich einen Rhythmus gefunden. Früher bin ich oft nach zwei Stunden hochgeschreckt und lag dann wach, die ganze Nacht: Wer spielt? Wen muss ich enttäuschen? Was wird aus den Verletzten? Was steht morgen in der Zeitung? Die Fragen sind alle weg. Ich gehe wandern mit meiner Frau, wir golfen, wir verreisen. Und die Luft hier in den Bergen … ich brauche jetzt sogar einen Wecker.


ZEIT: Ihr Arzt ist zufrieden?

Hitzfeld: Doktor Müller-Wohlfahrt in München? Der ist total erstaunt. Er behandelt meine Gelenke, fühlt die Muskulatur. Und er sagt: »Alles schön weich, Ottmar. Du musst wieder angreifen.«


ZEIT: Und tatsächlich: Im Sommer 2006 wollen Sie wieder als Trainer arbeiten. Warum nur setzen Sie Ihr gegenwärtiges Glück aufs Spiel?

Hitzfeld: Trainer ist doch mein Beruf. Ich habe mein Leben auf dem Fußballplatz verbracht. Im Januar werde ich 57. In dem Alter schon in Pension? Damit kann ich mich nicht identifizieren. Ich habe mich ein Jahr lang hinterfragt: Schaffe ich das noch mal? Reizt es mich wieder? Und wann, wenn nicht jetzt? Wenn ich noch länger in den Tag hineinlebe wie jetzt, steige ich sicher nicht mehr ein.


ZEIT: Das klingt nach mühsamer Abwägung.

Hitzfeld: Ich gehe in eine total andere Welt, als ich sie hier in den Bergen habe. Ich werde wieder schlechter schlafen. Mein Rücken wird wieder schmerzen. Meine Geschwister raten mir alle ab, der Bernd, die Vroni, Winfried. Ich bin immer noch ihr kleiner Bruder, die sagen mir: »Ottmar, tu dir das nicht mehr an. Wir wollen gemeinsam mit dir alt werden.« Die hatten zuletzt ja auch ein schöneres Leben! Die leiden auch, wenn sie daheim in Lörrach vorm Fernseher sitzen und mich an der Seitenlinie sehen. Aber das ist nicht ausschlaggebend für mich.

ZEIT: Ist es Ihre Frau?

Hitzfeld: Da habe ich großes Glück. Meine Frau hat immer gesagt: »Du musst entscheiden, was wir machen, ich gehe überall mit hin.« Beatrix wäre nach Manchester gegangen, nach Mailand, nach Qatar, nach Japan, egal, wohin.

ZEIT: Wo liegt das Glück des Trainers, Herr Hitzfeld?

Hitzfeld: Das beginnt mit dem Training. Dass ich rausgehen kann, raus auf den Fußballplatz. Die Luft, die Sonne, der Duft des gemähten Rasens…

ZEIT: …all das haben Sie hier auch.

Hitzfeld: Beim Fußball kann ich dazu aber mit jungen Menschen arbeiten.

ZEIT: Entschuldigen Sie, aber das ist eine Floskel.

Hitzfeld: Ist es nicht. Die Sprüche in einer Mannschaft, das Gefrotzel der Spieler, all das wirkt mittlerweile belebend auf mich.

ZEIT: Können Sie verstehen, dass wir Sie nicht verstehen?

Hitzfeld: Warum denn nicht?

ZEIT: Sie haben alles gewonnen, was ein Trainer gewinnen kann. Wir wissen nicht, was Sie noch treibt. Wenn Sie Michael Schumacher wieder und wieder in seinen Ferrari steigen sehen, denken Sie da nicht auch: Der ist schon siebenmal Weltmeister, wieso setzt er sich immer von Neuem diesem Risiko aus?

Hitzfeld: Ich verstehe ihn vollkommen. Weil er nicht nur Auto fährt, um Weltmeister zu werden, sondern weil ihm Autofahren Spaß macht. Weil ihm die Entwicklung eines Autos Spaß macht. Am Anfang will man Weltmeister werden, sicher. Danach ist der Alltag das Ziel, nicht der Titel am Schluss. Sonst ließe sich eine ganze Saison gar nicht aushalten. Ich will einer Mannschaft etwas beibringen. Eine Mannschaft im Griff haben. Dann befriedigt nach Hause gehen oder nicht.

ZEIT: Der Reiz des Dompteurs?

Hitzfeld: Wenn Sie so wollen. Dazu der Samstag. 90 Minuten bissle Herzklopfen haben …

ZEIT: … bissle Herzklopfen? Bei Ihnen wurden am Spielfeld regelmäßig 125 Pulsschläge pro Minute gemessen, mindestens. Brauchen Sie das?

Hitzfeld: Offenbar.

ZEIT: Was ist der magische Moment, der für diesen Stress entschädigt? Die Hymne der Champions League? Die halbe Stunde vor dem Anpfiff?

Hitzfeld: Das ist die einsamste Zeit des Trainers. Die Mannschaft geht raus zum Warmlaufen, der Trainer bleibt allein in der Kabine. Dann kommt die Aufstellung des Gegners. Endlich. Man schaut drauf. Überlegt. Alles richtig gemacht? Kann ich noch reagieren? Die Schönheit eines solchen Abends habe ich erst erfasst, seit ich fürs Fernsehen arbeite. Da kann ich Fußballfan sein. Da muss ich nicht jeden Pfostenschuss rechtfertigen.

ZEIT: 50-mal »Experte«, das bedeutet gut bezahlte Weiterbildung, Präsenz in der Branche – und sieht nach einem Masterplan des Strategen Hitzfeld aus.

Hitzfeld: Es ist sicherlich kein Zufall. Ich sehe andere Clubs und deren Stadien, ich sehe die besten Mannschaften Europas, ich habe engen Kontakt zu den Profis. Die Bayern begrüßen mich ja immer noch, wenn ich am Spielfeldrand mein Interview gebe. Das ist ein herrliches Gefühl. Letztes Mal, gegen Juventus, kam die halbe Mannschaft vorbei.

ZEIT: Erwischen Sie sich dabei, dass Sie noch immer Tipps geben? »Bixente, pass auf, wenn auf links …«

Hitzfeld: Nein, nein, dazu ist keine Zeit. Die müssen sich warmlaufen, ich bin auf Sendung. Wir klatschen uns ab und freuen uns.

ZEIT: Ist es Ihnen, dem Trainer, schwer gefallen, abzutrainieren, sich zu lösen?

Hitzfeld: Schon, ja.

ZEIT: Wie lange haben Sie sich – nach Ihrem Abschied von den Bayern – samstags um halb vier im Videotext noch die Aufstellung Ihrer alten Mannschaft angeschaut?

Hitzfeld: Um genau das nicht zu tun, bin ich um die Zeit bewusst spazieren gegangen. Oder Golf spielen. Denn diese Unruhe war noch in mir. Plötzlich schlug mein Herz wieder schneller. Das war wirklich merkwürdig: Mein Kopf wusste, du musst nicht arbeiten, aber mein Körper wollte raus auf den Platz, ins Stadion. Samstag ist ja Hauptarbeitstag gewesen. All die Jahre. Das war noch drin. Ich habe dann auf dem Golfplatz auch immer mein Handy angemacht. Markus Hörwick schickt ja SMS, da bin ich noch im Verteiler.

ZEIT: Der Pressechef der Bayern versorgt Sie mit einer Art Live-Ticker?

Hitzfeld: Ja. Hörwick sitzt auf der Bank und tippt. Für Franz Beckenbauer, wenn der mal wieder in der Welt unterwegs ist. Für andere aus dem Präsidium. Meine Nummer hat er auch noch eingespeichert.

ZEIT: Und dann steht da »1:0 Makaay«?

Hitzfeld: Oder »gutes Spiel, große Chancen«. Manchmal habe ich versucht, das Handy auszulassen, aber bei Loch acht oder neun habe ich doch gedacht: Jetzt muss ich wissen, wie’s steht. Ein Zwang.

ZEIT: Senden Sie Spielern wie Sebastian Deisler nach guten Leistungen auch Nachrichten?

Hitzfeld: Ja, bis heute. Besondere Leistungen muss man belohnen. Wenn Sebastian Deisler ein Tor schießt und ich weiß, der braucht das gerade, dann gratuliere ich ihm. Oder ich schreibe an Roy Makaay: »Kopf hoch, glaub an dich.«

ZEIT: Erhalten Sie noch Antworten?

Hitzfeld: »Danke, Trainer.«

ZEIT: Tatsächlich?

Hitzfeld: Hängen Sie das bitte nicht zu hoch. Die Spieler haben mich ja jahrelang mit »Trainer« angesprochen. Wenn ich sie jetzt sehe, spüre ich, wie sie überlegen: Sollen wir Trainer oder Herr Hitzfeld sagen? Ich zeichne eine SMS jedenfalls immer mit Ottmar Hitzfeld.

ZEIT: Das wird Felix Magath beruhigen.

Hitzfeld: Außerdem mache ich das nicht oft.

ZEIT: Hingegen fällt uns auf, dass Sie oft vom Golfen reden. Vielleicht können wir nebenbei einmal die Frage klären, warum Fußballer so gern golfen.

Hitzfeld: Weil man den Ball nie beherrscht. Man hat immer ein Handicap, ein Problem. Mal hat man einen Superschlag und denkt: Jetzt hab ich’s – und zwei Löcher später hackt man ins Grün. Dann natürlich: weil man abschalten kann. Weil das so schwierig ist. So viele Details. Wie man den richtigen Schläger wählt, richtig steht, richtig ausholt, richtig durchschwingt. Das beschäftigt mich total.

ZEIT: Wer hat Sie dazu verleitet?

Hitzfeld: Als ich zu Bayern kam, gleich beim zweiten Treffen, habe ich eine Runde gespielt mit Franz und Uli Hoeneß. Bei Loch sieben hat Franz dann gefragt: »Willst du den Effenberg oder nicht?« Da habe ich gesagt: »Auf Effenberg setze ich. Der ist ein Leader. Den brauchen wir.« Da hat Franz gesagt: »Gut, Uli, dann ruf den Effe an.« Bei Loch acht war das Treffen arrangiert.

ZEIT: Wenn Sie uns jetzt noch erzählen, mit welchen Vereinsbossen Sie zurzeit so golfen.

Hitzfeld: Mit meinem Bruder Bernd.

ZEIT: Hat Real Madrid bei Ihnen angefragt, seit Sie sich in die Schweiz zurückgezogen haben?

Hitzfeld: Ja.

ZEIT: Juventus Turin?

Hitzfeld: Nein.

ZEIT: Der AC Mailand?

Hitzfeld: Ja.

ZEIT: Der FC Chelsea?

Hitzfeld: Ja, zu meiner Bayern-Zeit noch.

ZEIT: Manchester United?

Hitzfeld: War auch eine Anfrage, ja.

ZEIT: Es war von Learjets zu hören, in denen Sie zur Vertragsunterzeichnung geflogen werden sollten.

Hitzfeld: Zwei, drei Vereine wollten das so machen.
"Ich muss heute wieder einen Glückstag haben. Polizisten sind das Beste, was ich kenne - gleich nach Rhabarbergrütze."
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Beitrag von IP-Lotto »

ZEIT: Schon schön, wenn jemand anruft, oder?

Hitzfeld: Ich habe gehofft, dass keiner anruft. So war das am Anfang. Als ich Bundestrainer werden sollte. Ich war total ausgebrannt zu dem Zeitpunkt, das hat nur keiner verstehen wollen.

ZEIT: Es herrschte nationaler Notstand, gewissermaßen.

Hitzfeld: Da war fast so eine Aufregung, als ginge es um das Amt des Bundeskanzlers. Vom Herzen her wollte ich das auch machen, aber im Kopf war mir klar, dass ich an einem Punkt war, an dem ich auf meine Gesundheit achten musste, mir zuliebe, meiner Familie zuliebe. Das, was Klinsmann gemacht hat, hätte ich nicht leisten können. Solch einen Neubeginn. Als Reformer wirklich etwas zu ändern, das kostet sehr viel Kraft, und die hatte ich nicht.

ZEIT: Für wie viele Jahre wird Ihre neue Kraft reichen? Sie waren je sechs Jahre lang in Dortmund und Münchenu2026

Hitzfeld: u2026und das war großes Glück. Denn als Trainer muss man immer wieder das nächste Vierteljahr überleben, bei Bayern waren es immer die nächsten drei Spiele. Weiter darf man nicht planen. Aber noch einmal sechs Jahre kann ich mir ohnehin nicht mehr vorstellen. Ideal wären zwei, drei. Sechs Jahre sind auch äußerst schwierig.

ZEIT: Wieso das?

Hitzfeld: Weil das ein größerer Substanzverlust ist. Weil man als Trainer paradoxerweise umso weniger Kredit hat, je länger man bei einem Verein arbeitet.

ZEIT: Ist im größten Triumph einer Trainerkarriere immer Tragik eingepreist, Herr Hitzfeld?

Hitzfeld: Das liegt auf der Hand. Wir hatten 2001 das erfolgreichste Jahr der Bayern-Geschichte, wir waren Deutscher Meister und Europapokalsieger geworden u2013 danach kann es, von außen betrachtet, nur abwärts gehen. Ein paar Tage Jubel, dann kommen die Fragen: »Herr Hitzfeld, wie wollen Sie das wiederholen? Warum klappt es dieses Jahr nicht? Was ist los? Was haben Sie falsch gemacht? Irgendwas haben Sie ja falsch gemacht.« Irgendwann stolperst du über die Titel, die du gewonnen hast.

ZEIT: Haben Sie sich im Moment des Sieges gegen Valencia noch freuen können?

Hitzfeld: Ja, ja! Als Kahn den letzten Elfmeter gehalten hat, bin ich auf den Platz gerannt. Das hatte ich auch vorgehabt: Wenn wir diesen Titel holen, laufe ich auf den Platz.

ZEIT: Sogar zu jubeln mussten Sie sich vornehmen?

Hitzfeld: Ja. Ich war mental vorbereitet. Ich wusste ja, was kommen würde. 2003 haben wir zwar noch Meisterschaft und DFB-Pokal gewonnen, also das Double geholtu2026

ZEIT: u2026»geholt«, wie selbstverständlich Sie das sagenu2026

Hitzfeld: u2026aber das hat nicht mehr jeden zufrieden gestellt, weil wir früh in der Champions League ausgeschieden sind. Da kam die Aussage vom Präsidium, das Double könne nicht entschädigen. Das hat mich enttäuscht. Pokal und Meisterschaft hat der Verein nur viermal in hundert Jahren gewonnen. Na ja. Für mich war immer klar, dass ich als Trainer nur das Positive mitnehmen darf. Dass ich bei einer Trennung nur die Erfolge in der Vergangenheit sehen darf. Die letzten Wochen muss man vergessen.

ZEIT: Ist all das nicht wider die Natur? Man weiß schon zu Beginn: Der Präsident, der mir die Hand schüttelt, wird mich in ein paar Jahren entlassen.

Hitzfeld: So ist der Job. Da muss man rational denken.

ZEIT: Und die Seele?

Hitzfeld: Davon muss ich mich freimachen.

ZEIT: Bei den Bayern haben Sie aufgehört mit dem Hinweis, Ihr »Akku« sei »leer«. Mehr Schwäche ist in der Männerwelt Fußball nicht erlaubt, oder?

Hitzfeld: Burn-out wäre übertrieben gewesen.

ZEIT: Wenn Ottmar Hitzfeld sagt, sein Akku sei leer, gibt es dann Reaktionen von Trainerkollegen?

Hitzfeld: Mich hat niemand angerufen. Als Trainer ist man Einzelkämpfer. Ein Trainer gewinnt u2013 und der andere wird deshalb entlassen. Das ist eine brutale Konstellation.

ZEIT: Wie oft haben Sie in den vergangenen Monaten mit Ihrem Nachfolger, Herrn Magath, geredet?

Hitzfeld: Wir sehen uns manchmal im Fernsehstudio. »Hallo, wie gehtu2019s?« u2013 »Herzlichen Glückwunsch.« u2013 »Danke.« Mehr ist nicht üblich.

ZEIT: Aber es ist üblich, dass Bild ausgerechnet in den Tagen der heftigen Kritik an Bundestrainer Klinsmann meldet, dass Sie wieder ins Geschäft einsteigen möchten?

Hitzfeld: Moment, bitte. Das konnte ich nicht beeinflussen, weil ich nicht mit Bild geredet habe. Ich hatte einen Talk vor Führungskräften einer Bank. Der Moderator fragte: »Ottmar, wann steigst du wieder ein?« Ich habe gesagt: »Gern im Sommer 2006.« Das hat Bild erfahren. Aber ich habe kein Statement abgegeben. Das ist ein Unterschied.

ZEIT: Bundestrainer Ottmar Hitzfeld u2013 klingt irgendwie geläufig, so wie Bundeskanzler Helmut Kohl.

Hitzfeld: Ich habe mir abgewöhnt, dazu etwas zu sagen, weil ich dann sofort als Druckmittel eingesetzt würde.

ZEIT: Sie sind doch nicht unbeabsichtigt aus der Deckung gekommen, zurück in die Kampfzone, da könnte es auch gegen Ihre ehemaligen Klubs gehen. Wäre es u2013 zum Beispiel u2013 nicht ein Traum, noch einmal mit Michael Ballack zusammenzuarbeiten, etwa in Manchester?

Hitzfeld: Ha!

ZEIT: Dieses Lächeln jetztu2026

Hitzfeld: Es liegt auf der Hand, dass Michael ein Weltklassespieler ist. Und als Deutschland-Fan muss ich sagen: Es wäre gut für die Nationalelf, wenn mal wieder ein Spitzenspieler ins Ausland ginge. Als Freund der Bayern werde ich aber sagen: Es wäre schade für den Klub und für die Liga.

ZEIT: Stimmt es, dass Sie derzeit Fremdsprachen lernen?

Hitzfeld: Das stimmt. Englisch und Italienisch. Da habe ich Kassetten, mit denen verfeinere ich ein bisschen.

ZEIT: Sie setzen sich mit Kopfhörern auf den Balkon?

Hitzfeld: Ich ziehe mich in mein Büro zurück, mache den Rekorder an und strample eine halbe Stunde auf dem Heimtrainer u2013 das ist am besten zum Lernen, weil dann das Gehirn optimal durchblutet ist.

ZEIT: Italienisch alsou2026

Hitzfeld: Das mache ich zum Spaß. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich in Italien Trainer werde.

ZEIT: Dann können wir den AC Mailand streichen?

Hitzfeld: Glaube ich schon, ja.

ZEIT: Weil Sie Angst hätten, eine Art deutscher Trapattoni zu werden?

Hitzfeld: Nein. Aber wenn man derart in der Öffentlichkeit steht und die Sprache nicht beherrscht, wird man schnell nicht mehr ernst genommen.

ZEIT: Wo auch immer wir Sie im Sommer wiedersehen werden u2013 woran werden wir erkennen, ob Sie glücklich sind?

Hitzfeld: Wie ich mich freue, wenn wir ein Tor machen. Wenn Sie mehr sehen als nur die kurz geballte Faust.

ZEIT: Das haben Sie sich vorgenommen?

Hitzfeld: Ich wünsche mir das.

ZEIT: Sie werden richtig von der Bank aufspringen?

Hitzfeld: Da würde ich mir den Kopf stoßen.

ZEIT: Lieber beide Arme hochreißen?

Hitzfeld: Das stört mich auch, wenn sich einer so als Triumphator hinstellt.

ZEIT: Aber wie dann?

Hitzfeld: Ein strahlender Ottmar Hitzfeld, den Druck im Griff. Nein, falsch: gelöst. Das wird meine Reifeprüfung.

ZEIT: Herr Hitzfeld, Sie haben zu Beginn gesagt, Sie hätten Ihr ganzes Leben auf dem Fußballfeld verbracht. Manche Trainer sterben auch dort, unter aller Augen und doch einsam. Denken Sie manchmal darüber nach?

Hitzfeld: Darüber habe ich noch nie nachgedacht u2026 nein, warten Sie, das stimmt nicht, natürlich habe ich das. Wenn man gehen muss, dann muss man gehen. Aber auf dem Fußballplatz? Das hieße ja, es würde bald passieren. Nein. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich 90 Jahre alt werde. Mein Vater war 94, als er starb. Meine Mutter 91. Aber vielleicht sitze ich bei meinem Ende vor dem Fernseher, an einem Samstag, und es läuft die Bundesliga.

Das Gespräch führten Christoph Amend und Henning Sussebach

http://www.zeit.de/2005/46/Hitzfeld_46
"Ich muss heute wieder einen Glückstag haben. Polizisten sind das Beste, was ich kenne - gleich nach Rhabarbergrütze."
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Platini
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Beitrag von Platini »

hammer interview !

argentinogaucho10
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Beitrag von argentinogaucho10 »

:) Ottmar Hitzfeld :) geile siech. luet vo sinere ehrlichae art soeds mehr geh. finds aes super interview

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shabba
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Beitrag von shabba »

argentinogaucho10 hat geschrieben: :) Ottmar Hitzfeld :) geile siech. luet vo sinere ehrlichae art soeds mehr geh. finds aes super interview
muessi also au sage..

är ischmr scho immer sehr symphatisch gsi, aber weni so sache vonem lis muessi sage..geile siech...

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fcb-flow
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Beitrag von fcb-flow »

dr hitzfeld isch eifach dr geilscht trainer

notausgang
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Beitrag von notausgang »

Kompliment aber auch an die Zeit für die interessanten Fragen und Anregungen!

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hotdog
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Beitrag von hotdog »

Bitte komm endlich zu uns! :D

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O.Hitzfeld
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Beitrag von O.Hitzfeld »

ich hoff au (immer) no do druff, dass er als Trainer nach Basel chunnt.....e Trainer wo us dr Regio chunnt uns sich mit em FCB identifiziere gha wär genial!

Hüt git dr Hitzfeld Otti
Autogramm uf syne Foti!

so irgend öppis war damals d Yladig zu sinere Autogrammstunde :D
======================
dem Blau der Treue der Liebe Rot
sind wir ergeben bis in den Tod

Fight the Power - A.C.A.B - F.T.P.

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drummerbhoy
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Beitrag von drummerbhoy »

Jetzt vergässets doch aifach emol! Es git genau zwai Mögligkaite, dass dr Otti wider ins Joggeli kunnt: Äntwäder als Zueschauer oder als Trainer von ere gegnerische Mannschaft.

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