THOMAS LÜTHI BEFINDET SICH DANK SEINEM TRIUMPH IM GP VON AUSTRALIEN AUF WM-KURS

Strategie. Nur nach dem Start fuhr Lüthi kurz nicht an die Spitze, sonst kontrollierte er das Feld. Foto Keystone
Weil der Finne Mika Kallio im Rennen von Phillip Island (Au) nur Fünfter wurde, führt der Schweizer Thomas Lüthi die Motorrad-WM der 125-ccm-Klasse wieder an. Mit 224 Punkten totalisiert er zwei Rennen vor Schluss 12 mehr als Kallio.
Wenn Thomas Lüthi aus der Pole-Position startet, dann gewinnt er auch. An diese Regel hielt sich der Honda-Fahrer auch in Australien. «Das ist schon etwas unheimlich, dass ich aus der Pole-Position immer gewinne», strahlteSieger Lüthi, «aber es ist nur Zufall. Darauf kann ich mich nun wirklich nicht verlassen.»
Nach dem Start lag Lüthi nur kurz an dritter Stelle, überholte aussen aber wieder die vor ihm liegenden Fahrer und setzte sich gleich an die Spitze. Lüthis Taktik war klar: Der 19-Jährige wollte sich so schnell wie möglich vom Feld absetzen - genauso, wie er es bei seinem ersten Sieg im vergangenen Mai in Le Mans (Fr) getan hatte. Die Freude über den weiteren Sieg war beim Berner jedenfalls riesig. Auf seiner Ehrenrunde hielt Lüthi seine Hand in die Kamera und zählte seine vier Siege an den Fingern ab.
In «Down Under» lief alles zugunsten des Schweizers. Bereits nach der ersten Runde wies Lüthi eine Sekunde und mehr Vorsprung auf. «Ich war schon etwas erstaunt, dass ich nach so kurzer Zeit einen so grossen Vorsprung hatte», so Lüthi. Nach 14 von 23 Runden betrug Lüthis Reserve fast fünf Sekunden. Dass sich dieser Vorsprung bis zum Ziel halbierte, war für Lüthi leicht zu erklären: «Es war nicht ganz so einfach, sich hundertprozentig zu konzentrieren. Vor allem nicht auf dieser schnellen und anspruchsvollen Strecke.» Der Circuit auf Phillip Island war der einzige der aktuellen WM-Orte, an dem der Elit-Fahrer seit seinem WM-Einstieg 2002 nie hatte punkten können.
Kallio «gefangen». Während Lüthi vorne einsam seine Runden drehte, sah sich sein grösster WM-Konkurrent Kallio in einer Verfolgergruppe gefangen, die sich zeitraubende Zweikämpfe lieferte. Der KTM-Fahrer versuchte verzweifelt, aus der Gruppe auszubrechen und sich ans Hinterrad von Lüthi zu heften. Der Finne fuhr sechs Runden vor Schluss an die Spitze der Verfolgergruppe vor, konnte sich aber nicht absetzen. In der letzten Runde überholten ihn sogar noch die beiden Italiener Marco Simoncelli und Mattia Pasini sowie der Japaner Tomoyoshi Koyama.
Nach dem Rennen ging der Stress für Lüthi erst richtig los: Kaum aus der Dusche gestiegen, musste er bereits wieder die Koffer packen. Noch am Renntag flog das Elit-Team nach Istanbul, wo am nächsten Sonntag der zweitletzte GP der Saison stattfindet.
ElfterSaisonsieg. Drei Wochen nach Valentino Rossis vorzeitigem Titelgewinn in der MotoGP-Klasse feierte Daniel Pedrosa in der 250-ccm-Klasse den dritten WM-Titel seiner Karriere. Der Spanier hatte bereits im Vorjahr in der Achtelliter-Klasse gewonnen; 2003 siegte er bei den 125-ccm-Maschinen.
Der siebenfache Weltmeister Valentino Rossi feierte in Australien den elften Saisonsieg - den fünften in Serie auf Phillip Island. «Es ist eine meiner Lieblingsstrecken, und ich geniesse es besonders, hier zu gewinnen», sagte der 26-jährige Italiener.
Rossi egalisierte mit seinem elften Saisonsieg die Leistungen in seinen beiden Titeljahren 2001 und 2002. Zudem hat er gute Chancen, einen weiteren Rekord zu brechen. 1997 gelangen Mick Doohan als bisher einzigem Fahrer zwölf Siege in einer Saison.