BAZ (Schild kritisiert Zürcher Polizei

Diskussionen rund um den FCB.
Roboter
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BAZ Frontseite (Schild kritisiert Zürcher Polizei)

Beitrag von Roboter »

DIE AKTION GEGEN 427 FCB-FANS IST FÜR DEN BASLER POLIZEIDIREKTOR ÜBERTRIEBEN


philipp loser

Für Regierungsrat Jörg Schild ist beim Zürcher Polizeieinsatz gegen FCB-Fans die «Verhältnismässigkeit nicht überall gewahrt» worden.


Jörg Schild hat grundsätzlich Verständnis für die Kontrollen der Zürcher Polizei vom vergangenen Sonntag. Aber er ist nicht damit einverstanden, dass auch viele Unschuldige verhaftet wurden. «Wenn das in meinem Corps passiert wäre, hätte es ein paar ernste Worte zur Folge gehabt», betont er in einem Interview mit der baz. Er erwartet von den Zürcher Kollegen, dass sie Lehren aus dem Vorfall ziehen und sich bei jenen entschuldigen, die «ungerechtfertigt Ungemach erlitten haben». Schild präzisiert im Weiteren, dass die Basler Polizei auf dem Bahnhof in Basel «vorerst keinen gewaltbereiten, harten Kern im Extrazug festgestellt» hätten. Deshalb sei auch niemandem die Reise an den GC-Match verweigert worden: «Ohne konkreten Hinweis auf Gewaltbereitschaft kann man niemanden in Präventivhaft nehmen.»
Von den Fussballvereinen und speziell auch vom FC Basel erwartet er, dass sie sich deutlicher von Fan-Ausschreitungen distanzieren. Zudem müsse der Schweizerische Fussballverband «jetzt in die Pflicht genommen werden». Der Polizeidirektor glaubt, dass man Krawalle rund um Sportanlässe nur mit nationalen Einsatzdoktrinen bewältigen kann: «Die Polizei darf sich nicht aus der Verantwortung stehlen. Aber sie muss ein Konzept haben.» Dies müsse jetzt bei den Justiz- und Polizeidirektoren initiiert werden. Auch bei den Sicherheitskonzepten in den Stadien müsse dringend etwas passieren:«Das muss bei der momentanen generellen Überprüfung der inneren Sicherheit zur Sprache kommen.»

Linke kritisieren. Im Zürcher Gemeinderat wurde das Handeln der Polizei gestern vor allem von linker Seite kritisiert. Die Politik müsse dem polizeilichen Handeln klare Grenzen setzen, sagte ein Gemeinderat der Alternativen Liste. Die bürgerlichen Parlamentarier stehen der Aktion freundlicher gegenüber. Zur Sprache wird der Einsatz auch im Baselbieter Landrat kommen. SP-Landrat Ruedi Brassel hat gestern eine dringliche Interpellation eingereicht. Weil viele der Inhaftierten aus dem Baselbiet kommen, will er von der Regierung einige grundsätzliche Fragen beantwortet haben.

In Basel werden immer noch Adressen für eine Gruppenklage gesammelt. Bis gestern meldeten sich rund 150 Fans, die sich ungerecht behandelt fühlten. Heute will Marcus Meier, Leiter des Fanprojekts Basel, den Namen des Anwalts bekannt geben, der die Ansprüche der Fans vertreten wird.

Roboter
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seite 21

Beitrag von Roboter »

Erschienen am: 09.12.2004

«u2026das hätte ernste Worte zur Folge»
POLIZEIDIREKTOR JÖRG SCHILD (FDP) NIMMT STELLUNG ZUM ZÜRCHER POLIZEIEINSATZ VOM SONNTAG


Nicht einverstanden. Polizeidirektor Jörg Schild beurteilt den Grosseinsatz der Zürcher Polizei kritisch. Foto Christian Flierl

INTERVIEW: PHILIPP LOSER

War der Polizeieinsatz vom Sonntag, als 427 FCB-Fans verhaftet wurden, verhältnismässig? «Nicht überall», sagt der Basler Regierungsrat Jörg Schild.


baz: Sie sind bekennender FCB-Fan, Herr Schild. Sind Sie auch schon mal mit einem SBB-Extrazug zu einem FCB-Auswärtsspiel gefahren?

Jörg Schild: Ja, aber noch vor meiner Zeit als Regierungsrat.

Wie war die Stimmung?

Aufgestellt.

Am Sonntag fuhren nicht nur Rowdys mit dem Zug nach Zürich, sondern auch Fans wie Sie. Verstehen Sie die Wut nach dem Polizeieinsatz?

Ja. Ich habe in der Zwischenzeit Dinge erfahren, bei denen ich nicht einverstanden wäre, wenn sie bei meinen Polizisten passieren würden. Von verschiedenen Seiten wurden mir etliche Details erzählt. Beispielsweise konnten die Verhafteten offenbar nicht auf die Toilette und mussten sich angeblich in die Hosen machen.
Am Dienstag wurden Sie auf zwei TV-Sendern zum Polizeieinsatz interviewt. Wir wurden nicht schlau daraus - befürworten Sie das Vorgehen ihrer Zürcher Kollegen oder nicht?

Ich bedaure, dass in der Sendung «10vor10» nur meine einleitende Bemerkung zu den Krawallen beim FCZ-Spiel ausgestrahlt wurde. Zu dieser Bemerkung stehe ich: In solchen Fällen war und bin ich für null Toleranz. Bei den Krawallen Ende Oktober habe ich mich geschämt für die Stadt und den FC Basel. Weiter sprach ich über die Gewaltbereitschaft der Gesellschaft im Allgemeinen. Am letzten Wochenende beim Eishockey oder der Fall «FC Sion», wo einem Schiedsrichter das Bein gestellt wird. Solche Sachen machen mir Angst. Solche Sachen machen unseren Sport kaputt.

Auf «TeleBasel» war dagegen nur ihre Kritik am Einsatz zu hören.

Ich habe vollstes Verständnis, dass man die Krawalle unter Kontrolle bringen will. Es ist auch nicht unüblich, dass die Zürcher Polizei am Bahnhof Altstetten die FCB-Fans in Empfang nimmt. Dass man aber, nachdem die Situation eskalierte, alle gleich behandelte, muss ich hinterfragen. Vor allem wenn ich die Details in Betracht ziehe, die ich in den vergangenen 24 Stunden erfahren habe.

Kann man die Verhältnismässigkeit des Einsatzes heute schon beurteilen?

Es steht mir nicht an, aus der Distanz einen Einsatz eines anderen Polizeicorps zu bewerten. Für die Kontrollen habe ich vollstes Verständnis. Hingegen glaube ich aufgrund von Einzelfällen, dass die Verhältnismässigkeit nicht überall gewahrt wurde. So wie ich gehört habe, war es offensichtlich, dass auch Unschuldige verhaftet wurden. Wenn das in meinem Corps passiert wäre, hätte das ein paar ernste Worte zur Folge.

Werden Sie sich noch in Zürich melden?

Allenfalls via Polizeikommandanten. Ich warte aber noch den Bericht der Hooliganexperten ab, die nicht am Bahnhof Altstetten, sondern während der Aktion bereits im Hardturm waren. Was ich mir von Zürcher Seite wünsche ist, dass wenn man überfordert war, auch dazu steht. Dies ist sogar verständlich. Und man muss sagen können, dass man in dem einen oder anderen Fall etwas anderes hätte machen können.Und dann gilt es, Lehren aus dem Vorfall zu ziehen und sich bei denen zu entschuldigen, die ungerechtfertigt Ungemach erlitten haben. Das ist alles, was man tun kann.

Die Basler Polizei half der Bahnpolizei die Leute in den Extrazug zu schleusen. Wenn man diese gewaltbereiten Leute kennt, warum lässt man sie dann überhaupt nach Zürich fahren?

Meine Leute in Basel haben vorerst keinen gewaltbereiten, harten Kern im Extrazug festgestellt. Als 200 Fans einen regulären Zug nehmen wollten, versuchten sie einen Eklat zu verhindern und setzten sich bei den SBB dafür ein, dass man diesen Zug zum Extrazug mache. Die SBB gingen aber nicht darauf ein.

Also waren die bekannten Gesichter gar nicht dabei?

Ich habe den Bericht des Hooliganexperten noch nicht. Darum kann ich das noch nicht beantworten.

Wenn man gewaltbereite Leute erkannt hätte - hätten ihre Leute diese mitreisen lassen?

Ohne konkreten Hinweis auf Gewaltbereitschaft kann man niemanden in Präventivhaft nehmen.

Man kennt die gewaltbereiten Fans. Warum unternimmt man nichts präventiv?

Wenn die Fans in einer solchen Menge kommen, ist es schwierig. Da müssen wir vom Ausland lernen. In Italien werden die Fans in den Sektor begleitet, sie bleiben nach dem Spiel länger und werden dann wieder herausbegleitet. Aber: Aus der Verantwortung kann sich die Polizei nicht stehlen. Die muss ein Konzept haben. Und zwar ein gesamtschweizerisches für Grossanlässe. Es braucht gesamtschweizerische Einsatzdoktrinen.

Wie wollen Sie diese schaffen?

Momentan wird die innere Sicherheit bei Grossanlässen wie beispielsweise dem WEF überprüft. In diesem Zusammenhang muss auch das Sicherheitskonzept in Stadien zur Sprache kommen. Da muss dringend etwas passieren.

Was erwarten Sie vom FC Basel?

Ich möchte davor warnen, den schwarzen Peter einzelnen zuzuschieben. Weder liegt die Schuld beim FCB, beim Fanprojektleiter oder beim Verband alleine. Was ich mir in der Vergangenheit gewünscht hätte, wäre, dass sich einzelne Vereine - und dazu gehört beileibe nicht nur der FC Basel - deutlicher von den Fan-Ausschreitungen distanziert hätten. Es geht nur gemeinsam. Ich wünsche mir mehr moralische Unterstützung.

Der FCB hat sich sehr entschieden zum Vorfall geäussert. Wie beurteilen Sie die Haltung des Clubs?

Es ist ein offenes Geheminis, dass ich ein sehr enges Verhältnis mit der Spitze des FC Basels pflege. Ich hätte mir da und dort ein dezidiertes Distanzieren von Vorfällen wie beim FCZ-Spiel gewünscht. Murat Yakins Aussage im Fernsehen, dass die Fans halt randalieren, war unglücklich.

Wie soll der FCB in die Pflicht genommen werden?

Man muss die Liga als Ganzes in die Pflicht nehmen, noch enger mit den Kantonspolizeien zu arbeiten. So wie man es im Hinblick auf die Euro 08 macht. Dies muss jetzt via Polizeikommandanten und via Justiz- und Polizeidirektoren initiiert werden.

In der Rückrunde werden der FCZ und GC nach Basel kommen. Was haben die Zürcher zu erwarten?

Ich will höchstmögliche Sicherheit. Keine Ausschreitungen, keine Toleranz gegenüber Vandalenakten und das alles unter Wahrung der Verhältnismässigkeit.

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Tüllhuffe
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Beitrag von Tüllhuffe »

Roboter hat geschrieben:Erschienen am: 09.12.2004
Ich warte aber noch den Bericht der Hooliganexperten ab, die nicht am Bahnhof Altstetten, sondern während der Aktion bereits im Hardturm waren.
Y könnt mer vorstellen ass dä Satz no zu Diskussione wird Aalass gää - oder maint är do äggscht anderi Lüt? Kunnt mer scho bitz komisch yyne, denn der Schnäuzer isch jo offesichtlig z Altstette gsii...

Sunscht aber gueti Froge - danggerscheen Herr Loser.
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Psycho_BS
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Beitrag von Psycho_BS »

Jo rächt gueti Froge, ha scho gmaint dass gits gar nümme in dere Mediälandschaft....

Allrdings findis scho immr no bits komisch was unsere Herr Vorsitzende findet....
Ich warte aber noch den Bericht der Hooliganexperten ab, die nicht am Bahnhof Altstetten, sondern während der Aktion bereits im Hardturm waren.
Also dass chani uff 2 arte vrstoh, entwedr Basel het mega vieli Hooliganexpärte dört kha (widr emol e klainere Bewis, dass es Dr jöggi gwüsst het), odr dr Herr Rupp isch ebe kai Hooligan"experte" und sogar si Jefe maint das so, well er isch bis zimlig am Schluss in Altstette gsi (är het e Kolleg vo mir vor dr Präventivhaft bewahrt...

Was uns abr grad zum ne viel viel schönere und interessantere Passage cho losst:
Ohne konkreten Hinweis auf Gewaltbereitschaft kann man niemanden in Präventivhaft nehmen.
Also i waiss jo nid i losses emol ohni mini Bemerkige.....

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schaerbeviertel_4056
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Beitrag von schaerbeviertel_4056 »

...und dazu noch die NZZ:

9. Dezember 2004, 02:30, Neue Zürcher Zeitung

Verhältnismässigkeit und politischer Druck


Nach dem Polizeieinsatz vom Sonntag im Bahnhof Altstetten gegen FC-Basel-Fans (NZZ 6. und 7. 12. 04) sieht sich die Zürcher Polizei mit massiver Kritik aus Basel konfrontiert. 200 festgenommene Zugpassagiere wollen klagen. Sie sehen verfassungsmässige Rechte wie den Schutz vor Willkür, das Recht auf persönliche Freiheit und das Recht, bei einem Freiheitsentzug die nächsten Angehörigen benachrichtigen zu dürfen, verletzt. Der «Tages-Anzeiger» hat die heikle Frage, ob der Polizeieinsatz verhältnismässig war, zwar bereits am Montag mit einem klaren «Ja» beantwortet, renommierte Staatsrechtler wollen sich trotzdem noch nicht abschliessend und konkret äussern. Verhältnismässigkeit ist nicht völlig objektivierbar. Die Frage wird Juristen noch monatelang beschäftigen.

Gerade weil das Ziel der Aktion - gegen gewalttätige Hooligans vorzugehen - einleuchtend ist und der eingetretene Erfolg - das Ausbleiben von Ausschreitungen und Sachbeschädigungen - der Polizei Recht zu geben scheint, besteht die Gefahr, auszublenden, was tatsächlich im Detail passiert ist: gegen wen, mit welchen Mitteln und unter Hinterlassung welcher Kollateralschäden vorgegangen worden ist. Es wird kritisiert, dass die Festnahmen nicht einzeln überprüft wurden und sich Unschuldige darunter befanden. Dabei macht allein schon die Zahl 427 stutzig: zwei Drittel der Passagiere eines offiziellen Extrazuges der SBB. Rund 50 auf einem Bild der Stadtpolizei sichtbare Feuerwerkskörper, die von der Polizei als Beweis für das Gewaltpotenzial der Leute präsentiert worden sind, stehen zur Zahl der Festgenommenen jedenfalls in einem Missverhältnis.

Nach den Vorkommnissen vom 2. Mai in Thun und den stundenlangen Krawallen vom 30. Oktober in Zürich stand die Zürcher Polizei unter Druck, ja unter Zugzwang, ein Signal zu setzen. Eine Aktion gegen gewaltbereite Fans war lange im Voraus geplant, wenn auch möglicherweise nicht in diesem Ausmass. Die Polizei soll nicht nur Sicherheit und Kriminalitätsbekämpfung gewährleisten, sie ist auch ein politisches Macht- und Druckmittel und wird von den Bürgern als solches verstanden. Dass sich die Stadtpolizeiführung dessen bewusst ist, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass seit einem halben Jahr eine ehemalige Gemeinderätin, also eine Politikerin - und kein Polizist mehr -, als Kommunikationschefin amtet. In der Politik heiligt der Zweck oft die Mittel. Wenn es um die Frage der Rechtsstaatlichkeit geht, gilt das nicht.

Die Polizeiaktion vom Sonntag unterscheidet sich wesentlich von Einkesselungen bei unbewilligten 1.-Mai-Nachdemonstrationen oder unbewilligten Anti-WEF-Kundgebungen. Der Fall liegt auch anders als die Situation am Wochenende zuvor in Winterthur, wo ein Zug mit Demonstranten von der Polizei blockiert wurde. Die Basler wollten nicht an eine illegale Veranstaltung, sie wollten an ein Fussballspiel. Auch ihre Ansammlung am Bahnhof Altstetten war nicht illegal. Einige der Fans wurden zudem in Basel nachweislich in den Zug mit den gewaltbereiten Leuten gezwungen und hatten in Altstetten keine Möglichkeit, sich der Ansammlung zu entziehen. Die Erfahrung zeigt, dass nach solchen Massenverhaftungen selbst mutmassliche Krawallteilnehmer rechtlich jeweils kaum zu belangen sind. An Zürcher Gerichten werden beispielsweise Angeklagte freigesprochen, die behaupten, per Zufall in eine nicht bewilligte Anti-WEF- Demonstration geraten zu sein (NZZ 7. 11. 03). Bis anhin hat die Polizei noch keine Angaben zum Zahlenverhältnis zwischen unschuldigen und gewaltbereiten Zugpassagieren liefern können. Es bleibt abzuwarten, was den Festgenommenen tatsächlich konkret vorgeworfen werden muss, und zu hoffen, dass die Behörden dann ausführlich darüber orientieren.

Die Stadtpolizei mag mit nachvollziehbaren Argumenten auf ihrem Standpunkt bestehen, dass ihr Vorgehen korrekt und professionell gewesen sei. Im subjektiven Erleben der Betroffenen, die Erniedrigung und Demütigung empfanden, auch wenn dies von der Polizei nicht beabsichtigt war, kann dies nicht befriedigen. Nur aufgrund des äusseren Merkmals, dass man einen FCB- Schal trug, wurde man eingekesselt, Reizgas- Einsätzen ausgesetzt, verpasste das bereits bezahlte Fussballspiel und musste stundenlang mit auf dem Rücken gefesselten Händen warten, ohne ausreichende Möglichkeit, auf die Toilette zu gehen. Bei jedem Unschuldigen, dem so etwas passiert, löst eine solche Behandlung begreiflicherweise Wut und Unverständnis aus.

Für eine seriöse abschliessende Kommentierung und Analyse des Einsatzes ist es heute noch zu früh. Er wird mit Sicherheit nicht nur polizeitaktisch, sondern auch politisch unter die Lupe genommen und möglicherweise auch gerichtlich beurteilt. Das Ausbleiben von Ausschreitungen muss dabei nicht nur im Verhältnis zu den individuellen Einschränkungen der Betroffenen, sondern auch in Bezug auf den eingetretenen Imageschaden sowie auf positive oder negative Effekte für die Prävention zukünftiger Ausschreitungen beurteilt werden. In diesem Zusammenhang wird schon gestritten, ob sich Mitläufer in Zukunft eher von Gewalttätern distanzieren werden oder ob friedfertige Fans eher zur Gewalt angestachelt worden sind. Naheliegend ist wohl, dass gewaltbereite Fans Extrazüge von nun an meiden werden und ihre Anreise nicht mehr kanalisiert werden kann, was sicher nicht im Sinne der Prävention ist.

tom.

Diesen Artikel finden Sie auf NZZ Online unter: http://www.nzz.ch/2004/12/09/zh/page-ko ... A1QNA.html

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Spirit of St. Jakob
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Beitrag von Spirit of St. Jakob »

Ganz neue töne von der NZZ. Ich finde den Beitrag recht gut! :)

BS-Supporter
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Beitrag von BS-Supporter »

Grosses blablabla in der Baz, die Fakten werden weiterhin Verschwiegen. Dagegen ist der Bericht in der NZZ sehr gut! Wir kommen der Wahrheit ganz langsam näher!

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PeppermintPatty
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Beitrag von PeppermintPatty »

BS-Supporter hat geschrieben:... die Fakten werden weiterhin Verschwiegen. ...
Wie kann ein Interview mit einer Person, die ihre Infos aus 2. Hand hat, sprich nicht selbst dabei war, dazu da sein, FAKTEN wiederzugeben? Der Witz eines Interview ist ja, dass eine Person subjektiv zu etwas Stellung nimmt...

quasimodo
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Beitrag von quasimodo »

Uiuiui, sehr klare Worte von der NZZ, wenn man bedenkt, wo dieses Blatt politisch steht. Chapeau!

Und auch aus den Worten von Jörg Schild höre ich das Maximum dessen, was sich ein Polizeidirektor an öffentlicher Kritik an einem anderen Polizeicorps erlauben darf.

Der öffentliche Druck auf die Zürcher Polizei wächst jedenfalls. Zu recht, denn es darf tatsächlich davon ausgegangen werden, dass es nur bei einer sehr kleinen Zahl der Festgenommenen zu einer strafrechtlichen Verurteilung kommen wird. Mit Tatbeständen wie "Gefährdung der öffentlichen Sicherheit", "Teilnahme an einer rechtswidrigen Versammlung" oder "Landfriedensbruch" wird die Polizei jedenfalls kaum durchkommen, denn es gab offensichtlich keine Möglichkeit, sich zu entfernen. Mit strafrechtlichen Konsequenzen muss nur rechnen, wem persönlich nachgewiesen werden kann, dass er Polizisten bedroht, Sachbeschädigungen begangen oder illegale Gegenstände mitgeführt hat. Und das dürften nur sehr wenige sein.
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Bender
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"Und siehe da", spricht der Messias, "ich bringe Euch die Erleuchtung"

Beitrag von Bender »

Messias Schild hat gesprochen.

Spätestens jetzt wissen wir, was wir schon lange vermutet haben: Gott ist FCB-Fan. Wie jeder Politiker übrigens, den die BaZ im Zusammenhang mit dem FCB interviewt, aber das ist ein anderes Thema.

Es ist schon fast ein Hohn, dass ausgerechnet er, der Pfeffersprayeinsatz in der MK billigt und lieber hilfesuchende Fans verhaftet, anstatt Schläger zu stellen, sich von dort aus fotografieren lässt.

Seine Mannen würde er ins Gebet nehmen, sicher Herr Schild, sicher...

Zum richtigen Zeitpunkt mit besserwisserischen Phrasen in Szene gesetzt und sich selber schon indirekt für die Leitung des EM2008-Sicherheitsrates empfohlen, weiss es Schild halt einfach besser als alle Experten.

National soll alles geregelt werden (den ersten Schritt hat er mit den Zürcher Kollegen ja bereits getan). Auch IN den Stadion soll man mit der Polizei präsent sein (vielleicht sollten ihre Polizisten mal lernen, wie man eine Videokamera bedient und die Daten auch auswertet). Fanprojekte sind unsinnig (weil er sich dann nicht mehr in Szene setzen kann oder weil es billiger wäre?) und der FCB hat gefälligst alles, was nicht seiner Fannorm entspricht, zu verurteilen. Danke Herr Schild, nun wissen wir es offiziell, warum sich etliche Fansitzungen mit den Behörden im Kreise drehen.

Fehler soll man zugeben und sich bei den Betroffenen entschuldigen. Schön Herr Schild, sie können gleich damit anfangen. Es warten bereits etliche und die Warteschlange mit Ihrer Politik wird länger werden als ein Extrazug...


:cool:

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smd
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Die Polizei kommt immer früher

Beitrag von smd »

Tages-Anzeiger vom 09.12.2004

Die Polizei kommt immer früher

Mit der Massenkontrolle von Fussballfans hat die Polizei ihre Landquarter Strategie erstmals vor einem Sportereignis angewandt - und setzt damit auf präventive Repression.

Von Peter Johannes Meier

Der Druck auf die Polizei, gewalttätige Auseinandersetzungen bei Sportanlässen und Demonstrationen frühzeitig zu verhindern, hat zweifellos zugenommen. Und die Polizei nimmt den Ball auf: Mit Massenkontrollen verhindert sie, dass potenzielle Gewalttäter überhaupt an ihren Zielort gelangen. Der Preis dafür ist hoch: Auch Unbeteiligte müssen unangenehme Prozeduren über sich ergehen lassen. Die Rechtmässigkeit solcher Aktionen ist selbst unter Rechtsgelehrten umstritten.

Sternstunde der neuen Massenkontrollen war die Anti-WEF-Demonstration im vergangenen Januar. Nach dem bewilligten Anlass in Chur kontrollierte die Polizei in Landquart über 1000 Zugreisende Richtung Zürich. Die Betroffenen wurden zum Teil bis in die Morgenstunden vor Ort festgehalten. Befürchtete Ausschreitungen blieben so aus, doch die angekündigten zahlreichen Verzeigungen lösten sich in Luft auf; Strafverfahren wurden keine eröffnet oder sind eingestellt worden.

«Strafprozessuale Totgeburten»
«Die Polizei produziert mit solchen Aktionen strafprozessuale Totgeburten», sagt dazu der Zürcher Rechtsanwalt Viktor Györffy, der unter anderem WEF-Demonstranten verteidigt hat. In der Regel wisse man nach Massenkontrollen eben gar nicht, wer was getan habe - falls es überhaupt zu strafbaren Handlungen gekommen sei. Die Kontrollen haben fürGyörffy denn auch einen präventiven Charakter. Dass die Polizei regelmässig unterstreiche, «die Richtigen» erwischt zu haben, sei ein Vorwand, um solche Aktionen zu legitimieren. So auch nach der Grosskontrolle vom vergangenen Sonntag, die zu massiven Protesten seitens betroffener Basler Fans führte.

Für den Freiburger Staatsrechtsprofessor Peter Hänni steht die Frage der Verhältnismässigkeit solcher Kontrollen im Vordergrund: «Die Polizei hat einerseits den generellen Auftrag, für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Macht sie das nicht oder zu spät, muss der Staat sogar mit Schadenersatzklagen rechnen. So geschehen nach den G-8-Ausschreitungen in Genf. Auf der anderen Seite gibt es das Interesse der friedlichen Fans oder Demonstranten, rechtzeitig und ohne grosse Behinderung an den Anlass zu gelangen.» Zur Verhältnismässigkeit gehöre, dass die Polizei das mildeste Mittel einsetze, das zum Erfolg führe. Unbeteiligte müssten möglichst geschont werden. «Hier stellt sich die Frage, ob unfriedliche von friedlichen Fans nicht getrennt werden können. Und ob das Ziel - die Verhinderung von Ausschreitungen - nicht auch mit strengeren Kontrollen beim Stadioneingang erreicht wird.»

Als «klar unrechtmässig» taxiert dagegen Györffy das Vorgehen der Polizei: In Altstetten wie in Landquart habe diese in Kauf genommen, dass sehr viele Unbeteiligte unter der Massnahme litten. Die Logik dahinter erinnere «etwas an den Einmarsch der Amerikaner in den Irak - wenn auch auf tieferem Niveau: Ein angebliches Bedrohungspotenzial wird zum Anlass für eine flächendeckende Aktion. Kollateralschäden werden dabei einfach in Kauf genommen.» Eine solche Sicherheitslogik gefährdet laut Györffy unsere Grundrechte. Insbesondere könne die Polizei auf diese Weise das Demonstrationsrecht aushebeln. «Viele Leute verzichten unter solchen Bedingungen auf eine Teilnahme. Wer dagegen gewaltbereit ist, wird auch so sein Ziel erreichen. Das kann ja nicht der Sinn der Übung sein.»

Für den Zürcher Strafrechtsprofessor Daniel Jositsch ist der Polizeieinsatz in Altstetten nicht im Grundsatz problematisch. «Wie sonst soll die Polizei vorgehen, um Ausschreitungen rechtzeitig zu verhindern?» Damit das Vorgehen verhältnismässig sei, müssten die betroffenen Personen aber möglichst rasch identifiziert und - falls nichts gegen sie vorliege - wieder freigelassen werden.

Eine weitere Frage betreffe den Umgang der Polizisten mit den Betroffenen. «Unnötige Schikanen sind nicht zulässig. Man muss sich auch fragen, ob es zwingend ist, 13-Jährige gefesselt bis spät in die Nacht auf dem Posten zu behalten. Hier müsste die Polizei nach Vorgaben arbeiten, zum Beispiel solche Personen spätestens nach einer Stunde wieder freizulassen», sagt Jositsch. Dass dagegen potenzielle Gewalttäter länger angehalten würden, sei legitim. Es stelle sich allerdings die Frage, nach welchen Kriterien solche Unterscheidungen erfolgten: «Es darf niemand ohne nachvollziehbare Gründe als gewaltbereit eingestuft werden.»

Künftig präventive Verhaftungen?
Kritiker der neuen Polizeistrategie weisen darauf hin, dass in Zürich bereits ein neuer Versuchsballon gestartet worden sei, der künftig auch die Präventivhaft ermöglichen solle. So wurde im Frühling die Zürcher Linksradikale Andrea Stauffacher für eine Woche in Haft genommen - geplant war ein ganzer Monat-, weil befürchtet wurde, sie werde während dieser Zeit unbewilligte Aktionen organisieren.

Györffy stuft solche präventiven Aktionen als höchst problematisch ein: «Die Polizei mutmasst über mögliche künftige Straftaten, schreibt diese bestimmten Personen zu und zieht sie dann aus dem Verkehr.» Doch was sind seine Vorschläge, um Gewalttaten zu verhindern? «Bei Fussballspielen sind rigorose Kontrollen vor dem Stadioneintritt und allenfalls Stadionverbote angebracht. Diese müssen nach einer gewissen Zeit überprüft werden.» Komme es trotzdem zu Ausschreitungen, sei es grundsätzlich Aufgabe der Polizei, am Ort des Geschehens einzuschreiten, allenfalls kurz bevor eine Situation eskaliere.

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Beitrag von BS-Supporter »

PeppermintPatty hat geschrieben:Wie kann ein Interview mit einer Person, die ihre Infos aus 2. Hand hat, sprich nicht selbst dabei war, dazu da sein, FAKTEN wiederzugeben? Der Witz eines Interview ist ja, dass eine Person subjektiv zu etwas Stellung nimmt...
Und trotzdem fühle ich mich als Direktbetroffener noch immer nicht richtig zitiert. Die BAZ wird sicher hunderte von Mails (unter anderem von mir) erhalten haben, mit exakten Beschreibungen was abgelaufen ist. Wieso bringt die Baz diese Fakten nicht auf den Tisch? Wieso wird weiterhin drumrumgereded. Wieso macht die Baz nicht mehr Druck auf die Zürcher Polizei?? Das blabla von Jörg Schild interssiert mich nicht. Ich will endlich die Wahrheit!!!!

Ein Danke an die NZZ, hier wird allmählich klar, was für eine Skandalaktion sich die Polizei hier geleistet hat!

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Domingo
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Beitrag von Domingo »

allerdings unterschlägt man in Zürich immer noch die Ausschreitungen! :mad:
Wenn Du redest, muss Deine Rede besser sein, als es Dein Schweigen gewesen wäre

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zul alpha 3
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Beitrag von zul alpha 3 »

@nzz :eek: :eek: :eek:

wow, die lernen tatsächlich noch etwas hinzu! nach diesen aritkeln in der Baz, der NZZ sowie gestern abend in Schweiz Aktuell wird für mich nur etwas noch viel klarer, die schlinge zieht sich für die Zürcher Polizei mehr und mehr zu. Gut so!

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Spirit of St. Jakob
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Beitrag von Spirit of St. Jakob »

Oha, die Zürcher Zeitungen geben sich heute aber grosse Mühe! :)

illPhil
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Beitrag von illPhil »

Bender hat geschrieben:Messias Schild hat gesprochen.

Spätestens jetzt wissen wir, was wir schon lange vermutet haben: Gott ist FCB-Fan. Wie jeder Politiker übrigens, den die BaZ im Zusammenhang mit dem FCB interviewt, aber das ist ein anderes Thema.

Es ist schon fast ein Hohn, dass ausgerechnet er, der Pfeffersprayeinsatz in der MK billigt und lieber hilfesuchende Fans verhaftet, anstatt Schläger zu stellen, sich von dort aus fotografieren lässt.

Seine Mannen würde er ins Gebet nehmen, sicher Herr Schild, sicher...

Zum richtigen Zeitpunkt mit besserwisserischen Phrasen in Szene gesetzt und sich selber schon indirekt für die Leitung des EM2008-Sicherheitsrates empfohlen, weiss es Schild halt einfach besser als alle Experten.

National soll alles geregelt werden (den ersten Schritt hat er mit den Zürcher Kollegen ja bereits getan). Auch IN den Stadion soll man mit der Polizei präsent sein (vielleicht sollten ihre Polizisten mal lernen, wie man eine Videokamera bedient und die Daten auch auswertet). Fanprojekte sind unsinnig (weil er sich dann nicht mehr in Szene setzen kann oder weil es billiger wäre?) und der FCB hat gefälligst alles, was nicht seiner Fannorm entspricht, zu verurteilen. Danke Herr Schild, nun wissen wir es offiziell, warum sich etliche Fansitzungen mit den Behörden im Kreise drehen.

Fehler soll man zugeben und sich bei den Betroffenen entschuldigen. Schön Herr Schild, sie können gleich damit anfangen. Es warten bereits etliche und die Warteschlange mit Ihrer Politik wird länger werden als ein Extrazug...


:cool:
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Guet gschriebe!
B3xx

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PeppermintPatty
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Beitrag von PeppermintPatty »

smd hat geschrieben: «Die Polizei hat einerseits den generellen Auftrag, für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Macht sie das nicht oder zu spät, muss der Staat sogar mit Schadenersatzklagen rechnen. ... Auf der anderen Seite gibt es das Interesse der friedlichen Fans oder Demonstranten, rechtzeitig und ohne grosse Behinderung an den Anlass zu gelangen.
Dies bringt das ganze Dilemma ziemlich kurz und prägnant auf einen Punkt. Ich verlange als Bürger ja, dass ich mich stets ungehindert und unbedroht bewegen kann, und dass sämtliche Personen, die die verhindern könnten (eben "Randalierer") aus dem Verkehr gezogen werden. Auf der anderen Seite will ich aber keinesfalls irgendwelche Einschränkungen aufgrund von Sicherheitsmassnahmen erfahren.

Dass dies irgendwo zu einem Konflikt führen wird ist einfach zu sehen, insbesondere weil ja gerade auch jene Personen, die man eigentlich aussortieren will sich oftmals im Schutz der Masse verstecken (nicht nur auf Fussball bezogen, sondern generell auf jegliche Veranstaltung, die irgendwo "Ausschreitungspotential" birgt). Die Masterfrage ist nun, wie bringt man diese beiden Bedürfnisse unter einen Hut? :confused: Die Aktion am Sonntag hat sicher mal gezeigt, wie man es NICHT hinkriegt...

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zul alpha 3
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Beitrag von zul alpha 3 »

Tages-Anzeiger vom 09.12.2004
Die Polizei kommt immer früher
Mit der Massenkontrolle von Fussballfans hat die Polizei ihre Landquarter Strategie erstmals vor einem Sportereignis angewandt - und setzt damit auf präventive Repression.

Von Peter Johannes Meier

Der Druck auf die Polizei, gewalttätige Auseinandersetzungen bei Sportanlässen und Demonstrationen frühzeitig zu verhindern, hat zweifellos zugenommen. Und die Polizei nimmt den Ball auf: Mit Massenkontrollen verhindert sie, dass potenzielle Gewalttäter überhaupt an ihren Zielort gelangen. Der Preis dafür ist hoch: Auch Unbeteiligte müssen unangenehme Prozeduren über sich ergehen lassen. Die Rechtmässigkeit solcher Aktionen ist selbst unter Rechtsgelehrten umstritten.

Sternstunde der neuen Massenkontrollen war die Anti-WEF-Demonstration im vergangenen Januar. Nach dem bewilligten Anlass in Chur kontrollierte die Polizei in Landquart über 1000 Zugreisende Richtung Zürich. Die Betroffenen wurden zum Teil bis in die Morgenstunden vor Ort festgehalten. Befürchtete Ausschreitungen blieben so aus, doch die angekündigten zahlreichen Verzeigungen lösten sich in Luft auf; Strafverfahren wurden keine eröffnet oder sind eingestellt worden.

«Strafprozessuale Totgeburten»
«Die Polizei produziert mit solchen Aktionen strafprozessuale Totgeburten», sagt dazu der Zürcher Rechtsanwalt Viktor Györffy, der unter anderem WEF-Demonstranten verteidigt hat. In der Regel wisse man nach Massenkontrollen eben gar nicht, wer was getan habe - falls es überhaupt zu strafbaren Handlungen gekommen sei. Die Kontrollen haben für Györffy denn auch einen präventiven Charakter. Dass die Polizei regelmässig unterstreiche, «die Richtigen» erwischt zu haben, sei ein Vorwand, um solche Aktionen zu legitimieren. So auch nach der Grosskontrolle vom vergangenen Sonntag, die zu massiven Protesten seitens betroffener Basler Fans führte.

Für den Freiburger Staatsrechtsprofessor Peter Hänni steht die Frage der Verhältnismässigkeit solcher Kontrollen im Vordergrund: «Die Polizei hat einerseits den generellen Auftrag, für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Macht sie das nicht oder zu spät, muss der Staat sogar mit Schadenersatzklagen rechnen. So geschehen nach den G-8-Ausschreitungen in Genf. Auf der anderen Seite gibt es das Interesse der friedlichen Fans oder Demonstranten, rechtzeitig und ohne grosse Behinderung an den Anlass zu gelangen.» Zur Verhältnismässigkeit gehöre, dass die Polizei das mildeste Mittel einsetze, das zum Erfolg führe. Unbeteiligte müssten möglichst geschont werden. «Hier stellt sich die Frage, ob unfriedliche von friedlichen Fans nicht getrennt werden können. Und ob das Ziel - die Verhinderung von Ausschreitungen - nicht auch mit strengeren Kontrollen beim Stadioneingang erreicht wird.»

Als «klar unrechtmässig» taxiert dagegen Györffy das Vorgehen der Polizei: In Altstetten wie in Landquart habe diese in Kauf genommen, dass sehr viele Unbeteiligte unter der Massnahme litten. Die Logik dahinter erinnere «etwas an den Einmarsch der Amerikaner in den Irak - wenn auch auf tieferem Niveau: Ein angebliches Bedrohungspotenzial wird zum Anlass für eine flächendeckende Aktion. Kollateralschäden werden dabei einfach in Kauf genommen.» Eine solche Sicherheitslogik gefährdet laut Györffy unsere Grundrechte. Insbesondere könne die Polizei auf diese Weise das Demonstrationsrecht aushebeln. «Viele Leute verzichten unter solchen Bedingungen auf eine Teilnahme. Wer dagegen gewaltbereit ist, wird auch so sein Ziel erreichen. Das kann ja nicht der Sinn der Übung sein.»

Für den Zürcher Strafrechtsprofessor Daniel Jositsch ist der Polizeieinsatz in Altstetten nicht im Grundsatz problematisch. «Wie sonst soll die Polizei vorgehen, um Ausschreitungen rechtzeitig zu verhindern?» Damit das Vorgehen verhältnismässig sei, müssten die betroffenen Personen aber möglichst rasch identifiziert und - falls nichts gegen sie vorliege - wieder freigelassen werden.

Eine weitere Frage betreffe den Umgang der Polizisten mit den Betroffenen. «Unnötige Schikanen sind nicht zulässig. Man muss sich auch fragen, ob es zwingend ist, 13-Jährige gefesselt bis spät in die Nacht auf dem Posten zu behalten. Hier müsste die Polizei nach Vorgaben arbeiten, zum Beispiel solche Personen spätestens nach einer Stunde wieder freizulassen», sagt Jositsch. Dass dagegen potenzielle Gewalttäter länger angehalten würden, sei legitim. Es stelle sich allerdings die Frage, nach welchen Kriterien solche Unterscheidungen erfolgten: «Es darf niemand ohne nachvollziehbare Gründe als gewaltbereit eingestuft werden.»

Künftig präventive Verhaftungen?
Kritiker der neuen Polizeistrategie weisen darauf hin, dass in Zürich bereits ein neuer Versuchsballon gestartet worden sei, der künftig auch die Präventivhaft ermöglichen solle. So wurde im Frühling die Zürcher Linksradikale Andrea Stauffacher für eine Woche in Haft genommen - geplant war ein ganzer Monat-, weil befürchtet wurde, sie werde während dieser Zeit unbewilligte Aktionen organisieren.

Györffy stuft solche präventiven Aktionen als höchst problematisch ein: «Die Polizei mutmasst über mögliche künftige Straftaten, schreibt diese bestimmten Personen zu und zieht sie dann aus dem Verkehr.» Doch was sind seine Vorschläge, um Gewalttaten zu verhindern? «Bei Fussballspielen sind rigorose Kontrollen vor dem Stadioneintritt und allenfalls Stadionverbote angebracht. Diese müssen nach einer gewissen Zeit überprüft werden.» Komme es trotzdem zu Ausschreitungen, sei es grundsätzlich Aufgabe der Polizei, am Ort des Geschehens einzuschreiten, allenfalls kurz bevor eine Situation eskaliere.

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PeppermintPatty
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Beitrag von PeppermintPatty »

BS-Supporter hat geschrieben:Und trotzdem fühle ich mich als Direktbetroffener noch immer nicht richtig zitiert. Die BAZ wird sicher hunderte von Mails (unter anderem von mir) erhalten haben, mit exakten Beschreibungen was abgelaufen ist. Wieso bringt die Baz diese Fakten nicht auf den Tisch? Wieso wird weiterhin drumrumgereded. Wieso macht die Baz nicht mehr Druck auf die Zürcher Polizei?? Das blabla von Jörg Schild interssiert mich nicht. Ich will endlich die Wahrheit!!!!

Ein Danke an die NZZ, hier wird allmählich klar, was für eine Skandalaktion sich die Polizei hier geleistet hat!
Einige der Fragen der BaZ basieren doch aber ganz klar auf eben diesen Informationen - und wie quasimodo sagt, deutlichere Worte in einem Zeitungsinterview zu erwarten ist sinnlos. Ich habe nicht das Gefühl, dass "drumherumgeredet" wird. Natürlich könnte man noch mehr Details weitergeben, aber für jemanden, der diese Artikel liest & nicht direkt betroffen war, sind schon die gemachten Aussagen recht eindrücklich.

quasimodo
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Beitrag von quasimodo »

Kommentar auf http://www.onlinereports.ch:


Fan-Verhaftung: Es ist die blanke Überforderung

Statt im "Hardturm" ist im Bahnhof Zürich-Altstetten Endstation für 427 FCB-Fans, die letzten Sonntagnachmittag gern am Match Grasshoppers Club gegen FC Basel mitgefiebert hätten. Die Polizei liess den Zug stoppen und führte die "zum Teil gewaltbereiten Fans" ab. Die Zürcher hatten ihr Spiel ohne die übliche wilde Zerstörungsorgie zum Ausklang, die Polizei bedauerte, "dass auch korrekte Fans ...", in Basel machte sich kollektive Fassungslosigkeit breit.

Der FC Basel erstattet mit verbalem Getöse Anzeige gegen die Polizei, CVP-Präsident und Präsident des Fanprojekts, Markus Lehmann macht seinem Ärger über den Polizeieinsatz Luft, Lehrer demonstrieren Entrüstung über den skandalösen Anschauungsunterricht in Sachen Rechtsstaat und Demokratie. Die Zürcher frohlocken: Den bösen Baslern haben wir's gezeigt. Ruhe in der Stadt. Wir haben die Richtigen gepackt.

Nun stellen wir fest: Militante FCB-Fans haben in Zürich vor nicht allzu langer einen so miesen Eindruck hinterlassen, dass sich das Stadtmarketing grün und blau ärgern dürfte. Und der Basler Vorzeigespieler Murat Yakin sagte wörtlich: "Wenn die Fans Krawall machen wollen, sollen sie. Das ist nicht unser Thema." Anderseits hat die Zürcher Polizei einen Einsatz von der Sorte geleistet, den wir in der Schweiz lieber nicht als Referenz für künftige Problemlösungen im Spitzenfussball sähen.

Wer hat recht? Weder die Zürcher Polizei noch die Basler Entrüstungs-Protagonisten. Wir haben es hier mit eine regelrechten Schauspiel der Überforderung auf beiden Seiten zu tun. Es geht hier längst nicht mehr um Sport an sich. Es geht um aufbrechende gesellschaftliche Probleme, um jugendliche Verwahrlosung und letztlich möglicherweise um einen wirtschaftlichen Status-Kampf in der Standort-Hierarchie. Das Debakel vom Sonntag war eine bilaterale Kapitulationserklärung: Das Geständnis, dass beide Seiten auf die Gewalt-Eskalation keine taugliche Antwort haben, sondern allenfalls als De-eskalation getarnte Rezepte zu deren Förderung.

Die Folge kann nur eines sein: Der nächste Krawall kommt bestimmt. Dann nämlich, wenn sich die Brutalo-Fans bemüssigt fühlen, aufgrund des weit gehenden Persilscheins der FCB-Leitung Rache an - auch einheimischen! - Ordnungshütern, an beliebigen Einkaufsstrassen, einer halben Auswärts-Stadt oder der Zugeinrichtung der SBB zu nehmen. Fest steht, dass die FCB-Fanpolitik von nachhaltigen Erfolgen noch weit entfernt ist. Das zeigt sich daran, dass die Taten von Chaoten zunehmend mehr zu reden geben als die Kicker-Künste ihrer Stars.

Der FCB hat einen Teil seines Erfolgs der grossartigen Unterstützung seiner zahlreichen Supporter zu verdanken. Aber den Beweis, dass er die kleine Minderheit gewaltbereiter Produzenten von Basler Negativ-Schlagzeilen entschlossen in die Schranken zu weisen gewillt ist, hat die Clubleitung bisher nicht erbracht. Fan-Projekt hin oder her. Und das Ausbleiben einer klaren Ausgrenzung von Gewalttätern scheint ein Indiz dafür zu sein, dass es die Clubleitung auch mit ihnen nicht vergraulen möchte. Endstation Zürich-Altstetten.

Peter Knechtli
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quasimodo
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Beitrag von quasimodo »

... und Reaktionen zu diesem Kommentar:


"Die FCB-Führung hätschelt die dekadente Muttenzer Kurve"

Natürlich, die Zürcher Polizei war überfordert, echte Fans von den Krawallmachern zu unterscheiden. Sie konnte und wollte dies nicht, was unter rechtstaatlichen Gesichtspunkten verwerflich ist. Allerdings will und kann dies die FCB-Führung seit Jahren nicht. Sie bewundert und hätschelt die dekadente Muttenzer Kurve (hört sie eigentlich die primitiven Sprüche und Gesänge nicht?) und verzichtet ihr zuliebe gar auf beruhigende Sitzplätze. Arbeitet sie wirklich mit der Polizei daran, gegen die Muttenzer Kurve so zu verfahren, dass diese sich mittelfristig wie der übrige St. Jakobpark zu benehmen weiss, oder ist sie nach wie vor "stolz" auf diese Fans? Genügt es ihr, ab und zu einem besonders Auffälligen Stadionverbot zu erteilen oder möchte sie nicht lieber dazu tendieren, generell die Stimmung in jenem Sektor weniger aggressiv zu gestalten? Brauchen echte Fans einen therapeutischen Sozialarbeiter oder gehören sie nicht beim ersten Delikt angezeigt?

Mit dem jetztigen "Vorgehen" kann leider nicht verhindert werden, dass jeder rotblaue Schal mit Krawall in Verbindung gebracht wird.

Peter Bächle
Basel




"Murat Yakins Aussage ist skandalös"

Der Basler Vorzeigespieler Murat Yakin sagte wörtlich: "Wenn die Fans Krawall machen wollen, sollen sie. Das ist nicht unser Thema." Diese Aussage, die ich auch in den Medien gehört habe, ist skandalös, und zeigt mir, dass der FCB nicht gewillt ist, diese Chaoten, die keine FCB-Fans sein können, auszugrenzen.

Felix Schäfli
Hersberg




"Politisch skandalöse Begründung"

Überforderung - das ist der richtige Begriff. Im Übrigen bin ich mit dem Kommentar nicht einverstanden. Der FC Basel hat sich immer und jetzt wieder deutlich genug von jeder Form von Gewaltanwendung durch sogenannte Fans distanziert. Ich glaube nicht, dass er noch mehr machen kann, als er tut. Ein Fanprojekt zu unterstützen, ist das Gescheiteste, auch wenn das nicht sofort Erfolg bringt. Aber die Verfolgung von Strafhandlungen ist Sache der Polizei, nicht eines Vereins.

Krawallmachen ist zu verurteilen. Polizeieinsatz ohne Beachtung der Verhältnismässigkeit ist auch zu verurteilen. Beides macht der FCB und hat mit beidem Recht. Dass die Entrüstung über ein verfehltes Vorgehen der Polizei grösser ist als über die Saubannerzüge von besoffenen Fans, ist zutreffend. An die Polizeileitung und insbesondere an ihre politische Vorsteherin (ich schäme mich dafür, dass sie Mitglied der SP ist) sind höhere Ansprüche zu stellen, was die Beachtung des Rechts angeht, als an Jugendliche, die auf der Suche nach ihrer Identität sind. Und das Prinzip der Verhältnismässigkeit ist ein ganz entscheidendes Rechtsprinzip.

In höchstem Mass bedenklich ist zudem die irreführende Information durch die Zürcher Polizei. Am Sonntag hat man behauptet, der Polizeieinsatz sei von gewalttätigen Aktionen der Fans im Zug und im Bahnhof provoziert worden, und man hat den Eindruck erweckt, es seien überwiegend gewalttätige Fans festgehalten worden. Nachdem sich beides als - völlig - falsch erwiesen hat, musste man am Montag korrigieren, weil man da wieder falsche Eindrücke erweckte, musste man am Dienstag nochmals korrigieren. Wenn Jugendliche die Sachverhalte übertrieben darstellen, ist das zu verstehen. Wenn Behörden falsch informieren, ist das eine Ungeheuerlichkelt.

Hahnebüchern und politisch ein Skandal ist die gleichbleibende Begründung: Dadurch, dass es zu keinen Ausschreitungen gekommen sei, sei die Aktion gerechtfertigt. Niemand hat etwas dagegen, wenn die Polizei Leute verhaftet, welche Krawall machen. Das ist eine der Aufgaben der Pollizei, dafür zahlen wir Steuern. Aber eine Einkesselungsstrategie, die sich einfach gegen alle Matchbesucher richtet, die man erreichen kann (weil sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln angereist sind), darf man nicht dulden. Und man sollte sie auch dann nicht verständnisvoll kommentieren, wenn man zur älteren Generation gehört, die sich eine andere Art von Jugendbewegung erhofft, als sie da in Erscheinung tritt.

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snatch
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hejo dr jörg

Beitrag von snatch »

das hani au dänggt wonis gläse han. das isch jo so e hüüchler!

ganz ehrlich, i kas ächt nid verstoh, wurum me dä in basel nomol gwählt het, unglaublich!

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Blauderi
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Beitrag von Blauderi »

Toll, es geht also um "die Muttenzer Kurve" und somit um 7'000 Leute...
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Es ist schon alles gesagt worden, aber noch nicht von allen.
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PeppermintPatty
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Beitrag von PeppermintPatty »

quasimodo hat geschrieben:"Politisch skandalöse Begründung"

Überforderung - das ist der richtige Begriff. Im Übrigen bin ich mit dem Kommentar nicht einverstanden. Der FC Basel hat sich immer und jetzt wieder deutlich genug von jeder Form von Gewaltanwendung durch sogenannte Fans distanziert. Ich glaube nicht, dass er noch mehr machen kann, als er tut. Ein Fanprojekt zu unterstützen, ist das Gescheiteste, auch wenn das nicht sofort Erfolg bringt. Aber die Verfolgung von Strafhandlungen ist Sache der Polizei, nicht eines Vereins.

Krawallmachen ist zu verurteilen. Polizeieinsatz ohne Beachtung der Verhältnismässigkeit ist auch zu verurteilen. Beides macht der FCB und hat mit beidem Recht. Dass die Entrüstung über ein verfehltes Vorgehen der Polizei grösser ist als über die Saubannerzüge von besoffenen Fans, ist zutreffend. An die Polizeileitung und insbesondere an ihre politische Vorsteherin (ich schäme mich dafür, dass sie Mitglied der SP ist) sind höhere Ansprüche zu stellen, was die Beachtung des Rechts angeht, als an Jugendliche, die auf der Suche nach ihrer Identität sind. Und das Prinzip der Verhältnismässigkeit ist ein ganz entscheidendes Rechtsprinzip.

In höchstem Mass bedenklich ist zudem die irreführende Information durch die Zürcher Polizei. Am Sonntag hat man behauptet, der Polizeieinsatz sei von gewalttätigen Aktionen der Fans im Zug und im Bahnhof provoziert worden, und man hat den Eindruck erweckt, es seien überwiegend gewalttätige Fans festgehalten worden. Nachdem sich beides als - völlig - falsch erwiesen hat, musste man am Montag korrigieren, weil man da wieder falsche Eindrücke erweckte, musste man am Dienstag nochmals korrigieren. Wenn Jugendliche die Sachverhalte übertrieben darstellen, ist das zu verstehen. Wenn Behörden falsch informieren, ist das eine Ungeheuerlichkelt.

Hahnebüchern und politisch ein Skandal ist die gleichbleibende Begründung: Dadurch, dass es zu keinen Ausschreitungen gekommen sei, sei die Aktion gerechtfertigt. Niemand hat etwas dagegen, wenn die Polizei Leute verhaftet, welche Krawall machen. Das ist eine der Aufgaben der Pollizei, dafür zahlen wir Steuern. Aber eine Einkesselungsstrategie, die sich einfach gegen alle Matchbesucher richtet, die man erreichen kann (weil sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln angereist sind), darf man nicht dulden. Und man sollte sie auch dann nicht verständnisvoll kommentieren, wenn man zur älteren Generation gehört, die sich eine andere Art von Jugendbewegung erhofft, als sie da in Erscheinung tritt.

Bernhard Bonjour
Liestal
Guete Kommentar.

Die andere beide: :rolleyes:

BS-Supporter
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Beitrag von BS-Supporter »

PeppermintPatty hat geschrieben:Einige der Fragen der BaZ basieren doch aber ganz klar auf eben diesen Informationen - und wie quasimodo sagt, deutlichere Worte in einem Zeitungsinterview zu erwarten ist sinnlos. Ich habe nicht das Gefühl, dass "drumherumgeredet" wird. Natürlich könnte man noch mehr Details weitergeben, aber für jemanden, der diese Artikel liest & nicht direkt betroffen war, sind schon die gemachten Aussagen recht eindrücklich.
Wie gesagt, für dich und andere die nicht Opfer dieser Willkür waren, mag dieser Artikel eindrücklich sein. Für mich wird weiterhin drumrumgeredet.
Ich verlange einfach nur, dass alles was mit uns zwischen 14.00 Uhr Nachmittags und 1 Uhr Nachts passiert ist endlich an die Oeffentlichkeit kommt.

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Spirit of St. Jakob
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Beitrag von Spirit of St. Jakob »

Dr Bächle isch echli ä Bacheli! :rolleyes:

LandFloh
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Beitrag von LandFloh »

&quot hat geschrieben:Ohne konkreten Hinweis auf Gewaltbereitschaft kann man niemanden in Präventivhaft nehmen.
Irgendwie steh ich auf dem Schlauch.

einerseits dürfen die bullen das nicht, was die da getan haben, andererseits sprechen die von "als die situation escallierte". ja haben die leute denn im extrazug irgendwie gewaltbereitschaft signalisiert? was wurde als escallation gemünzt? oder ist das wieder so ne ausrede à la "die haben zuerst..."?
ich wollte auf diesen zug, hab ihn verpasst, und muss sagen, ich hätte jetzt eine klage wegen beleidigung oder so am hals, weil ich AUSGERASTET wäre, hätten die mich eingebuchtet.

und wie sie sich jetzt alle decken ist doch zum :kotz: (reiern)
[ a propos: ADMINS, darf ich euch ein kotz-smiley liefern, um es phpbb-mässig einzupflegen? so wie das ausschaut, brauchts den hier in naher zukunft des öfteren ;-)]

"nicht überall wurde die verhältnismässigkeit gewahrt" - das suggeriert doch, dass der anlass insgesamt verhältnismässig war, mit ein paar ausrutschern. war das wirklich so?
ich finde das ist der erlogenste müll, den ich in letzter zeit las.

so long, ich wünsch euch einen schönen tag.

und falls ich in den falschen thread gepostet habe, tut mir das sogar leid.

liebs grüessli

floh

LandFloh
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Beitrag von LandFloh »

BS-Supporter hat geschrieben:Wie gesagt, für dich und andere die nicht Opfer dieser Willkür waren, mag dieser Artikel eindrücklich sein. Für mich wird weiterhin drumrumgeredet.
Ich verlange einfach nur, dass alles was mit uns zwischen 14.00 Uhr Nachmittags und 1 Uhr Nachts passiert ist endlich an die Oeffentlichkeit kommt.
ziemlich aussichtsloses unterfangen. überleg mal: der staatsapparat "polizei zürich" müsste grobe fehler zugeben. würden die das offen zugeben, käme es zu einigen verhandlungen (mehr als jetzt).
die glaubwürdigkeit der zürcher polizei(-direktion) steht auf dem spiel. so wie sie sich jetzt gegenseitig schönreden (was zugegebenermassen eine wirklich reife leistung ist, das auch hinzukriegen, damned :mad: ), wird die sache in einem monat bei den meisten vergessen sein. falls die ereignisse dann mal richtiggestellt werden würden, würde wohl nur noch eine kleine gruppe überhaupt davon wind bekommen. also so ein medien-aufmarsch wie am wochenende und die tage danach wirst du bei bekanntmachung der "ergebnisse" nicht antreffen - jede wette.

die (schweizer) medien sind zu manipuliert, als dass dies geschehen könnte.

°floh°

MBR
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Beitrag von MBR »

vielleicht sollten ihre Polizisten mal lernen, wie man eine Videokamera bedient und die Daten auch auswertet
Hey, nix gegen die Filmer bitte. Mein Bruder hat das auch schon öfters tun 'dürfen' und der kann das Teil bestimmt bedienen.

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PeppermintPatty
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Beitrag von PeppermintPatty »

LandFloh hat geschrieben: "nicht überall wurde die verhältnismässigkeit gewahrt" - das suggeriert doch, dass der anlass insgesamt verhältnismässig war, mit ein paar ausrutschern. war das wirklich so?
Verhältnismässig wäre, zu verhindern, dass es zu Ausschreitungen kommt. Unverhältnismässig war, wie man das durchzuführen versucht hat (mit Betonung auf "versucht"...)

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