Gute Zeiten, schlechte Zeiten
RETO ZANNI WILL NACH DEN JÜNGSTENKRITIKEN HEUTE GEGEN SIROKI BRIJEG ZEIGEN, WAS ER KANN

In Schieflage. Die vergangenen Wochen verliefen für Reto Zanni nicht ohne Probleme. Der Nidwaldner, der im Winter vom FC Thun nachBasel gekommen war, musste für seine Leistungen in der bisherigen Saison viel Kritik einstecken. FotoKeystone
christoph kieslich, Mostar
Mit einem beruhigenden 5:0-Vorsprung geht der FC Basel heute (19.30 Uhr, Telebasel live) in sein Uefa-Cup-Rückspiel in Siroki Brijeg.
Reto Zanni dreht keine rhetorischen Schleifen, wenn es um den bisherigen Verlauf der Saison geht. «Es liegt noch viel mehr drin», sagt er, und das betrifft sowohl ihn selbst wie die Mannschaft.
Dabei könnte Reto Zanni mit der Zwischenbilanz zufrieden sein, denn als einziger Feldspieler hat er sämtliche Wettbewerbsspiele über die volle Distanz bestritten. Er fühlt sich körperlich auf der Höhe, spricht vom «Glück», sich keine Verletzungen eingehandelt zu haben, und freut sich über den hohen Rhythmus, den der Herbst und die englischen Wochen mit sich bringen.
«Das ist eine extreme Erfahrung, die ich so noch nicht gemacht habe», erklärt er, «aber das ist doch das Schönste für einen Fussballer: ständig zu spielen.» Wenn da nicht dieser nörgelnde Unterton wäre, der seine Leistungen seit Saisonbeginn begleitet. Reto Zanni weiss, dass es «rabenschwarze» Tage gab, dass er etwa gegen den FC Zürich «einen Riesenmist» zusammengespielt hat: «Aber seither wird einfach alles schlecht gemacht.»
Alt und selbstkritisch genug schätzt sich der 25-Jährige ein, um zu erkennen, dass er noch nicht wieder auf dem Level ist, auf dem er nach seinem Wechsel vergangenen Winter von Thun nach Basel spielte. Da hatte er ohne grosse Eingewöhnungszeit auf der rechten Seite mit Philipp Degen ein funktionierendes Gespann gebildet. Mit vertauschten Rollen und Vornamen - Zanni rechts hinten in der Abwehrkette, davor David Degen - ist noch keine harmonische Einheit entstanden.
Der Trainer ist überzeugt. «Wir arbeiten jeden Tag daran», sagt FCB-Cheftrainer Christian Gross zur Thematik, «wenn Reto Zanni schlecht aussieht, dann ist das nicht sein alleiniges Verschulden.» Die offensive Ausrichtung des FC Basel verursacht Situationen wie etwa jene im Cupspiel beim FC Solothurn, wenn sich vier defensive Akteure von sechs nach vorne orientierten Mitspielern bisweilen im Stich gelassen fühlen könnten.
Der Coach ist überzeugt davon, dass Reto Zanni seinen Weg machen wird. «Tatsache ist», rechnet Gross aus der internen Buchhaltung vor, «dass wir wesentlich weniger Gegentore über die Aussenpositionen bekommen als in der vergangenen Saison.» Dass das nicht deckungsgleich mit der Wahrnehmung von aussen ist, mag an schmerzlichen Momenten wie jenen in Bremen liegen, als Reto Zannis Griff in Johan Micouds Trikot und der Penalty zum 2:0 für Bremen nicht unmassgeblich für das Ausscheiden in der Champions League verantwortlich war.
Ein «nicht wieder gutzumachender Fehler», wie Zanni sagt und einräumt, dass er daran länger zu knabbern hatte. Dennoch spürt der Nidwaldner das Vertrauen des Trainers, «und ich versuche, mich nicht von anderen beeinflussen zu lassen». Schliesslich warten noch «Riesenaufgaben im Uefa-Cup und Meisterschaft» auf ihn und den FCB.
Die in Siroki Brijeg heute Abend kann da nur unter Vorbehalt gemeint sein. Quasi als Zwischenstation und als weitere Gelegenheit einerseits für Reto Zanni, an der Präzision speziell im Passspiel zu feilen (SIC !!! Anmerkung C-T), andererseits für seine Vorderleute, was die Unterstützung der Defensivabteilung anbelangt. «Der Gegner wird vor eigenem Publikum sicher anders auftreten als in Basel», vermutet er, «aber wir dürfen uns nicht gehen lassen.»
Rochade nur Kopfsache. Auf welcher Flanke er die nächsten Spiele in Angriff nehmen wird, ist nach dem Abgang Klébers eine nicht endültig beantwortete Frage. Da Reto Zanni seinen linken Fuss nicht nur hat, um nicht umzufallen, betrachtet er diese kleine Rochade lediglich als eine Angelegenheit, «die sich im Kopf abspielt».
Schon am Sonntag wartet ein anderes Kaliber, quasi ein Spiel von nationalem Belang, wenn es gegen die Himmelsstürmer aus Thun die Rechnung vom 0:3 im Lachen zu begleichen und dabei auch zu zeigen gilt, «dass wir immer noch die Nummer eins in der Schweiz sind». Denn Reto Zanni sagt bei aller Bereitschaft zur kritischen Überprüfung auch: «Wir sind Erster in der Meisterschaft - da kann man nicht viel falsch gemacht haben.»