Das Abenteuer im Paradies
Australien statt Schweiz, A- League statt Super League, Queensland Roar statt FCZ: Für den Baselbieter Remo Buess beginnt ein neuer Abschnitt.
Irgendwann im Winter war er da, dieser Spieler namens Colosimo. Er kam aus Australien in den Letzigrund, um sich für einen Vertrag beim FC Zürich zu empfehlen. Die Qualitäten reichten nicht, aber es war das Glück von Remo Buess, dass Colosimo überhaupt in die Schweiz fand. Der Baselbieter aus Itingen, damals noch beim FCZ, kümmerte sich um den Testspieler, kam bald einmal auf dessen Heimat zu sprechen, bald auch auf die Neugründung der Profiliga Down Under und dachte sich: Warum das Glück nicht in Australien versuchen? Er spürte, dass Trainer Lucien Favre ihn in Zürich kaum mehr brauchte. Also bemühte sich Buess, den Kontakt nach Australien mit Hilfe von Colosimos Manager zu intensivieren. Er flog für zehn Tage nach Brisbane, um bei Queensland Roar vorstellig zu werden. Er kam aus der europäischen Kälte, trainierte und spielte bei 40 Grad, bekam einen Vertrag für zwei Jahre und sagte sich: « Dieses Abenteuer gehe ich ein. »
« Das gibt eine Riesensache »
Buess, der im September 28 Jahre alt wird, löste den bis Juni 2005 befristeten Vertrag mit dem FCZ auf, zog südwestlich von Brisbane mit drei Teamkollegen in ein Haus, nahm im Februar das Training auf und startet nun am Sonntag gegen die New Zealand Knights in die Saison 05/ 06.
Acht Mannschaften gehören zur neu gegründeten A- League ohne Aufund Absteiger, und Buess glaubt: « Das gibt eine Riesensache. » Als er sich entschloss, fortan in Australien Fussballer zu sein, schüttelten Kollegen den Kopf und fragten: « Was willst du da drüben? » Da drüben aber hat Buess Verhältnisse angetroffen, die gemäss seiner Beschreibung fast paradiesisch sein müssen. Er lebt an der Ostküste, erreicht den beliebten Badestrand Surfers Paradise in 50 Minuten, trägt derzeit u2013 im Winter notabene u2013 Shorts bei 20 Grad und weiss das Glück, in Australien eine neue Welt kennen zu lernen, zu schätzen. Dass sein Gehalt bescheidener ist als zuletzt in Zürich, stört ihn nicht.
21 Spiele bis zum Playoff
Die Bevölkerung in Brisbane hat zu verstehen gegeben, dass für sie die Sportwelt nicht nur aus Cricket oder Rugby besteht. 5000 Zuschauer bei Testspielen von Queensland Roar waren die Regel. Buess rechnet für die Saisoneröffnung mit mindestens 15 000 Besuchern im Stadion, das 40 000 Plätze hat. Der Schweizer ist im Team des israelischen Trainers Miron Bleiberg ein fester Bestandteil in der Abwehr und auch Stellvertreter des Captains. Buess, der in Sissach anfing, via Basel, Muttenz und Concordia zufällig bei Xamax landete und zuletzt beim FCZ spielte, wird mit den Queensland Roar 21 Partien in der Regular Season bestreiten. Danach ermitteln die ersten vier Mannschaften in einem Playoff im Februar den ersten Meister der neuen A- League.
Wie sein Team abschneiden wird, ist für Buess schwer abschätzbar. Kaum war er in Brisbane, las er in Zeitungen wenig ermutigende Prognosen. Nach positiven Resultaten in der Vorbereitung brachten aber die Medien eine Korrektur an und setzten Queensland Roar auf Platz 5. Buess kann damit leben. Wie mit allem, was er bislang in Australien angetroffen hat. ( bai.) Rund 50 Schweizer Fussballer sind im Ausland unter Vertrag. Der TA begleitet sie in einer wöchentlichen Serie.
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