Fussball in Südamerika

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pete boyle
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Re: Fussball in Südamerika

Beitrag von pete boyle »

sonntag 23. märz
atletico nacional v independiente medellin 1:1 (0:0)


Spielbeginn am Sonntag um 17:45, die meisten Tickets gingen online in kürzester Zeit weg, nur für die Kurve der Gäste waren am Matchtag noch welche verfügbar, was mich etwas verwunderte. Die Hinchada von DIM traf sich ab 11:00 beim Parque Berrio im Zentrum. Ich ging dann ziemlich frühzeitig mal Richtung Stadion und wurde gleich wieder vom erstbesten Herren, einem Fanartikel-Verkäufer, angesprochen. Er wollte etwas zu viel, konnte er sich aber wohl auch erlauben, Nachfrage schien diesmal deutlich grösser als Angebot und später sah ich kaum mehr Ticket-Verkäufer. Ein Trikot verhandelte ich immerhin noch dazu und so gab‘s das Ticket diesmal im PDF-Format per Whatsapp.

Wir hatten da knapp 14:30 und in der grossen Strasse Richtung Stadion voller Bars und Menschen herrschte schon buntes Treiben und überall Feuerwerk. Allgemein ziemlich verrückte und ausgelassene Szenen voller Lebensfreude. Ab und zu kam wieder ein überladener Bus in grün-weiss an… Das Feuerwerk haben sie nicht so im Griff und ich will gar nicht wissen, wo die vielen Querschläger jeweils landeten. Ich hätte gerne länger zugeschaut, aber Schweizer wie ich bin wollte ich dann trotzdem mal sicher gehen, ob mein Ticket gültig ist und ging rein.

Etwa eine Stunde vor dem Spiel war das Stadion sicherlich schon zu 3/4 gefüllt und die Band begann zu spielen. Es wurde nun zeitweise schon eine richtig gute Lautstärke erreicht und die Vorfreude wuchs.

Spätestens mit dem Einlauf der Barra kurz vor dem Spiel war es dann passiert. Wilde Szenen, ein ganzes Stadion dreht durch und gegenüber einfach noch eine rotblaue Wand, die es genau gleich macht. Beim Einlauf der Mannschaften grün-weiss bzw. rotblau überall, ergänzt von beiden Kurven mit viel Rauch in den entsprechenden Farben mit ihren Feuerlöschern, Spektakel pur und Bilder voller Schönheit. Alles wie in Trance und irgendwann merkte ich, dass ja schon zehn Minuten gespielt sind.

Erste Halbzeit durchgehend richtig gute Stimmung und wenn es dann mal kurz 2-3 Minuten etwas abflachte, konnte man auf die Gäste schauen und ja, diese lieferten halt auch einfach ab.

War allgemein Clásico-Weekend in Kolumbien… Samstag Bogotá, Sonntag Medellin, Montag Cali. Ich habe später noch Impressionen aus Cali gesehen (da ist jeweils ohne Gästefans) und es etwas bereut, dass ich da nicht auch noch hingegangen bin. Bin aber überzeugt, dass ich die richtige Wahl getroffen habe und das mit Abstand schönste Derby getroffen habe. Klares Highlight meines bisherigen Stadionlebens.

(Randbemerkung: Ich habe 2012 zum Glück noch ein paar Spiele in Argentinien mit Gästen erleben dürfen. Da war aber halt leider kein Knüller drunter. Und 2018 fiel für mich zB San Lorenzo v Huracan ins Wasser, weil es wegen den Vorkommnissen um den Libertadores-Final zwischen River und Boca im letzten Moment verschoben wurde.)

Nacional sah nach knapp 40 Minuten nach einer Notbremse rot. Allgemein flachte die Stimmung in der zweiten Halbzeit etwas ab. Zum Start jedoch von ausserhalb des Stadions noch 5 Minuten lang Feuerwerk, aber DIM ging dann schon ziemlich bald mit 0:1 in Führung. Nacional später aber tatsächlich mit dem 1:1, welches noch einen geilen Torjubel zur Folge hatte. In der Nachspielzeit noch die zweite Rote für Nacional. Allgemein recht hitziges Spiel gewesen.

Nach dem Spiel einfach mal 20 Minuten hingesessen und gar nicht glauben können, was da jetzt zwei Stunden lang passiert ist. Trotz durchzogener zweiter Halbzeit einfach nur kaputt gewesen. Für mich irgendwie auch faszinierend gewesen, dass da eigentlich alles einen durchgehend positiven Vibe hatte. Ich glaube die sind am Ende des Tages auch einfach froh, dass sie den Tag unbeschadet überstanden haben und der Rivale zumindest nicht gewonnen hat :)

freitag 28. märz
atlético bucaramanga v atletico nacional 2:0 (1:0)


Vor ein paar Jahren mal La Fortaleza ( https://youtu.be/COX4MA6SPOo?feature=shared ) gesehen, bis heute eine meiner Lieblingsreportagen über Fans. Seit da ist Bucaramanga irgendwie hängen geblieben und so sollte es die nächste Station nach Medellin werden. Die Stadt hat etwas mehr als eine Million Einwohner und ist somit die sechstgrösste im Land. Allzu viel bietet sie jedoch nicht und einen anderen Touristen habe ich nun drei Tage lang nicht gesehen.

Die Tickets waren einen Tag vor dem Spiel auf einer Homepage im Verkauf, aber wie immer ging es mit einer ausländischen Kreditkarte nicht. In einem Retro-Fanshop in der Nähe des Hotels konnte mir am Morgen ein Herr helfen, zückte seine Karte für mich und verdiente sich ein kleines Trinkgeld. War mir auch recht, mal das Ticket schon gekauft und kein Organisieren vor dem Stadion.

Im Verein geht es aktuell aber sicher auch um die Copa Libertadores. Bucaramanga hat mit Colo Colo, Racing und Fortaleza (Brasilien) meines Erachtens eine richtig geile Gruppe erwischt und startet am Dienstag hier gegen die Chilenen. Die vier Vereine haben sich in den letzten Tagen darauf geeinigt, dass alles mit Gästefans über die Bühne gehen soll. Mit Verhältnismässigkeit haben sie‘s in der Stadt nicht so, gegen Colo Colo werden um die 3000 Polizisten im Einsatz sein.

Der heutige Gegner aus Medellin ist der andere kolumbianische Libertadores-Vertreter, startet ebenfalls nächste Woche und spielt auch in einer zumindest nicht langweiligen Gruppe (Bahia und Porto Alegre aus Brasilien und Nacional aus Uruguay).

Zum Spiel: Vieles erinnerte mich etwas an Cartagena… Die gelb-grünen Farben, ein ebenfalls sehr schönes Stadion, sehr familiäre Atmosphäre auf den Tribünen. Die Kurve füllte sich kurz vor dem Spiel von 0 auf 100 und hatte einige gute Momente. Die Gegengerade war jedoch gar nicht mein Ding, selten so ein komisches Publikum gesehen. War vielleicht auch einfach noch zu verwöhnt vom Spiel in Medellin. So wechselte ich in der Pause neben den Gästesektor, wo die 400-500 Grün-Weissen wieder einen guten Auftritt hinlegten.

In der ersten Halbzeit sah es zuerst so aus, als ob alles seinen gewohnten Lauf nimmt und sich der Tabellenführer durchsetzt - Elfmeter für Nacional. Der VAR nahm ihn jedoch zurück und so war es das Heimteam, das nach 40 Minuten in Führung ging. In der 87. gelang gar noch das 2:0 und somit ein etwas überraschender Heimsieg.

Beim zweiten Tor war der Gästesektor jedoch schon fast komplett geräumt - nachdem die Polizei nach knapp 70 Minuten damit begonnen hatte. Keine Ahnung was das genau sollte oder ob das gängige Praxis bei solchen Spielen ist. Hat mir auf jeden Fall etwas die Laune verdorben - die Bucaros konnten sich aber natürlich trotzdem ausgiebig über die Entscheidung kurz vor Schluss freuen.

Cooles Erlebnis, tolle Kurve - der Rest nicht wirklich heissblütig, Unterschied zu Barranquilla könnte nicht grösser sein.

Nun geht‘s am Dienstag noch nach Manizales - Once Caldas (einziger Libertadores-Gewinner aus Kolumbien neben 2x Nacional) gegen Fluminense in der Copa Sudamericana. Spätestens dann werde ich zu allen Spielen noch paar Links zu Bildern und Videos liefern, versprochen ;)

pete boyle
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Re: Fussball in Südamerika

Beitrag von pete boyle »

https://www.infobae.com/deportes/2025/0 ... e=amp-type

lanus v rosario und cordoba v river an diesem wochenende mit gästefans

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Somnium
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Re: Fussball in Südamerika

Beitrag von Somnium »

„Ich bin nicht links, ich bin nicht rechts, ich bin Punk."

Tief im Herzen wartet jeder auf das Ende der Welt. (Haruki Murakami)

Appendix_2
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Re: Fussball in Südamerika

Beitrag von Appendix_2 »

Somnium hat geschrieben: 25.07.2025, 02:17 Neymar 🤧

https://www.11freunde.de/international/ ... m-outbrain (Abo-frei!)

Leider hält die Kamera nur auf Neymar. Wäre interessanter wie denn alle anderen Spieler auf das Tor reagierten und wie sich der Schiri verhielt. Lief das Spiel ganz normal weiter, hatte ein Linesman die Fahne gehoben? Schliesslich jubelt das Publikum ja ebenfalls, bzw die Fans pfeifen nicht, dass das Tor nicht gegeben wurde.
Aber wie auch immer: die Szene wirkt wirklich "surreal", peinlich das Verhalten.

pete boyle
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Re: Fussball in Südamerika

Beitrag von pete boyle »

leider wieder mol trouble in südamerika

TyC sports, nur google übersetzer aber söt länge

Conmebol muss die Besucher rausnehmen

Die Barbarei in der Partei zwischen Independiente und der U. de Chile hat die vermeidbaren Risiken deutlich gemacht. Der Mangel an Kontrolle, die Trägheit der Führung und die Geschäftslogik über die Sicherheit des inländischen und ausländischen Fans.

Ich sage es mit Verhetzen, mit Traurigkeit und mit dem Schmerz des Fans: Sie können bei Conmebol-Turnieren nicht weiter mit einem Auswärtspublikum spielen. Die Barbarei im Spiel zwischen Independiente und der U. de Chile hat deutlich gemacht, dass die Logik des Geschäfts über der Sicherheit der einheimischen und ausländischen Fans steht.

Wir alle begleiten unser Team gerne auf einen anderen Platz, sogar in ein anderes Land. Es ist Teil der Leidenschaft. Aber nach dem, was in der Libertadores de América passiert ist, gibt es keinen Platz mehr für Romantik. Die Priorität muss sein, dass niemand sonst verletzt wird, weil er ein Spiel gesehen hat. So einfach ist das. Und was wir erlebt haben, war verrückt.

Ich habe Freunde von beiden Seiten, die dort waren, mit ihren Kindern. Menschen, die gingen, um zu ermutigen, nicht um sich gegen einen Krieg zu verteidigen. Und ich, von außen, ohne auf diesem Platz zu sein, konnte ich mich nicht auf das Spiel konzentrieren. Ich habe darauf gewartet, dass ich nicht die schlimmsten Nachrichten erhalten habe. Dass jemand getötet wurde. Dass er mit einem Stein, mit einem Dolch, mit einem Unglück gekreuzt wurde. Wie wird das naturalisiert?

Dann diskutieren wir, ob die U-Bar oder die Independiente-Bar begann, ob der Quilombo auf eine Provokation oder einen Hinterhalt zurückzuführen ist. Aber der Fokus kann nicht da sein. Die Frage ist, warum nichts getan wurde, um dies zu verhindern. Wo waren die Behörden? Wer hat das so eskalieren lassen?

Conmebol, Aprevide*, die Führungskräfte... alle haben Verantwortung. Und ich spreche nicht nur von den Bars, denn nicht alle, die zum Kampf kamen, waren es. Es gab gewöhnliche Fans, die in ein kollektives Delirium verwickelt waren, das niemand aufhalten konnte. Und auch Menschen, die geschlagen, verletzt, verlassen wurden. Ohne Eindämmung oder Unterstützung. Bis in die frühen Morgenstunden kreuzte ich Nachrichten mit Freunden aus Chile, die sich Sorgen machten, ob es ihren Verwandten gut ginge. Bis spät nach eins wartete ich auf die Antwort eines Freundes von Independiente, der mit seiner Familie auf den Platz gegangen war. Gott sei Dank geht es ihnen gut. Das ist es, was dieses Spiel hinterlassen hat.

Und in der Zwischenzeit kommen Manager wie Néstor Grindetti (Präsident von Independiente) heraus, um Punkte zu fordern. Punkte. Als ob die Priorität wäre, voranzukommen und nicht die Gesundheit der eigenen Leute. Es war peinlich. Wie kann man über Sport sprechen, wenn man verletzte Fans hat?

Die einzig positive Nachricht ist, dass es bisher keine Todesopfer gab. Aber die Strömung der schlechten Nachrichten ist unerschöpflich. Und es geht nicht darum, zu übertreiben: Es geht darum, die Realität mit offenen Augen zu sehen. Dies war eine Partei mit hohem Risiko, und niemand behandelte sie als solche.

Conmebol wiederholte das gleiche Protokoll wie immer: "Warten wir 20 Minuten". Als ob man mit 20 Minuten eine Feldschlacht lösen könnte. Oder als ob man nach einem Toten noch spielen könnte. Es ist schon in anderen Spielen passiert. Wir wissen bereits, wie es endet.

Und Gewalt, auf der einen und der anderen Seite, ist falsch. Es ist inakzeptabel. Aber wenn es keine Möglichkeit gibt, das Zusammenleben zu gewährleisten, ist die Lösung einfach: keine Besucher mehr. Was gewinnen Sie mit 2.000 Tickets mehr? Sammeln Sie ein wenig mehr? Nun, Sie haben jetzt ein viel teureres Problem.

Die Verantwortung beginnt mit dem Kopf, und der Kopf ist Conmebol. Er kann nicht wegschauen. Er muss die Rolle übernehmen, die ihm zusteht. Auch wenn es vielen weh tut, auch wenn es traurig erscheint, auch wenn es eine Tradition bricht: Es ist Zeit, die Besucher rauszuholen.

*Agencia de Prevención de la Violencia en el Deporte

Usswärtsfahrer
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Re: Fussball in Südamerika

Beitrag von Usswärtsfahrer »

Über 100 Festnahmen, über 200 Verletzte...

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Master
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Re: Fussball in Südamerika

Beitrag von Master »

Sowas ist halt schon geil und nochmal next level (v.A. ab ca. 00:45) :cool: :eek:


Strelizie
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Re: Fussball in Südamerika

Beitrag von Strelizie »

Master hat geschrieben: 02.09.2025, 16:12 Sowas ist halt schon geil und nochmal next level (v.A. ab ca. 00:45) :cool: :eek:



Wow! Hoffe die Tribünen halten :p
Wäre schon nice wenn im Joggeli das ganze Stadion öfters voll mitgeht.

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