«SonntagsZeitung» vom 2.1.2005, Seite 22 
  
Hört auf, von den Risiken der EM 08 zu reden 
Martin Heller*  über die Gefahr, dass die Schweiz erneut eine Chance zur Profilierung verpasst 
Warum organisiert die Schweiz die Fussball- Europameisterschaft 2008? Die Frage ist berechtigt.
Denn bloss um die Schweizer Nationalmannschaft garantiert in die Endrunde zu bringen, ist der Aufwand zu gross. Friede mit Österreich wiederum wäre im Skisport organischer zu haben.
Leidenschaft oder gar Begeisterung für die EM sind bisher ohnehin nicht im Spiel. Stattdessen macht sich ein freudloses Pflichtgefühl breit. Vehement gestritten wird, vom Zürcher Stadion einmal abgesehen, in bester helvetischer Festtradition einzig ums Geld. Genauer: um Sicherheitskosten. Hier wurde offenbar derart fahrlässig kalkuliert, dass schon jetzt schwarzer Peter angesagt ist. Oder es lagen die richtigen Zahlen auf dem Tisch, und keiner wollte sie wahrhaben. Wie auch immer, das Ergebnis ist in zweifacher Hinsicht fatal. Erstens: Es wird einzig von den Risiken der EM geredet und nie von den Chancen. Zweitens: Es werden im Schatten der Sicherheitsdiskussion eine Reihe offenkundiger Risiken vernachlässigt.
Zum Beispiel dieses: dass im Sommer 2008 viele von der EM reden und keiner von der Schweiz. Oder schlimmer: dass alle von der Schweiz reden, aber schlecht. Weil das Gastgeberland der irrigen Meinung war, der drittgrösste Sportanlass der Welt sei nichts anderes als eine logistische Herausforderung. Wer so denkt, hat bereits verloren, auf der ganzen Linie, unabhängig davon, wie gut oder schlecht die beteiligten Köpfe oder Instanzen ihre Arbeit machen. Denn es fehlt solchem Verständnis jedes Gespür dafür, dass Sportanlässe dieser Grössenordnung für die organisierenden Nationen gigantische Schaufenster sind und dass kulturelle Angebote bei deren Bespielung eine immer entscheidendere Rolle spielen.
Damit kein Missverständnis aufkommt: Mit Kultur sind hier weder die Eröffnungs- und Schlussevents gemeint noch das kulturelle Normalprogramm, das in den Austragungsstädten natürlich auch während der Euro 2008 verfügbar sein wird. Gefordert sind vielmehr besondere Bemühungen, die sportlichen Gegebenheiten mit Lust an einem weiten Kulturbegriff weiterzudenken.
Kurzum: Die Plattform des europäischen Fussballfests soll zum Sprungbrett werden für eine umfassende Gastfreundschaft, die nicht zuletzt nationales Standortmarketing erlaubt. Konzepte für entsprechende Programme existieren bereits. Sie versuchen, zum Beispiel, den Doppelpass mit Österreich sowohl in den beiden Ländern selbst wie auch nach aussen als eines der Markenzeichen der EM 2008 zu setzen und kulturelle Fusionen zu erproben. Die Verantwortlichen nehmen solche Konzepte in der Regel wohlwollend zur Kenntnis. Mehr liegt anscheinend nicht drin. Der Wille sei vorhanden, aber es fehle der Auftrag und es fehle das Geld. Also steckt das Problem auch hier im System. Es bringt nichts, neidisch auf die Mittel zu schielen, mit denen Deutschland die Fussball- WM 2006 kulturell alimentiert. Schweizer Organigramme sind nun einmal vorsichtiger und schwerfälliger u2013 föderalistischer, demokratischer, partizipativer, interdepartementaler.
Wollen wir gewinnen, haben wir keine Wahl. Die Zeit ist knapp, für Systemwechsel reicht sie nicht mehr. Aber noch ist es möglich, einleuchtende Prioritäten zu setzen und danach zu handeln. Denn irgendwann wird es im Vorfeld der Fussball- Party definitiv zu spät sein, sich auf kulturelle Werte zu besinnen. Zu spät jedenfalls, um das EM- Publikum und die internationale Medienöffentlicheit davon überzeugen zu können, dass die Schweiz auch ausserhalb ihrer Sicherheitsdispositive existiert.
* Martin Heller ist Kulturunternehmer und Ausstellungsmacher. Er war künstlerischer Leiter der Expo. 02.
			
			
									
									
						Hört auf, von den Risiken der EM 08 zu reden
- Faktion Basel
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Der Fisch stinkt bekanntlich am Kopf!
Es ist noch nicht zu spät, aber es bedingt (zumindest auf Schweizer-Seite) zwei Führungswechsel, und zwar:
- Zloczower hat das Vertrauen der Oeffentlichkeit mit seinem Verhalten in der Spuk-Affäre verloren und ist unglaubwürdig bzw. kein Sympathieträger mehr
- Mutschler fehlt die Kompetenz und ist als Turnierdirektor schlicht und einfach überfordert
Aber mit diesem anachronistischen Dreikammer-System mit National-, Erst- und Amateurliga, darf weiter gewurstelt werden bis sich die Balken brechen und der Schaden irreparabel ist. Es lebe die Schweizer Bürokratie
			
			
									
									
						Es ist noch nicht zu spät, aber es bedingt (zumindest auf Schweizer-Seite) zwei Führungswechsel, und zwar:
- Zloczower hat das Vertrauen der Oeffentlichkeit mit seinem Verhalten in der Spuk-Affäre verloren und ist unglaubwürdig bzw. kein Sympathieträger mehr
- Mutschler fehlt die Kompetenz und ist als Turnierdirektor schlicht und einfach überfordert
Aber mit diesem anachronistischen Dreikammer-System mit National-, Erst- und Amateurliga, darf weiter gewurstelt werden bis sich die Balken brechen und der Schaden irreparabel ist. Es lebe die Schweizer Bürokratie
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				sesap
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der erste ist schon mehr als überfällig, aber beim zweiten wäre ich dir dankbar um eine etwas weitergehende begründung und vielleicht noch dem einen oder anderen beispiel.Edberg hat geschrieben: - Zloczower hat das Vertrauen der Oeffentlichkeit mit seinem Verhalten in der Spuk-Affäre verloren und ist unglaubwürdig bzw. kein Sympathieträger mehr
- Mutschler fehlt die Kompetenz und ist als Turnierdirektor schlicht und einfach überfordert
[quote="sesap"]der erste ist schon mehr als überfällig, aber beim zweiten wäre ich dir dankbar um eine etwas weitergehende begründung und vielleicht noch dem einen oder anderen beispiel.  ]
Hallo Christian, das weisst Du doch selber am besten
 
Zwei Jahre bei Basel-United als Platzvermieter von ein paar internationalen Spiele (FCB, U21-EM) im Joggeli sind doch ein bisschen dürftig für den 3-grössten Sportanlass der Welt. Aber wie kann man vom SFV eine professionelle Kanditatenevaluation erwarten, wenn dieser selber von stümperhaftem Dilettantismus (Zloczower & Co.) regiert wird und Jassen eine höhere Priorität geniesst, als der Knowledge-Transfer bei einer EM.
			
			
									
									
						Hallo Christian, das weisst Du doch selber am besten
Zwei Jahre bei Basel-United als Platzvermieter von ein paar internationalen Spiele (FCB, U21-EM) im Joggeli sind doch ein bisschen dürftig für den 3-grössten Sportanlass der Welt. Aber wie kann man vom SFV eine professionelle Kanditatenevaluation erwarten, wenn dieser selber von stümperhaftem Dilettantismus (Zloczower & Co.) regiert wird und Jassen eine höhere Priorität geniesst, als der Knowledge-Transfer bei einer EM.
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				pläuschler
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