SubComandante hat geschrieben: ↑24.04.2024, 22:32
Feanor hat geschrieben: ↑24.04.2024, 21:35
Deine sonst stets positive Grundhaltung (was nicht gleich unkritisch/naiv/kadavergehorsam etc. ist) hat sich in den letzten Wochen auch brutal verabschiedet. Wegen den jüngsten Ereignissen?
Oh, jetzt wirds kompliziert. Aber ich versuch's mal.
Ich bin in einer lebenslangen Beziehung mit dem FCB. Habe wunderbare wie auch schlechte Zeiten erleben dürfen. Wie fast alle hier. In einer Beziehung ist Vertrauen wichtig. Die Burgener Zeit war eine harte. Wenn ich nur schon ein Bild von Heri sehe, geht mein Puls in bisher unbekannte Höhen. Aber ich weiss, dass Burgener das beste wollte. Er hat einfach auf die falschen Pferde gesetzt. Und am Schluss eine fatale Idee gehabt. Aber er wird auch weiterhin zu den Heimspielen gehen. Weil er Fan vom FCB ist.
Die ganzen Unwahrheiten von DD (90%, kein Lohn, Hitz als Ersatz für die nächste Saison geplant, etc), mit denen kann ich irgendwie noch leben. Oder muss wohl. Gegessen. Die ganzen Dudes mit Goldmobile neben ihm. Mkay... Die ganzen Gerüchte bezüglich Umgang, unschön. Das ist, sollte es stimmen, nicht der FCB, den ich mal kannte. Aber... Ich kann es einfach nicht verstehen, dass man im Sommer wild und teuer einkauft, obwohl man finanziell gar nicht gut dasteht. Teils Beiträge, die mit dem verbundenen Risiko einfach nicht gesund sind. Schmid, war ein no-brainer. Die ersten Transfers waren Perspektivtransfers und auch ok. Aber nach Tobol...? 4 Mio. für einen Spieler aus Argentinien, der mit Sicherheit ein Jahr brauchen wird? In der Situation? Hat man nun Verstärkungen gesucht oder Investments für Weiterverkauf? Die Frage steht für mich offen.
Dann musste man halt erneut Geld in den FCB buttern, damit er nicht Bankrott geht. Und da kommt schon das erste, wo mein Anfangs erwähntes Vertrauen anfängt zu bröckeln. Man gab früher schon über eine Briefkastenfirma, dessen Aktien man selber besitzt, einen Kredit an die Holding, der weiter an die AG floss. Und man gab zu, dass man Anfangs keinen Zins, sondern eine Beteiligung an Spielerverkäufen im Sinn hatte. DA fängt mein Problem an. Ich bin froh, hat man Leute, die im Stillen den FCB im Notfall retten. Danke. In Basel geschieht gerne mal was ohne grosse Publicity, mer sind jo nit in Ziiri. Vertrauen. Woher weiss ich jetzt, dass die Bedingungen für die 8 Mio. weiter an 2.5% geknüpft sind? Warum hat man nicht einfach normal einen Kredit aufgenommen? Und dann sehe ich eine Reihe von Briefkastenfirmen. Das weckt _kein_ Vertrauen.
Trotzdem vertraue ich den Reys vorerst mal.
Aber keines in das Gesamtkonstrukt. Und keines in DD.
So hat sich meine Stimmung verändert. Und das fing im Sommer mit Vogel an. Seine PK nach der hirnrissigen Schulle Entlassung. Das Verhalten von Vogel und DD in der PK. Da wurden die Alarmglocken das erste mal aktiv.
Danke für die ausführliche Antwort. Alles sehr nachvollziehbar. Und geht mir leider grundsätzlich fast überall auch so.
Für mich ist seit dem Burgener-Debakel (dem ich auch sein FCB-Herz nicht absprechen möchte) sowieso alles unsicher, was die Zukunft des FCB betrifft. Degens Übernahme war und bleibt für mich die Kröte, die man schlucken musste. Und dass nun solche finanziellen Spielchen aufgedeckt werden konnte, ist für mich irgendwo auch eine Bestätigung, dass es gut war, den (Teil-)Verkauf ins Ausland zu verhindern. Wären bei solchen Konstrukten überhaupt noch Kontrollen seitens der Fans möglich? Was auch immer Degen und der VR vorhatten, die Fans konnten - denke ich zumindest blauäugig - noch Einfluss darauf nehmen. Druck machen. Präsenz markieren. Trotz dieser Geschichte denke ich also, dass der FCB immer noch besser dasteht, als er es potenziellerweise bei einem Centricus-Deal gewesen wäre (bleibt natürlich eine Einschätzung, mit Sicherheit kann das ja niemand wissen).
Bislang habe ich auch die mühsamen Transfergeschichten (Leih-Strategie, (zu) viele Transfers) als Folge des Umbruchs und der von BB verursachten finanziellen Schwierigkeiten betrachtet und geschluckt/akzeptiert. Damit auch das sportliche Tief. Anfangs Saison hatte ich auch den Eindruck, dass eine neue Phase eingeläutet wird. Mit Schmid und Fast-Jashari sowie 2-3 weiteren Talenten und Schulle als Trainer sah das doch eigentlich ganz gut aus - bis zum ganzen Schlusstransfer- und Schulle-Vogel-Fiasko.
Dann kamen plötzlich Gerüchte über einen Verkauf (sogar ins Ausland wurde angetönt) oder Untergang des FCBs. Armanis Posts finde ich bis heute schwierig/heikel, wenn es auch gut und wichtig war, dass diese Geschichten aufgedeckt wurden.
Unter dem Strich bleibt einerseits der Eindruck, dass in den letzten Jahren Dinge passiert sind, die wichtig waren für den Club, wenn es auch für böse Stimmung sorgte. Der Club scheint mir eigentlich gesünder unterwegs zu sein (obschon dann doch zu viel geklotzt wurde bei den Transfers). Und anstelle des angetönten/befürchteten Verkaufs/Kollaps des FCBs die Nachricht, dass finanzielle Mittel reingebuttert wurden, als es nötig war.
Dass Degen aus Liebe zum Verein agiert, glaubte ich nie. Dass er hofft, finanziell etwas herausholen zu können, ist definitiv der Fall. Dass er es soweit bringt, dass er dem FCB schadet, glaube ich hingegen nicht. Die ganze Geschichte hat diesbezüglich aber definitiv keine Beruhigung gebracht und ich verstehe alle, die genau dies befürchten oder ihm das unterstellen.
Ich bin froh über viele kritische Beiträge hier drinnen, etwa wenn Leute mit Finanzkenntnissen die Jahresbilanz analysieren können. Gleichzeitig sind auch viele hier drinnen bereit, sofort jedes noch so kritische Gerücht (z.B. Pauls unsäglicher Bericht) für bare Münze zu nehmen. Da habe ich dann auch Mühe damit. Es ist zum Teil natürlich selbstverschuldet - die Kommunikation der Ära DD ist und bleibt ein Ärgernis.
Letzten Endes bleibt uns - denke ich - nicht viel anderes übrig, als weiterhin kritisch auf der Hut zu sein. An solchen Anlässen wie gestern Abend dabei zu sein, Präsenz markieren. So lange der FCB nicht in ausländischen Händen ist, kann diese kritische Fan-Präsenz - so meine idealistische Sicht - als Korrektiv wirken.