Aficionado hat geschrieben: 01.11.2023, 18:43
Somnium hat geschrieben:@Aficionado
Ja, alte Fasnacht…heute hat Ölbert das revidierte Jagdgesetz so angepasst, dass Wölfe ab sofort auch präventiv geschossen werden dürfen. Er war sich an der Medienkonferenz nicht zu dumm, die alte Mär weiterzuerzählen, dass Wölfe sonst auch für Menschen zur Bedrohung werden können.
Dass mit dieser Anpasung die Wolfpopulation weiter zunehmen wird, wenn interessieren von der SVP schon Fakten. Wenn interessieren da schon Erfahrungswerte aus zum Beispiel Kanada? Sicher nicht Ölbert. Und die Walliser Jäger, die ihre Abschusswünsche bereits vor dem heutigen Tag beim UVEK deponieren durften, auch nicht.
Umstrittenes Jagdgesetz - Umweltminister Rösti gibt den Wolf zum Abschuss frei
https://www.bazonline.ch/jagdgesetz-bun ... 5337135576 (Abo-frei!)
Ich kenne die Situation in Kanada nicht. Kanada kannst du aber nicht mit der zersiedelten Schweiz gleichsetzen. In der zersiedelten Schweiz haben Raubtiere leider keinen Platz mehr.
Jedes Gebiet mit Rudel ist besetzt. Schiesst man ein Rudel, wird das verwaiste Revier sofort vom Nachbarsrudel übernommen und die Geburtenrate steigt zuerst einmal an. Und wenn man nur den Leitwolf schiesst, ähnlicher Effekt, weil das neue dominante Männchen…In der Schweiz werden die Wölfe ohne das Gesamtbild zu berücksichtigen geschossen. Was es bräuchte: Ein Rudelmanagement. 300 Wölfe hierzulande, das ist ein Problem. Auch für die Wölfe. Aber es ist reine Pflästerlipolitik, wenn man Abschüsse am Nutztierriss festmacht. Quasi den Wolf dafür bestraft, ein Wolf zu sein.
Dazu kommt, das Wölfe das Wild regulieren. Also „Baumschädlinge“ eindämmen. Nicht ganz unwichtig, wenn man CO2-Speicher mehr denn je braucht. Und genau darum ist Ölbert im UVEK der falsche Chef. Der kapiert ökologische Zusammenhänge nicht und dient der Bauern-Lobby, die gerne das Argument der Alpbeweidungswirtschaft bedient. Überdüngte Böden auch in den Hochalpen: Super!
Hauptsache: Die Nutztiere reifen günstig und mit möglichst wenig Personalaufwand zu lukrativen Fleischlieferanten heran. Und wie wenn das noch nicht genug ist, bekommen die Bauern Abermillionen von Subventionsgeldern, damit sie ja nichts ändern müssen an ihrem Verhalten und den Städtern (die das Geld zahlen!) weiterhin vorwerfen dürfen, sie würden den Bauern das Leben schwer machen.
Dass es ausgerechnet ein SVP-Kasper ist, der jetzt den Volkswillen negiert, ist umso tragischer nach dem „Wahlsieg“ vor zwei Wochen. Und macht das Anliegen drängender, endlich einen Bundesrat mit GPS-Zugehörigkeit zu wählen.
(Mich hat man seinerzeit mit dem ZS eine Woche in Kandersteg stationiert, damit die Bergbauern, denen das Land gehörte, gratis Arbeitskräfte bekamen, die den Auftrag hatten, Baumschösslinge auszureissen, damit die Weiden nicht verwaldeten…)