Werter footbâle, in der Verurteilung der Forderung nach NATO Kriegsbeteiligung stimme ich dir zu. Dennoch möchte ich dir zu einigen anderen Punkten Gegenargumente liefern.
footbâle hat geschrieben: 17.11.2022, 21:17…
1) Ein "Sieg" der Ukraine gegen die Armee der Russischen Föderation mit konventionellen Waffen ist unwahrscheinlich bis unmöglich, egal was der Westen noch zu liefern bereit ist.
Die Ukraine hat ein klares Ziel formuliert: Die Russend aus dem eigenen Land hinauszudrängen und die territoriale Integrität wieder herzustellen. Ich halte dies nicht für unmöglich, aber für schwierig.
Was hat Russland für ein klares Ziel formuliert? Indem sie es schwammig, resp. offen lassen, können sie es laufend ändern und versuchen, sich als «Sieger» oder zumindest nicht als «Verlierer» dazustellen. Es braucht aber nicht allzu viel Phantasie um anzunehmen, dass die ursprünglichen Ambitionen Russlands höher lagen und laufend nach unten korrigiert wurden. Denazifizierung (forcierter Regierungswechsel?), Befreiung (des ganzen Staatsgebietes oder einiger Oblasten?), Referenden, Eingliederung, etc. Der Trend zeigt doch deutlich, dass die Russen weder unbesiegbar, noch ihre Forderungen durchzusetzen im Stande sind. Ansonsten hätten sie diese vermutlich klar formuliert und nicht laufend angepasst.
footbâle hat geschrieben: 17.11.2022, 21:17 2) Die Solidarität des Westens mit der Ukraine wird erodieren, je länger der Konflikt dauert. Dieser Prozess hat schon begonnen.
Schwindende Solidarität mit der Ukraine muss nicht zwingend in einem Abbruch ihrer Unterstützung münden, sie könnte auch zu einem Hass gegen die imperialistischen Ambitionen Russlands führen. Einige Kommentare hier legen jedenfalls nahe, dass auch dieser Prozess bereits begonnen hat.
footbâle hat geschrieben: 17.11.2022, 21:17 3) Ein Konflikt mit diesem Eskalationspotenzial kann nur am Verhandlungstisch gelöst werden. Dazu müsste sich aber auch die Ukraine bewegen. Sie macht bislang leider keine Anstalten, das zu tun. -> Zurück zu Punkt 2)
Jeder Konflikt kann nur durch Verhandlung
gelöst werden. Mit Gewalt löst man vielleicht die Spannung eines Konflikts, indem man den Gegner und mit ihm den Konflikt aus der Welt schafft (aka vernichtet), aber man löst damit nicht wirklich einen Konflikt. Auch Ignorieren oder Aufschieben löst keine Konflikte, sondern verringert höchstens das damit verbundene Leid.
Ich sehe es auch so, dass schlussendlich eine Verhandlung diesen Konflikt beenden (und hoffentlich auch lösen) wird. In den kriegerischen Handlungen werden die Verhandlungspositionen ausgefochten und wie ich die Lage bisher beurteile, verschlechtert sich Russlands Verhandlungsposition zusehends. Aus meiner Sicht sollte die Ausgangslage dergestalt sein, dass das Verhandlungsergebnis die imperialistische Aggression Russlands unter keinen Umständen «belohnt».
Ein vorstellbares Szenario wäre, dass sich Selenskyj politisch «opfert», indem er in Verhandlungen zu Gunsten des Friedens vor seinen Maximalforderungen (Staatsgebiet vor 2014, also inkl Krim), Reparationszahlungen, etc. zurückweicht und zu einigen Zugeständnissen bereit wäre. Dies könnte ihn nach dem Krieg vermutlich die Unterstützung von Teilen der Ukrainer kosten, welche aktuell in erster Linie wegen der Bedrohung von Aussen hinter ihm steht.
Aber wie bereits gesagt hielte ich es für wichtig, dass der in diesem Jahr offen geführte Krieg sich nicht als für die Russen «lohnenswert» herausstellen darf. Daher halte ich auch jede eigenständige Verbesserung der Ukrainischen Verhandlungsposition zur Erreichung ihrer klar definierten Ziele, für angebracht und unterstützenswert. Und ich sehe noch nicht, dass die Ukraine bereits in dieser Position wäre, sehe aber, dass die Russische Position sich noch weiter verschlechtern könnte.