Faniella Diwani hat geschrieben: 01.04.2022, 22:43Es ist auch eine Frage der Bauweise. Man kann Dinge so bauen dass sie Langlebig sind. Man kann Dinge so bauen das defekte Komponenten leicht ausgetauscht werden können. Klar. Das kostet. Was aber einen guten Teil der Kosten ausmacht sind die Ersatzteilpreise, die mit dem CH-Zuschlag von 200%.
Meine Expressomaschine hatte eine rinnende Kolbendichtung. Preis des Ersatzteils in DE: 6 Euro plus Porto. Keine Lieferung in die Schweiz. Preis in der Schweiz: 22 CHF plus Porto. Kein Scherz. Flicken war mit Ersatzteil kein Problem aber dieser CH-Zuschlag ist zum kotzen.
Wenn der Hersteller zur Reparatur verpflichtet wäre, würde er vermutlich auf diverse Margen verzichten. Diese Motivation scheint nicht wirklich vorhanden zu sein, wenn er die Ersatzteile in Verkauf bringt. Zumal er sich ja dadurch um einen frühzeitigen Neukauf bringt.
Ich hab mal vor Ewigkeiten auf DRS3 (war vermutlich wirklich noch vor der Umbenennung auf SRF3) eine Sendung gehört, bei der es um faire Löhne in der Textilbranche ging. Da wurde die Frage beantwortet, wieviel mehr Geld pro Jeans nötig wären, damit alle Beteiligten der Produktionskette einen landesspezifischen existenzsichernden Minimallohn erhalten würden. Kann mich nicht mehr an die genaue Zahl erinnern, aber sie war so absurd tief, dass jeder von uns diesen Aufschlag nicht einmal bemerkt hätte und falls doch, ihn bereitwillig und mit Freuden bezahlt hätte (–.50 bis 2.– Aufschlag auf eine 90.–Jeans). Das Problem sei aber, dass v.a. die Löhne der ersten Produktionsschritte ausbeuterisch sind. Weil nun aber von der Baumwolle bis zur Jeans im Laden ständig Margen draufgerechnet werden, würde der Endpreis am Ende zwischen 150 bis 200.– betragen und somit schien das
unumsetzbar … ich dachte nur «WTF?‽!».*
*Ich kann mich wirklich nicht mehr an die Zahlen erinnern, aber die Zahlenbeispiele illustrieren die ungefähre Grössenordnung.
Würde mich daher nicht erstaunen, wenn man auch bei den Ersatzteilen nicht in der Lage ist, ausserhalb bekannter Margen zu denken, solange man diese am Ende nicht selber bezahlen muss.
Wenn mit Erfolg belohnt wird, dass ein Produkt so billig und kurzlebig wie möglich ist, um gerade noch gekauft zu werden, ohne dass der Kunde im Anschluss die Marke wechselt … und wenn Erfolg mit langlebigen Produkten schwieriger ist, weil man ständig neue Kunden gewinnen muss (die bestehenden Kunden benötigen ja noch keinen Ersatz) und dies durch die höheren Preise auch erschwert wird … dann stimmt doch etwas an den Leitplanken des Marktes und/oder der Gesellschaft nicht.