Lällekönig hat geschrieben: 19.11.2021, 15:29
Triage
Ich begreife, wenn denjenigen, die viel beitragen und unter den Massnahmen leiden irgendwann einmal der Geduldsfaden reisst, weil einige sich immer noch mehr Freiheiten herausnehmen, als es die Lage mit Rücksicht auf die Spitäler zulassen würde. Immunnaiv-bleiben-wollen ist so eine unverständliche Freiheit, die sich einige heraus bedingen. Wenn sich ein Genesener nicht impfen lassen möchte ist mir das herzlich egal. Wenn es jemand aus gesundheitlichen Gründen nicht kann, dann ist das halt so. Aber alle anderen verhalten sich in dem Moment und in dieser einen Frage unsolidarisch. Egal wie sie es begründen oder wie solidarisch sie sich sonst verhalten.
Ich hätte den BaslerBasilisk nicht vor 9 Monaten gesteinigt und würde es auch heute nicht tun. Der Impfstatus kann aber innerhalb einer strukturierten Triage nicht direkt zu einer verwehrten Versorgung bei Knappheit führen. Das wäre eine politisch oder ideologisch motivierte unethische Selektion.
Vereinfacht gilt: Die Triage verteilt in einer Mangellage die Ressourcen gemäss Überlebenschance ein. Und da ein junger Ungeimpfter die bessere Überlebenschance haben kann als ein alter Geimpfter, müsste klar sein, wo das Problem liegt.
Abgesehen davon, wie soll denn der Prozess bei einem Notfall ablaufen? Zuerst feststellen, ob der Notfall eine Folge von Covid-19 ist oder unabhängig von Covid-19 ausgelöst wurde? Nur die Symptome oder ein Schnelltest und/oder PCR? Oder doch gleich mit dem Impfstatus anfangen?
Abgesehen davon müsste man wohl erst die Verfassung ändern, bevor ein entsprechendes Gesetz diese Art von Selektion (denn es wäre keine Triage) überhaupt zuliesse. Ich staune immer wieder, wie schnell die Motivation abnimmt, eine scheinbar naheliegende Lösung zu Ende zu denken, solange es nur die «schuldigen» anderen trifft und nicht einem selbst.
Danke! Sehr gut geschrieben.
Die Triage würde tatsächlich Eigenverantwortung zum Funktionieren bringen und das Problem wäre grösstenteils gelöst.
Umsetzbar ist es aber nicht. Die Ärzte haben die Anweisung Leben zu retten und nach Überlebenschance zu triagieren. Das geht schon fast in Richtung Ehrencodex oder Eid.
"Dummerweise" sind die Überlebenschancen im mittleren Alter mit Covid-19 sehr gut bei guter Pflege. Gute Pflege heisst ein entsprechendes Bett mit riesigem Team, Medis, Gerätschaften und zweiwöchigem Aufenthalt. Da die Prognose dafür aber gut ist und besser als bei anderen Fällen, priorisieren die Ärzte weiterhin ungeimpfte Covidler. Zudem kann man geplante Aufenthalte "einfach" verschieben, auch wenn dies ebenfalls Konsequenzen hat.
Da müsste man schon eine gesetzliche Vorgabe liefern, wo dann die Ärzte auch nicht unbedingt happy wären.
Einzige Lösung aus meiner Sicht (die aber auch eine Anpassung des Covid Gesetzes verlangen würde):
Ausstellung eines Zertifikats bei Verzichtserklärung auf eine Behandlung mit Covid-19. Ich denke wenn die Ungeimpften sowas unterschreiben müssten, würden sie sich auch tatsächlich über Risiken und Chancen informieren und damit auseinandersetzen. Dann würden sie eigentlich auch zum Entschluss kommen zu impfen. Wäre zumindest meine Hoffnung.
Ob das nun ethisch korrekt ist? Keine Ahnung. Für mich ist es aber eine umsetzbare Lösung. Vor allem mangels Alternativen. Denn was ist sonst realistisch oder besser? Impfpflicht? So weiter wie bisher mit Massnahmen für die nächsten 10 Jahre?